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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Steuer fester und lenkte den Chevrolet über die Bankette von der Fahrbahn und zwischen den Bäumen hindurch. Ich trat auf die Bremsen, und der Wagen bockte wie ein Rodeobulle, wobei er mehr Staub aufwirbelte als der Exodus aus Ägypten. Ich schaltete den Motor ab und lehnte mich tatenlos zurück, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, für den Fall, dass der Teniente zu der nervösen Sorte gehörte. Ich wollte nicht erschossen werden, nur weil ich in die Brusttasche griff, um mir eine Zigarre anzustecken.
    Der Mannschaftswagen hielt hinter mir, und zwei Soldaten stiegen aus, gefolgt von Quevedo. Lopez blieb auf dem Rücksitz. Er würde nirgendwo hingehen, außer vielleicht in ein Krankenhaus. Ich beugte mich aus dem Fenster, schloss die Augen und streckte mein Gesicht für einen Moment in die Sonne, während ich den knackenden Geräuschen des abkühlenden Motorblocks lauschte. Als ich die Augen wieder öffnete, hatten die Soldaten Schaufeln aus dem Wagen geholt und warteten auf Anweisungen. Ich zeigte auf eine Stelle vor uns.
    «Sehen Sie diese drei weißen Felsbrocken?», sagte ich. «Graben Sie genau in der Mitte.»
    Ich schloss erneut die Augen, doch diesmal betete ich im Stillen, dass alles so aufging, wie ich es mir erhoffte.
    Quevedo kam zum Chevrolet. Er hatte seine Aktentasche dabei.
    Er öffnete die Beifahrertür und stieg zu mir in den Wagen. Dann kurbelte er das Fenster herunter, doch es reichte nicht aus, um mir den Geruch seines strengen Toilettenwassers zu ersparen. Einen Moment lang saßen wir wortlos da und beobachteten die beiden Soldaten beim Schaufeln.
    «Was dagegen, wenn ich das Radio einschalte?», fragte ich, indem ich die Hand nach dem Knopf ausstreckte.
    «Ich denke, Sie werden feststellen, dass ich mehr als genug Gesprächsstoff zu bieten habe», sagte Quevedo ominös. Er setzte seine Mütze ab und strich sich mehrmals durch das kurzgeschnittene Haar. Es klang, als würde jemand seine Schuhe polieren. Dann grinste er, irgendetwas an diesem Grinsen gefiel mir nicht. «Habe ich Ihnen eigentlich erzählt, dass ich ein Training beim cia in Miami absolviert habe?»
    Wir wussten beide, dass es keine richtige Frage war. Wenige seiner «Fragen» waren richtige Fragen. Meistens dienten sie ihm lediglich dazu, sein Gegenüber zu verunsichern, und er kannte die Antworten längst.
    «Ja, ich war sechs Monate lang dort, vergangenen Sommer. Waren Sie schon mal in Miami? Es ist wahrscheinlich die uninteressanteste Stadt, die man sich nur vorstellen kann. Es ist wie Havanna ohne Seele. Weder Fisch noch Fleisch. Wie dem auch sei, jetzt, wo ich wieder zurück bin, besteht eine meiner Aufgaben darin, mit dem Leiter des Büros der cia hier in Havanna zusammenzuarbeiten. Wie Sie sich vermutlich denken können, ist die amerikanische Außenpolitik getrieben von der Angst vor dem Kommunismus. Einer berechtigten Angst, wie ich hinzufügen möchte, angesichts der politischen Loyalitäten von Lopez und seinen Freunden auf der Isla de Pinos. Aus diesem Grund plant die cia, uns im nächsten Jahr bei der Einrichtung einer antikommunistischen Nachrichtenorganisation zu helfen.»
    «Genau was die Insel braucht», sagte ich. «Noch mehr Geheimpolizei. Verraten Sie mir, wie sich die neue antikommunistische Nachrichtenorganisation von der gegenwärtigen unterscheidet?»
    «Gute Frage. Nun, wir bekommen mehr Geld von den Amerikanern. Sehr viel mehr Geld. Das ist immer ein guter Anfang. Die neue Organisation wird außerdem direkt von der cia ausgebildet, ausgerüstet und beauftragt werden. Sie wird ausschließlich kommunistische Umtriebe identifizieren und unterdrücken, im Gegensatz zur sim, deren Aufgabe es ist, sämtliche Formen von politischer Opposition zu eliminieren.»
    «Das ist die Demokratie, von der Sie geredet haben, richtig?»
    «Nein, Sie liegen falsch mit Ihrem Sarkasmus», beharrte Quevedo. «Die neue Organisation wird direkt der größten und ältesten Demokratie der Welt unterstehen. Das sollte Ihnen zu denken geben, nicht wahr? Außerdem muss ich wohl nicht ausdrücklich erwähnen, dass der internationale Kommunismus nicht gerade berühmt ist für Toleranz gegenüber Opposition. In gewissen Grenzen bleibt einem nichts anderes übrig, als Gleiches mit Gleichem zu bekämpfen. Ich hätte wirklich gedacht, ausgerechnet Sie würden das begreifen und verstehen, Senor Hausner.»
    «Teniente, ich habe es ernst gemeint, als ich Ihnen sagte, dass es mich nicht freuen würde, dieses Land in der Hand der Kommunisten

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