Die Adlon - Verschwoerung
Angelegenheit.»
«Da irren Sie sich, Senor Hausner. Es ist nicht Ihre Angelegenheit.» Er lächelte. «Ich bin sicher, es geht um die Angelegenheiten von Senor Lopez. Alfredo Lopez. Und angesichts der Umstände auch um die von Senora Eisner. Aber Ihre Angelegenheiten, Senor Hausner? Nein, da irren Sie sich.»
«Jetzt sind Sie derjenige, der wie die geschälte Ananas aussieht, Capitän.»
«Dann wird es wohl so sein. Sehen Sie, Senor Hausner, ich habe im September 1950 meinen Abschluss in Jura gemacht. Zusammen mit Fidel Castro und Alfredo Lopez. Im Gegensatz zu Fidel waren Alfredo und ich politisch unbeschlagen. Naiv. In jenen Tagen gab es zwischen der Universität und der Regierung von Ramón Grau San Martin enge Verbindungen, und ich war überzeugt, dass ich helfen konnte, einen demokratischen Wandel bei unserer Polizei zu bewirken, wenn ich nur selbst Polizist würde. Fidel dachte natürlich anders darüber. Nach Batistas Putsch im März 1952 erkannte ich, dass ich wahrscheinlich meine Zeit verschwendete. Ich entschloss mich, das Regime und seine Institutionen von nun an weniger unermüdlich zu verteidigen. Ich wollte versuchen, ein guter Polizeibeamter zu sein und nicht nur ein Instrument der Diktatur. Können Sie mir folgen, Senor?»
«Es mag Ihnen eigenartig erscheinen, aber ja. Ich kann Ihnen sogar sehr gut folgen.»
«Es ist natürlich nicht so einfach, wie es vielleicht klingt.»
«Auch das ist mir nicht unbekannt.»
«Ich musste bei mehr als einer Gelegenheit Kompromisse mit mir selbst eingehen. Ich dachte sogar daran, die militia zu verlassen. Doch es war Alfredo, der mich überzeugte, dass ich möglicherweise mehr Gutes erreichen konnte, wenn ich bei der Polizei blieb.» Ich nickte.
«Ich war es, der Noreen Eisner informiert hat, dass Alfredo verhaftet wurde und von wem. Sie hat mich gefragt, was zu tun wäre, und ich sagte ihr, ich wüsste nichts. Doch wie Sie sicher ebenfalls wissen, ist sie keine Frau, die leicht aufgibt, und weil ich von Ihrer alten Freundschaft mit Noreen wusste, schlug ich vor, dass Sie ihr helfen sollten.»
«Ich? Warum um alles auf der Welt denn das?»
«Ich muss gestehen, der Vorschlag war nicht ganz ernst gemeint. Ich war verärgert. Ich hatte mich über Senora Eisner geärgert, und ich hatte mich außerdem über Sie geärgert. Und ich war vielleicht auch ein wenig eifersüchtig auf Sie.»
«Eifersüchtig? Auf mich? Warum um alles in der Welt sollten Sie eifersüchtig auf mich sein?»
Capitän Sanchez rutschte nervös auf seinem Sessel herum und lächelte verlegen. «Mehrere Gründe», sagte er. «Die Art und Weise, wie Sie den Fall gelöst haben. Das Vertrauen, das Meyer Lansky in Ihre Fähigkeiten zu haben scheint. Ihre hübsche Wohnung am Malecon. Ihr Wagen. Ihr Geld, nicht zu vergessen. Ja, ich gebe es offen zu - ich war eifersüchtig auf Sie. Aber ich bin nicht so eifersüchtig, dass ich zulassen würde, was Sie allem Anschein nach vorhaben. Weil ich genauso offen zugeben muss, dass ich Sie mag, Hausner. Ich könnte nicht reinen Gewissens zusehen, wie Sie ahnungslos den Kopf in das Maul des Löwen stecken.» Er schüttelte den Kopf. «Ich habe ihr gesagt, dass mein Vorschlag nicht ernst gemeint war. Offensichtlich hat die Senorita mir nicht geglaubt und sich trotzdem an Sie gewandt.»
«Vielleicht habe ich meinen Kopf schon früher in Löwenmäuler gesteckt», sagte ich.
«Vielleicht. Aber bestimmt nicht in das Maul dieses Löwen. Alle Löwen sind anders.»
«Wir sind Freunde, richtig?»
«Ja. Ja, ich denke, doch. Aber wie Fidel immer zu sagen pflegte, man sollte niemandem vertrauen, bloß weil er ein Freund ist. Es war ein guter Rat. Sie sollten ihn beherzigen.»
Ich nickte. «Oh, sicher. Und glauben Sie mir, ich weiß das ganz genau. Ich kann sehr gut auf mich aufpassen. Ich bin ein absoluter Experte, was das Überleben angeht. Aber von Zeit zu Zeit überfällt mich dieser törichte Drang, für irgendjemanden etwas Gutes zu tun. Für jemanden wie Ihren Freund Alfredo Lopez beispielsweise. Und es ist eine Weile her, dass ich etwas Uneigennütziges getan habe.»
«Ich verstehe. Zumindest denke ich, dass ich anfange zu verstehen. Sie denken, indem Sie ihm helfen, helfen Sie ihr. Ist das richtig?»
«Etwas in der Art. Vielleicht.»
«Und wie, glauben Sie, könnten Sie einen Mann wie Teniente Quevedo davon überzeugen, dass er Lopez freilässt?»
«Das geht nur ihn und mich an. Es tut mir leid, Capitän.»
Sanchez seufzte. «Ich habe Sie eigentlich
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