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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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lächelte freundlich, verriet mir, dass ihr Name Teddy und sie Meyer Lanskys Ehefrau war, und dann führte sie mich durch ein Wohnzimmer und eine Glasschiebetür hindurch auf einen umlaufenden Balkon hinaus.
    Lansky saß auf einem Korbsessel und starrte hinaus auf die See wie einst Knut, der Wikingerkönig.
    «Man kann sie nicht sehen», sagte er. «Die See, meine ich. Aber man kann sie sehr deutlich riechen. Und man kann sie hören. Hören Sie. Hören Sie sich das an.» Er hob den Zeigefinger, als wollte er meine Aufmerksamkeit auf das Lied einer Nachtigall am Berkeley Square richten.
    Ich lauschte pflichtergeben. In meinen unzuverlässigen Ohren klang es wie einfaches Meeresrauschen.
    «Wie die See sich vom Ufer zurückzieht und dann einen erneuten Anlauf nimmt. Alles auf dieser lausigen Welt ändert sich, ständig und in einem fort, aber nicht dieses Geräusch. Es klingt seit Tausenden von Jahren immer gleich. Und es ist ein Geräusch, dessen ich niemals überdrüssig werde.» Er seufzte. «Obwohl es Zeiten gibt, da bin ich beinahe alles leid. Geht es Ihnen auch so, Gunther? Sind Sie manchmal auch einfach alles leid?»
    «Leid? Mr. Lansky, es gibt Zeiten, da bin ich alles so leid, dass ich glaube, ich bin tot. Wäre nicht die Tatsache, dass ich einigermaßen gut schlafe, mein Leben wäre beinahe unerträglich.»
    Ich gab ihm seine Zigaretten. Er wollte seine Geldbörse zücken, doch ich kam ihm zuvor. «Lassen Sie nur», sagte ich zu ihm. «Ich mag die Vorstellung, dass Sie mir Geld schulden. Es fühlt sich sicherer an, als wäre es andersherum.»
    Lansky grinste. «Möchten Sie einen Drink?»
    «Nein danke. Ich möchte einen klaren Kopf bewahren, wenn ich mit Luzifer über geschäftliche Dinge rede.»
    «Bin ich das? Luzifer?»
    Ich zuckte die Schultern. «Man muss selbst einer sein, um einen anderen zu erkennen, schätze ich.» Ich sah ihm zu, wie er sich eine Zigarette anzündete, und fügte hinzu: «Das ist doch wohl der Grund meines Hierseins? Geschäfte? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie mit mir in Erinnerungen schwelgen wollen, was für ein großartiger Bursche Max doch gewesen ist.»
    Lansky musterte mich aus zusammengekniffenen Augen.
    «Vor seinem Tod hat Max mir alles über Sie erzählt», sagte er. «Oder zumindest alles, was er wusste. Gunther, ich will gleich zur Sache kommen. Es gab drei Gründe, aus denen Max wollte, dass Sie für ihn arbeiten. Sie sind ein ehemaliger Cop, Sie kennen sich aus mit Hotels, Sie stehen keiner der Familien nahe, die hier in Havanna Geschäfte machen. Ich habe zwei dieser Gründe und einen dritten eigenen, die mich zu der Überzeugung gelangen lassen, dass Sie der richtige Mann sind, um herauszufinden, wer Max ermordet hat. Nein, bitte hören Sie mich an. Was wir uns hier in Havanna unter keinen Umständen leisten können, ist ein Bandenkrieg. Es ist schon schlimm genug, dass wir die Rebellen haben. Noch mehr Scherereien können wir nicht gebrauchen. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass die hiesige Polizei ordentliche Ermittlungen anstellt. So viel haben Sie sicher selbst heute Morgen bei Ihrer Unterhaltung mit diesem Sanchez herausgefunden. Im Grunde genommen ist er gar kein schlechter Cop. Aber mir hat die Art und Weise gefallen, wie Sie mit ihm geredet haben, Gunther. Ich habe das Gefühl, dass Sie niemand sind, der sich leicht einschüchtern lässt. Nicht von Cops jedenfalls. Und nicht durch mich oder meine Geschäftspartner. Wie dem auch sei, ich habe mit einigen der anderen Gentlemen gesprochen, die Sie gestern Abend kennengelernt haben, und wir alle kamen darin überein, dass wir es lieber sehen, wenn Sie den Mord an Max untersuchen, statt der General Manager des Saratoga zu werden, wie Sie und Max ausgemacht hatten. Hauptmann Sanchez wird Ihnen Unterstützung gewähren. Sie haben sozusagen freie Hand. Wir wollen auf diese Weise jeglichen Streit unter den Geschäftspartnern vermeiden. Wenn Sie das machen, Gunther, wenn Sie diesen Mord aufklären, dann schulde ich Ihnen mehr als zwei Päckchen Zigaretten. Zum einen zahle ich Ihnen, was Max zu zahlen bereit war, und zum anderen haben Sie mich als Ihren Freund. Denken Sie darüber nach, bevor Sie nein sagen. Ich kann ein sehr guter Freund sein, wenn man mir einmal einen Gefallen erwiesen hat. Jedenfalls, meine Geschäftspartner und ich, wir sind uns einig. Sie können überallhin. Sie können jeden befragen. Die Bosse. Die Soldaten. Wohin auch immer die Spur Sie führt, okay? Sanchez wird sich nicht

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