Die Adlon - Verschwoerung
ist», führ Noreen fort. «Als hätte sie ihn überhaupt nicht geliebt. Hat nicht einer dieser Mafia-Typen misstrauisch reagiert, weil sie nicht auf der Beerdigung war? Als wäre ihr Max egal?»
«Ich denke, die meisten Leute dachten, dass sie zu aufgelöst war, um zur Beerdigung zu gehen.»
«Das ist es, worauf ich hinauswill, Bernie. Sie war nicht aufgelöst. Und das ist der Grund, aus dem ich nervös bin: Wenn die Mafia zu der Schlussfolgerung gelangt, dass Dinah etwas mit seinem Tod zu tun haben könnte, wird man vielleicht etwas unternehmen. Ihr jemanden hinterherschicken.»
«Ich glaube nicht, dass es so funktioniert, Noreen. Im Augenblick sind sie viel nervöser wegen der Möglichkeit, dass Max Reles von einem ihrer eigenen Leute ermordet worden ist. Verstehst du? Sollte sich herausstellen, dass einer der anderen Hotel- und Kasinobesitzer hinter dem Mord gesteckt hat, könnte es zu einem Bandenkrieg kommen. Das wäre äußerst schlecht fürs Geschäft und ganz bestimmt das Letzte, was sie wollen. Abgesehen davon haben sie mich gebeten herauszufinden, wer der Mörder von Max ist.»
«Der Mob hat dich gebeten, den Mord an Max zu untersuchen?»
«Ich als ehemaliger Kriminalbeamter bei der Mordinspektion, ja.»
Noreen schüttelte den Kopf. «Warum ausgerechnet dich?», wollte sie wissen.
«Ich schätze, weil sie mir Objektivität zutrauen. Weil sie mich für unabhängig halten. Unabhängiger als die kubanische militia. Dinah ist neunzehn Jahre alt, Noreen. Sie ist ein verwöhntes, egoistisches kleines Miststück. Aber sie ist keine Mörderin. Abgesehen davon braucht es gewisse Fähigkeiten, um im achten Stock über eine Brüstung zu klettern und kaltblütig sieben Schüsse auf einen Mann abzufeuern, meinst du nicht auch?»
Noreen nickte und starrte in die Ferne. Sie ließ ihre zweite Zigarette halb geraucht zu Boden fallen und steckte sich eine dritte an. Irgendetwas lag ihr immer noch auf dem Herzen.
«Ich kann dich beruhigen, Noreen. Dinah ist meiner Meinung nach vollkommen unschuldig.»
«Danke für deine Offenheit. Sie ist ein verzogenes Miststück, du hast völlig recht. Aber sie ist meine Tochter, und ich tue absolut alles für ihre Sicherheit.»
«Ich weiß.» Ich schnippte meine Zigarre in Richtung Brunnen. Sie traf eine der Nymphen am nackten Hinterteil und fiel von dort ins Wasser. «Ist das wirklich alles, was du mir sagen wolltest?»
«Ja», antwortete sie. Sie überlegte sekundenlang. «Das heißt, nein. Es ist nicht alles, verdammter Kerl.» Sie biss sich auf die Unterlippe. «Ich weiß überhaupt nicht, warum ich mir die Mühe mache und versuche, dich zu täuschen. Manchmal denke ich, du kennst mich besser, als ich mich selbst kenne.»
«Die Möglichkeit besteht immer.»
Sie schnippte ihre dritte Zigarette weg, öffnete ihre Handtasche, zog ein kleines passendes Taschentuch hervor und schnauzte sich damit die Nase. «Kürzlich, als du im Haus warst», sagte sie. «Als du gesehen hast, wie Fredo und ich vom Strand in Playa Mayor zurückgekommen sind. Ich schätze, du hast erraten, dass er und ... dass wir zusammen waren. Dass wir, nun ja, intim geworden sind.»
«Ich versuche es dieser Tage gar nicht erst mit Vermutungen. Insbesondere, wenn es um Dinge geht, über die ich nicht das Geringste weiß.»
«Fredo mag dich, Bernie. Er ist dir sehr dankbar. Weil du ihn auf die Straßensperre hingewiesen hast.» «Oh, ich weiß. Das hat er mir gesagt.»
«Du hast ihm das Leben gerettet. Es war mir damals nicht sofort klar. Deswegen habe ich mich auch nicht richtig bedankt. Was du getan hast, war sehr mutig.» Sie schloss die Augen. «Ich bin nicht wegen Dinah hergekommen, Bernie. Oh, vielleicht wollte ich, dass du mich beruhigst und mir sagst, dass sie es nicht getan haben kann, aber ich hätte es gewusst. Eine Mutter spürt so etwas. Sie hätte so etwas nicht vor mir verheimlichen können.»
«Weswegen bist du dann hergekommen?»
«Es geht um Fredo. Er wurde verhaftet. Von der sim ... der kubanischen Geheimpolizei. Man wirft ihm vor, Aureliano Sanchez Arango, dem früheren Erziehungsminister unter der Regierung von Carlos Priö Socarräs, bei der illegalen Einreise nach Kuba geholfen zu haben.»
«Und? Hat er?»
«Nein, selbstverständlich nicht. Allerdings war er bei seiner Verhaftung mit jemandem von der aaa zusammen, einer der führenden politischen Gruppierungen der Opposition. Fredos Loyalität gilt jedoch Castro und den Rebellen auf der Isla de Pinos.»
«Ich bin sicher, wenn er
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