Die Adlon - Verschwoerung
zu sehen. Aber das ist auch schon alles. Mein Name ist nicht Joseph McCarthy, sondern Carlos Hausner.»
Quevedos Lächeln wurde breiter. Er hätte gut die böse Schlange auf einer Kinderparty geben können. Wenn jemals Kinder in die Nähe eines Mannes wie Quevedo gedurft hätten.
«Ja, reden wir darüber, wollen wir? Über Ihren Namen, meine ich. Er lautet genauso wenig Carlos Hausner, wie Sie jemals ein ordentlicher argentinischer Staatsbürger waren, nicht wahr?»
Ich setzte zu einer Erwiderung an, doch er schloss die Augen, als wollte er keinen Widerspruch dulden, und klopfte auf die Aktentasche auf seinem Schoß. «Nein, wirklich. Ich weiß eine ganze Menge über Sie. Es ist alles hier drin. Ich habe eine Kopie der Akte, die die cia über Sie führt, Herr Gunther. Sehen Sie, nicht allein Kuba arbeitet jetzt mit den Vereinigten Staaten zusammen. Auch in Argentinien ist das so. Die cia ist genauso darauf bedacht, das Erstarken des Kommunismus in diesem Land zu verhindern, wie hier bei uns. Weil die Argentinier ihre eigenen Rebellen haben, so wie wir. Erst im vergangenen Jahr haben die argentinischen Kommunisten auf dem größten Platz von Buenos Aires zwei Bomben gezündet und sieben Menschen in den Tod gerissen. Doch ich greife vor. Als Meyer Lansky mir von Ihrer Vergangenheit beim deutschen Geheimdienst erzählte und dass Sie während des Krieges gegen den russischen Kommunismus gekämpft haben, war ich, wie ich gestehen muss, fasziniert. Ich beschloss, mehr über Sie herauszufinden. Selbstsüchtig habe ich mich gefragt, ob wir Sie nicht in unserem eigenen Krieg gegen den Kommunismus gebrauchen könnten. Also setzte ich mich mit dem Leiter der hiesigen cia in Verbindung und bat ihn, bei seinem Kollegen in Buenos Aires Nachforschungen über Sie anzustellen. Wir erfuhren eine ganze Menge. Wie es scheint, ist Ihr richtiger Name Bernhard Gunther, und Sie sind in Berlin geboren. Sie waren zuerst Polizeibeamter, dann bei der SS und schließlich beim militärischen Geheimdienst der Deutschen, der Abwehr. Die cia hat beim zusammen mit den Briten geschaffenen crowcass, dem Central Registry of War Criminals and Security Suspects, angefragt und beim Berlin Document Center. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Sie wegen irgendwelcher Kriegsverbrechen zur Rechenschaft gezogen werden sollen, doch wie es scheint, existiert ein von der Wiener Polizei ausgestellter Haftbefehl gegen Sie. Ein Haftbefehl wegen Mordes an zwei unglückseligen Frauen.»
Es erschien mir wenig sinnvoll abzustreiten, was er sagte, auch wenn ich in Wien niemanden ermordet hatte. Ich dachte, dass ich es trotzdem erklären sollte, um ihn politisch zu beruhigen.
«Nach dem Krieg», begann ich, «und wegen meiner Erfahrung beim Kampf gegen die Russen, wurde ich von der amerikanischen Spionageabwehr rekrutiert. Zuerst vom 970th Counter Intelligence Corps in Deutschland, dann vom 430m cic in Österreich. Wie Sie sicherlich wissen, war das cic der Vorläufer der cia. Wie dem auch sei, ich war entscheidend an der Enttarnung eines Verräters in der Organisation beteiligt, eines Mannes namens John Belinsky, der, wie sich herausstellte, für das mto, das russische Innenministerium, gearbeitet hatte. Das war im September 1947. Das mit den beiden Frauen kam erst viel später, 1949. Eine von ihnen war die Frau eines berüchtigten Kriegsverbrechers. Die andere war eine russische Agentin. Die Amerikaner werden es heute wahrscheinlich leugnen, aber sie waren diejenigen, die mir die Flucht aus Österreich überhaupt erst ermöglicht haben. Auf der Rattenlinie, die sie für flüchtige Nazis eingerichtet hatten. Sie versorgten mich mit einem Ausweis des Roten Kreuzes auf den Namen Carlos Hausner und schafften mich an Bord eines Schiffes nach Argentinien, wo ich eine Weile für den argentinischen Geheimdienst Secretaria de Inteligencia de Estado gearbeitet habe, kurz side. Bis meine Arbeit für die Regierung peinlich wurde und ich zu einer Persona non grata wurde. Sie stellten mir einen argentinischen Pass aus und ein paar Visa, und so landete ich schließlich hier. Seither habe ich mich bemüht, allem Ärger aus dem Weg zu gehen.»
«Sie hatten zweifellos ein sehr interessantes Leben», sagte Quevedo.
Ich nickte. «Konfuzius dachte das wohl auch», sagte ich.
«Wie bitte?»
«Ach, nichts. Ich lebe seit 1950 friedlich in Havanna. Bis vor kurzem, als ich einem alten Bekannten über den Weg gelaufen bin, Max Reles. Reles wusste von meiner Vergangenheit bei der Berliner
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