Die Adlon - Verschwoerung
Lizenz, unter zwei Bedingungen: Erstens muss er seinen Stil aufgeben, der ihn zu einem so großartigen Kämpfer gemacht hat - er war schnell, so schnell, dass niemand ihn treffen konnte. Und die zweite Bedingung war, dass sein erster Kampf gegen einen viel schwereren Gegner stattfinden sollte, gegen Gustav Eder.»
«Sie wollten, dass Trollmann gedemütigt wird», stellte sie fest.
«Nein - sie wollten, dass Trollmann umgebracht wird», entgegnete ich. «Der Kampf fand im Juli 1933 statt, in der Berliner Bockbrauerei. Trollmann erschien wie eine Karikatur eines Ariers zu dem Kampf, um die neuen Rassegesetze zu verhöhnen. Er hatte sich von Kopf bis Fuß mit Mehl eingepudert und die Haare blondiert.»
«Gütiger Himmel. Sie meinen, wie ein armer Neger, der versucht, sich zu verkleiden, um nicht gelyncht zu werden?»
«So ähnlich, schätze ich. Wie dem auch sei, der Kampf findet statt, und weil Trollmann nicht in seinem Stil boxen darf, steht er Eder gegenüber und fängt Schlag auf Schlag des viel schwereren Gegners ein. Er wird furchtbar verprügelt, bis er in Runde fünf zu Boden geht und nicht wieder aufsteht. Hinterher ist er nicht mehr der gleiche Boxer. Das Letzte, was ich von ihm gehört habe, ist, dass er Monat für Monat gegen größere, schwerere Gegner antritt und regelmäßig verprügelt wird, um den Unterhalt für seine Frau und seine Kinder bezahlen zu können.»
Mrs. Charalambides schüttelte den Kopf. «Eine moderne griechische Tragödie!», sagte sie.
«Wenn Sie damit meinen, dass es nicht viel zu lachen gibt in diesem Stück, dann haben Sie recht. Und die Götter verdienen einen Tritt in den Hintern, so viel steht fest, weil sie zulassen, dass all dieser Mist hier unten passiert.»
«Nach allem, was ich bis jetzt gesehen habe, scheinen sie gerade jetzt nicht für Deutschland da zu sein.»
«Das ist genau der Punkt. Wenn sie jetzt nicht für Deutschland da sind, dann sind sie vielleicht überhaupt nicht da. Dann sind sie nur Einbildung.»
«Das glaube ich nicht, Bernie», widersprach sie. «Es ist nicht gut für einen Stückeschreiber zu glauben, dass der Mensch alles ist, was es gibt. Niemand geht in ein Theater, um sich das erzählen zu lassen. Insbesondere in Zeiten wie diesen. Ganz besonders in Zeiten wie diesen.»
«Vielleicht sollte ich wieder anfangen, ins Theater zu gehen?», sinnierte ich. «Wer weiß, vielleicht finde ich den Glauben an die menschliche Güte wieder? Andererseits - hier kommt Trollmann. Besser also, ich mache mir keine großen Hoffnungen.»
Hätte ich auf das Gute im Menschen gewettet, ich hätte den Schein zerreißen können, das wurde mir gleich beim ersten Blick auf Trollmann klar. Er war einst so attraktiv gewesen wie ein Schauspieler. Heute war er nur noch eine Karikatur von einem im Ring zerschlagenen Boxer. Seine Gesichtszüge waren bis ins Groteske entstellt von den vielen schweren Treffern. Seine Nase, früher klein und spitz, hatte die Größe und Form eines Sandsacks, und seine dunklen Augen schienen nach rechts und links auseinandergewandert zu sein. Er sah stumpfsinnig aus wie ein Rindvieh. Seine Blumenkohlohren waren stark vergrößert und hatten jede Form verloren. Sein Mund war unglaublich breit, und als er die vernarbten Lippen zu einem Grinsen verzog und mehrere Zahnlücken zum Vorschein kamen, sah er aus wie der kleine Bruder von King Kong. Das Schlimmste daran jedoch war seine zur Schau gestellte gute Laune, als hätte er nicht die kleinste Sorge auf der Welt, als wäre alles eitel Sonnenschein.
Trollmann nahm sich einen Stuhl, als wäre es ein Stangenbrot, und rückte ihn mit der Lehne nach vorn an unseren Tisch.
Wir stellten uns vor. Mrs. Charalambides schenkte ihm ein Lächeln, das eine Kohlenmine in Brand gesteckt hätte, und dann fixierte sie ihn mit Augen so blau, dass jede Perserkatze sie darum beneidet hätte. Trollmann nickte immer wieder und lächelte zurück, als wären wir beide seine ältesten und liebsten Freunde auf der Welt. Angesichts der Art und Weise, wie die Welt ihn ansonsten behandelte, waren wir das vielleicht sogar.
«Um die Wahrheit zu sagen, ich erinnere mich an Sie, Herr Gunther. Sie sind ein Polizist. Ja, jetzt erinnere ich mich wieder ganz genau.»
«Sag gegenüber einem Polizisten nie die Wahrheit, Rukeli. Dann schnappen sie dich - und ja, es stimmt, ich war früher bei der Polizei. Aber das bin ich nicht mehr. Heutzutage bin ich Teppichkriecher im Hotel Adlon. Es scheint, die Nazis mögen Polizisten mit
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