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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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von Regierungsvertretern und Polizeibeamten erschienen, einschließlich Hauptmann Sanchez. F. B., Max' Partner im Hotelgeschäft, war nicht gekommen aus Angst vor einem Attentatsversuch. Jedenfalls erfuhr ich das hinterher von Sanchez.
    Noreen und Dinah kamen ebenfalls nicht. Nicht, dass ich damit gerechnet hätte. Noreen kam nicht aus dem einfachen Grund, dass sie Max genauso sehr gefürchtet wie verachtet hatte. Und Dinah erschien nicht, weil sie bereits in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt war. Weil es genau das war, was ihre Mutter von Anfang an gewollt hatte, nahm ich an, dass Noreen einfach zu glücklich war, um sich auf der Beerdigung von Reles zu zeigen. Möglicherweise war sie wieder mit Lopez an den Strand gefahren. Es war mir egal. Es ging mich nichts an. Jedenfalls sagte ich mir das wieder und wieder.
    Während die Träger den Sarg langsam zum offenen Grab trugen, erschien Sanchez neben mir. Wir waren zwar immer noch keine Freunde, doch ich fing allmählich an, ihn zu mögen.
    «Wie heißt nochmal die deutsche Oper, in der der Mörder vom Opfer angezeigt wird?», fragte er.
    «Götterdämmerung», antwortete ich. «Von Richard Wagner.»
    «Vielleicht haben wir ja Glück», sagte er. «Vielleicht zeigt uns Reles, wer sein Mörder war.»
    «Ich frage mich, welchen Bestand das vor Gericht hätte.»
    «Wir sind hier in Kuba, mein Freund», sagte Sanchez. «In diesem Land glauben die Menschen selbst heute noch an Baron Samedi.» Er senkte die Stimme. «Wo wir gerade vom Voodoo-Meister des Todes reden, wir haben heute unsere eigene Kreatur aus der unsichtbaren Welt bei uns. Den, der die Seelen aus dem Land der Lebenden zum Friedhof geleitet. Ganz zu schweigen von zweien seiner finstersten Avatare. Sehen Sie den Mann in der beigefarbenen Uniform, der aussieht wie ein jüngerer Francisco Franco? Das ist Colonel Antonio Blanco Rio, der Chef des kubanischen militärischen Geheimdienstes. Glauben Sie mir, Senor, dieser Mann hat mehr Seelen in Kuba verschwinden lassen als jeder Voodoo-Geist. Der Mann zur Linken von Rio ist Colonel Mariano Faget von der militia. Während des Krieges war Faget der Leiter einer Spionageabwehreinheit. Er hat erfolgreich mehrere Nazi-Agenten enttarnt, die den deutschen U-Booten die Bewegungen kubanischer und amerikanischer Schiffe gemeldet haben.» «Was wurde aus ihnen?»
    «Sie wurden von einem Standgericht erschossen.» «Interessant. Und der dritte Mann?»
    «Das ist Colonel Fagets Verbindungsoffizier zur cia, Teniente Jose Castano Quevedo. Ein äußerst unangenehmer Zeitgenosse.» «Warum sind sie hergekommen?»
    «Um dem Toten ihre Ehre zu erweisen natürlich. Es ist so gut wie sicher, dass der Präsident Ihren Freund Max von Zeit zu Zeit bat, diese Männer zu belohnen, indem er dafür Sorge trug, dass sie in seinem Kasino gewannen. Die meiste Zeit müssen sie sich nicht einmal die Mühe machen zu spielen. Sie gehen einfach in den Privaten Salon des Hotel Saratoga - oder in eines der anderen Kasinos -, sammeln eine Handvoll Chips von den Spieltischen und tauschen sie in Bargeld um. Senor Reles wusste genau, wie man Männer wie diese drei behandeln musste. Sie werden seinen Tod mit Sicherheit sehr persönlich nehmen. Schon allein deswegen haben sie ein Interesse am Fortschreiten Ihrer Ermittlungen.»
    «Tatsächlich?»
    «Absolut, Senor. Es mag Ihnen nicht ganz klar sein, aber Sie arbeiten nicht allein für Meyer Lansky, sondern auch für diese drei.» «Das ist ein tröstlicher Gedanke.»
    «Sie sollten sich vor Teniente Quevedo in Acht nehmen, Senor. Er ist sehr ehrgeizig, und das ist eine ziemlich gefährliche Eigenschaft bei einem Polizeibeamten hier in Kuba.»
    «Sind Sie denn nicht ebenfalls ehrgeizig, Hauptmann Sanchez?»
    «Normalerweise schon. Aber nicht jetzt. Ich werde nach der Wahl im Oktober wieder ehrgeizig sein. Bevor ich nicht weiß, wer gewinnt, gebe ich mich damit zufrieden, so wenig wie möglich aufzufallen. Abgesehen davon ... der Teniente hat mich gebeten, Sie im Auge zu behalten.»
    «Das erscheint mir anmaßend», sagte ich. «Ihr Dienstgrad ist höher.»
    «In Kuba sagt der Dienstgrad wenig über die Bedeutung einer Person aus. Beispielsweise ist General Canizares der Chef der Staatspolizei, doch jeder weiß, dass in Wirklichkeit Blanco Rio und Colonel Piedra, der Chef unserer Ermittlungsbehörde, die Fäden in den Händen halten. Bevor er zum Präsidenten gewählt wurde, war Batista der mächtigste Mann in Kuba. Jetzt, wo er El Presidente ist, ist er das

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