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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Lüge. Aber das hätte ebenfalls nicht gut geklungen. Sie hatte recht, und es war sinnlos, das mit einer weiteren zynischen Bemerkung abzutun. Ich war ein Zyniker, aber wer, der in Deutschland lebte, war das in diesen Tagen nicht? Wahrscheinlich taten die Nazis Brom ins Wasser oder sonst irgendetwas, das uns Deutsche dazu brachte, nur das Schlimmste von allen anderen zu denken.
    Nicht, dass ich schlecht von Noreen Charalambides gedacht hätte. Und ganz bestimmt wollte ich nicht, dass sie schlecht von mir dachte. Weil kein Maulkorb griffbereit war, schob ich eine Lippe unter die andere, um mein lockeres Mundwerk für eine Weile unter Kontrolle zu halten, und drückte den Gashebel nach vorn.
    Es ist eine Sache, seinen Feinden das Leben schwerzumachen. Aber es ist eine ganz andere, wenn es danach aussieht, als machte man seinen Freunden das Leben schwer. Oder gar der Frau, in die man sich gerade unsterblich verliebt hat.
     

Kapitel 16
    Wir gaben das Boot zurück und stiegen in den Wagen. Wir fuhren nach Osten, nach Berlin hinein. Auf den Bürgersteigen gingen schweigend Passanten, die allem Anschein nach nichts miteinander zu tun haben wollten. Berlin war nie eine sonderlich freundliche Stadt gewesen. Die Berliner sind nicht gerade berühmt für Gastfreundschaft. Doch heutzutage sah Berlin aus wie die Stadt Hameln, nachdem der Rattenfänger mit allen Kindern verschwunden war. Nur die Ratten waren geblieben.
    Ehrbare Männer mit sorgfältig gebürsteten Filzhüten und steifen Hemdkrägen eilten nach einem weiteren Arbeitstag nach Hause. Busschaffner lehnten sich gefährlich weit über ihre Plattformen nach draußen, um nur ja jeder möglichen Unterhaltung mit ihren Fahrgästen aus dem Weg zu gehen. Dieser Tage spürte niemand mehr das Verlangen, seine Meinung freiheraus zu äußern. Doch das stand nicht im Baedeker.
    Am Taxistand an der Ecke Leibnizstraße hatten die Fahrer ihre karierten Mützen auf - ein sicheres Zeichen, dass das Wetter allmählich kühler wurde. Es war allerdings noch nicht kalt genug, um die drei sa-Kerle abzuschrecken, die tapfer vor einem boykottierten jüdischen Juweliergeschäft gleich neben der Synagoge in der Fasanenstraße Wache standen.
    Deutsche, wehrt euch! Kauft nicht bei Juden!  Im Licht der grünen Neonbeleuchtung des Ku'damms sahen die drei Nazis mit ihren braunen Lederstiefeln, den Kreuzgurten und den braunen, ledrigen Gesichtern aus wie prähistorische Reptilien. Unberechenbar und gefährlich. Wie eine Schar hungriger Krokodile, die aus dem Aquarium des Zoologischen Gartens entkommen waren.
    In mir stieg ein unbestimmtes Gefühl von Kälte auf. Als brauchte ich etwas zu trinken.
    «Schmollen Sie etwa?», fragte sie.
    «Schmollen?»
    «Ja, schmollen. Stiller Protest sozusagen.»
    «Das ist die einzige Form von Protest, die dieser Tage sicher ist. Aber nein, ein ordentlicher Drink bringt das wieder in Ordnung.»
    «Ich könnte auch einen vertragen.»
    «Aber nicht im Adlon, oder? Irgendjemand sieht mich, und irgendjemand wird mich mit irgendeinem Auftrag fortschicken, sobald wir uns dort blicken lassen.» Als wir uns der Kreuzung mit der Joachimsthaler Straße näherten, zeigte ich auf ein Kneipenschild. «Dort. Die Kakadu-Bar.»
    «Ist das eine Ihrer Stammkneipen, Herr Gunther?»
    «Nein, aber die von jemand anderem. Jemandem, mit dem Sie reden sollten für Ihren Artikel.»
    «Oh? Wer?»
    «Gypsy Trollmann.»
    «Richtig, ich erinnere mich. Der Türke hat gesagt, er wäre Türsteher in der Kakadu-Bar, nicht wahr? Und er war derjenige, der gegen Erich Seelig geboxt hat.»
    «Der Türke war nicht zu hundert Prozent sicher, dass Seelig unser Toter ist. Vielleicht kann Trollmann uns weiterhelfen. Wenn man mit einem Gegner im Ring Zeit verbringt, dann weiß man hinterher, wie sein Gesicht aussieht.»
    «Ist er wirklich ein Zigeuner, oder ist es bei ihm wie bei dem Türken?»
    «Bedauerlich für Trollmann, aber er ist wirklich einer. Verstehen Sie, es sind nicht nur die Juden, die die Nazis nicht mögen. Auch die Zigeuner mögen sie nicht. Und die Schwulen. Und die Zeugen Jehovas und natürlich die Kommunisten, wir dürfen die Roten nicht vergessen. Bis jetzt haben die Roten es am schwersten von allen. Ich habe noch nicht gehört, dass jemand exekutiert worden wäre, weil er jüdisch ist.»
    Ich überlegte kurz, ob ich ihr Otto Trettins Geschichte von der herabfallenden Guillotine im Plötzensee erzählen sollte, doch ich entschied mich dagegen. Ich musste ihr schon von Gypsy Trollmann

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