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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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was die Handschellen sinnlos erscheinen ließ. Als er mich sah, versuchte er zu lächeln, doch die Anstrengung war wohl zu viel, und er wäre beinahe ohnmächtig geworden. Die beiden Soldaten packten ihn an den Armen und hielten ihn fest wie einen Angeklagten bei einem Schauprozess.
    Ich wollte Quevedo fragen, was mit Lopez' Händen passiert war, doch dann änderte ich meine Meinung. Bloß nichts sagen oder tun, was mir einen Strich durch meinen Plan machen könnte - aber ich zweifelte nicht daran, dass Lopez gefoltert worden war.
    Quevedo war immer noch freundlich-jovial. «Haben Sie einen Wagen?»
    «Einen grauen Chevrolet Styline», sagte ich. «Ich habe ein Stück die Straße hinunter geparkt. Ich gehe den Wagen holen und komme hierher, und dann führe ich Sie zu dem Versteck.»
    Quevedo schien erfreut. «Exzellent. Nach El Calvario, sagen Sie?»
    Ich nickte.
    «Bei dem Verkehr in Havanna wäre es möglich, dass wir getrennt werden. In diesem Fall treffen wir uns beim Postamt von El Calvario.»
    «Sehr wohl.»
    «Noch etwas.» Das Lächeln auf Quevedos Miene gefror. «Falls das eine Falle ist. Falls es eine kunstvoll arrangierte Falle ist, um mich ins Freie zu locken und draußen ein Attentat auf mich verüben zu lassen ...»
    «Es ist keine Falle», sagte ich.
    «Dann wird Ihr Freund hier der Erste sein, den wir erschießen.» Er klopfte mit Nachdruck auf sein Pistolenhalfter am Gürtel. «Und wenn das Waffenversteck nicht da ist, wo Sie sagen, werde ich Sie beide erschießen, Senor.»
    «Das Versteck ist dort, Teniente», sagte ich. «Und niemand wird ein Attentat auf Sie verüben. Man verübt keine Attentate auf Menschen wie Sie und mich. Wir werden ermordet, ganz einfach. Attentate werden nur auf die Batistas und Trumans und König Abdullahs dieser Erde verübt. Also entspannen Sie sich. Ich meine es ernst. Heute ist Ihr Glückstag, Teniente. Sie stehen im Begriff, etwas zu tun, das Ihnen die Beförderung zum Capitän einbringt. Vielleicht sollten Sie Ihre Glückssträhne ausnutzen und ein Lotterielos kaufen oder eine Nummer bei der bolita ziehen. Wenn ich's mir recht überlege - vielleicht sollten wir beide eine Nummer ziehen.»
    Es war wahrscheinlich egal, dass ich mir dann doch kein Los kaufte.
     

Kapitel 22
    Ich sah immer wieder in den Rückspiegel nach dem Mannschaftswagen der militia, der mir dicht folgte, und fuhr nach Osten und durch den neuen Tunnel unter dem Rio Almendares hindurch, bevor ich nach Süden einschlug und Santa Catalina und Vibora passierte. Entlang dem Mittelstreifen des Boulevards waren städtische Gärtner damit beschäftigt, Bäume in Glockenform zu trimmen. Ich kam einfach nicht drauf, ich sagte mir immer wieder, dass ich ungeschoren davonkommen konnte, obwohl ich einen Handel mit dem Teufel gemacht hatte. Es war schließlich nicht das erste Mal, und ich hatte mit schlimmeren Teufeln zu tun gehabt als mit Teniente Quevedo. Heydrich zum Beispiel. Oder Göring. Viel teuflischer als diese beiden war niemand. Doch egal, wie schlau man zu sein glaubt, man sollte immer darauf vorbereitet sein, dass etwas Unerwartetes eintritt. Ich dachte, ich wäre auf alles vorbereitet. War ich eigentlich auch. Bis auf das, was dann tatsächlich geschah.
    Es wurde ein wenig wärmer. Wärmer als an der Nordküste. Die meisten Häuser hier gehörten Leuten mit Geld. Man konnte sehen, dass die Leute Geld hatten, weil sie außerdem große schmiedeeiserne Tore vor ihren großen Häusern hatten und hohe weiße Mauern rings um ein Grundstück herum. Ein imposantes Tor war eine Visitenkarte, die darauf schließen ließ, dass hier Geld zum Konfiszieren und Umverteilen winkte. Falls die Kommunisten je Havanna erreichten, mussten sie nicht lange suchen, bis sie die Leute gefunden hatten, denen man Geld stehlen konnte. Man musste nicht einmal schlau sein als Kommunist. Nicht, wenn es einem die Reichen so einfach machten wie hier.
    In Mantilla bog ich nach Süden ab in Richtung Managua, einer ärmeren, heruntergekommenen Gegend. Ich folgte der Straße, bis ich auf die Hauptstraße stieß, die nach Westen in Richtung Santa Maria del Rosario führte. Man konnte erkennen, dass die Gegend ärmer und heruntergekommener war, weil Kinder und Ziegen frei und ungehindert am Straßenrand entlangwanderten und weil die Männer Macheten bei sich trugen, mit denen sie auf den umgebenden Plantagen arbeiteten.
    Als ich den ausgedienten Tennisplatz entdeckte und die verfallene Villa hinter dem verrosteten Tor, packte ich das

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