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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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sich vor - solange ich nur sicher wüsste, dass sie auch wirklich tot sind.»
    «Polizeibeamte vielleicht?»
    «Das wüssten Sie wohl gerne, Herr Direktor.»
    «Immer noch der gleiche junge Mistkerl, wie ich sehe.»
    «Jawohl, Herr Direktor. Nur nicht mehr jung.»
    «Kommen Sie mit in mein Büro. Ich möchte mich mit Ihnen unterhalten.»
    Ich widersetzte mich nicht. Es ist nie eine gute Idee, anderer Meinung zu sein als der Chef der Berliner Kriminalpolizei. Erich Liebermann von Sonnenberg war Kriminaldirektor gewesen zu meiner aktiven Zeit am Alex. 1932 war er der Nazipartei beigetreten, und das hatte dafür gesorgt, dass die Nazis nach 1933 seine Karriere befördert hatten. Ich respektierte ihn trotzdem - zum einen war er immer ein guter Polizist gewesen, und zum anderen war er ein Freund von Otto Trettin sowie der Koautor seines dämlichen Buches.
    Wir gingen in sein Büro, und er schloss hinter uns die Tür.
    «Ich muss Sie nicht daran erinnern, wessen Büro das war, als Sie noch bei uns gearbeitet haben.»
    Ich blickte mich um. Das Zimmer war renoviert worden, die Wände gestrichen, und auf dem Boden lag Teppich anstatt Linoleum. Der große Stadtplan an der Wand, auf dem die gewalttätigen Zusammenstöße zwischen sa und den Roten markiert worden waren, war verschwunden. An seiner Stelle hing nun ein Glaskasten voller brauner Nachtfalter, die farblich zu von Sonnenbergs Haaren passten.
    «Bernhard Weiß.»
    «Ein guter Polizist.»
    «Ich bin sehr froh, das aus Ihrem Mund zu hören, angesichts der Umstände seines Weggangs.»
    Weiß war jüdischer Abstammung und nach dem Preußenschlag 1932 verhaftet worden. Man hatte ihn zwar kurz darauf wieder aus der Haft entlassen, doch er hatte sein Amt verloren und war 1933 aus Deutschland geflohen.
    «Sie waren ebenfalls ein guter Polizist, Bernie. Der Unterschied ist - Sie hätten wahrscheinlich bei uns bleiben können.»
    «Das kam mir damals nicht so vor.»
    «Und was bringt Sie heute hierher?»
    Ich erzählte ihm von dem Toten im Adlon.
    «Natürliche Todesursache?»
    «Sieht so aus. Ich hatte gehofft, der ermittelnde Beamte könnte der Witwe die genauen Umstände um den Tod ihres Mannes ersparen.»
    «Irgendein spezieller Grund?»
    «Sagen wir, das gehört zum besonderen Service unseres Hauses.»
    «Wie die täglich frischen Handtücher in den Badezimmern, meinen Sie?»
    «Der Ruf des Hotels muss selbstverständlich ebenfalls bedacht werden. Es geht nicht an, wenn die Leute anfangen zu glauben, das Adlon wäre die Pension Kitty.»
    Ich berichtete ihm von dem Freudenmädchen.
    «Ich setze ein paar Männer darauf an. Jetzt sofort.» Er nahm den Telefonhörer auf, bellte ein paar Befehle und wartete, während er die Sprechmuschel mit der Hand abdeckte. «Rust und Brandt», sagte er. «Die diensthabenden Detektive.»
    «Ich kenne sie nicht, glaube ich.»
    «Ich sage ihnen, dass sie aufpassen sollen, was sie sagen.» Von Sonnenberg gab noch eine Reihe von Befehlen durch, dann hängte er auf und sah mich fragend an. «Einverstanden?»
    «Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet, Herr Direktor.»
    «Das bleibt abzuwarten.» Er beäugte mich gründlich, während er sich in seinem Sessel zurücklehnte. «Unter uns, Bernie - die meisten Ermittler hier bei der Kripo sind ihr Geld nicht wert. Das schließt Brandt und Rust mit ein. Sie halten sich streng an die Vorschriften, weil sie weder den Mumm noch die Erfahrung besitzen, ihrem Instinkt zu folgen. Sie haben noch nicht begriffen, dass mehr hinter dieser Arbeit steckt als das, was in den Vorschriften steht. Ein guter Detektiv braucht Phantasie. Das Dumme heutzutage ist, dass so etwas schon beinahe subversiv klingt, undiszipliniert. Niemand will in den Verdacht geraten, subversiv zu sein. Verstehen Sie, was ich meine?»
    «Ja, das verstehe ich.»
    Er zündete sich eine Zigarette an.
    «Was, würden Sie sagen, sind die wichtigsten Eigenschaften eines guten Ermittlers?»
    Ich zuckte die Schultern und lächelte. «Das Gefühl, recht zu haben, während alle anderen sich irren. Ich sehe, dass das ebenfalls nicht besonders gut ankommt ...» Ich zögerte.
    «Sie dürfen frei reden, Bernie. Es bleibt alles unter uns.»
    «Beharrlichkeit und Ausdauer. Wenn Leute einem sagen, dass man einen Fall auf sich beruhen lassen soll, dann macht man trotzdem weiter. Ich könnte niemals um der Politik willen einen Fall ungeklärt beiseitelegen.»
    «Dann nehme ich an, Sie sind immer noch kein Nazi?»
    Ich sagte nichts.
    «Sind Sie Anti-Nazi?»
    «Ein Nazi

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