Die Adlon - Verschwoerung
Mörder wäre ebenfalls ein ehemaliger Polizist. Er ist die Akten durchgegangen und hat eine kurze Liste von Verdächtigen zusammengestellt.»
«Davon habe ich gehört.»
Otto zögerte. «Sie sind auch auf der Liste, Bernie.»
«Ich?», sagte ich so gelassen, wie ich konnte. «Wieso denn das?»
«Weil Sie es vielleicht getan haben.»
«Weil ich es vielleicht getan habe. Auf der anderen Seite ist es vielleicht abgekartetes Spiel. Weil ich ein Republikaner bin.»
«Vielleicht», räumte Otto ein. «Die Nazis brauchen keinen Anlass, um jemanden dranzukriegen.»
«Wie lang ist diese Liste?»
«Zehn Männer, wie ich höre.»
«Ich verstehe. Danke für den Tipp, Otto.»
«Ich dachte, es würde Sie sicher interessieren.»
Ich steckte mir eine Zigarette an. «Ich glaube, ich habe ein Alibi für die fragliche Zeit. Ich würde es nur ungern benutzen - verstehen Sie, ein Kollege vom Judenreferat der Gestapo. Der mir den Tipp mit meiner Großmutter gegeben hat. Wenn ich seinen Namen erwähne, wollen sie von mir wissen, was ich im Hauptquartier der Gestapo zu suchen hatte. Und ich weiß nicht, ob ich ihn da raushalten kann.»
Ich wollte Otto nur höchst ungern unter Druck setzen, doch mir blieb allem Anschein nach keine großartige Wahl.
«Was für ein Glück unter diesen Umständen, dass wir beide zum Zeitpunkt des Krichbaum-Mordes zusammen im Zum waren und ein Bier getrunken haben. Sie erinnern sich, Bernie?»
«Klar erinnere ich mich.»
«Wir haben darüber geredet, dass Sie mir bei einem Kapitel in meinem neuen Buch helfen wollen. Ein Fall, an dem Sie mal gearbeitet haben. Gormann der Würger. Man sollte meinen, dass ich alles darüber weiß, wo Sie jede Gelegenheit genutzt haben, mich mit dieser Geschichte zu langweilen.»
«Danke, Otto.»
Ich stieß innerlich einen erleichterten Seufzer aus. Trettins Name und Wort zählten am Alex noch etwas. Einen halben Seufzer zumindest.
«Übrigens», fügte er hinzu. «Ihre jüdische Stenotypistin Ilse Szrajbman hatte das chinesische Lackkästchen Ihres Hotelgasts. Sie sagt, sie hätte es im Affekt mitgenommen, weil Reles sich benommen hätte wie ein Arschloch und ihr nicht zahlen wollte, was er ihr für ihre Arbeit noch schuldete.»
«Wie ich Reles kenne, kann ich mir das gut vorstellen.» Ich riss mich zusammen. «Aber warum hat sie nicht mit dem Geschäftsführer darüber gesprochen? Warum hat sie sich nicht an Herrn Behlert gewandt?»
«Sie sagt, es wäre nicht so leicht für eine Jüdin, sich wegen irgendwelcher Vorfälle zu beschweren. Schon gar nicht über einen Mann mit so guten Verbindungen wie dieser Max Reles. Sie hat der Danziger Kripo gesagt, dass sie Angst hat vor ihm.»
«So viel Angst, dass sie ihn beklaut?»
«Danzig ist weit weg von Berlin, Bernie. Abgesehen davon war es eine Affekthandlung, wie bereits erwähnt. Und sie hat ihre Tat bedauert.»
«Die Danziger Kripo erweist sich als ungewöhnlich sensibel in diesem Fall. Warum, Otto?»
«Eine Gefälligkeit, die sie mir erweisen, nicht der Jüdin. Viele der dortigen Polizisten würden nur zu gerne in die große Stadt kommen und dort gegen das Verbrechen kämpfen, das wissen Sie selbst. Ich bin ein wichtiger Mann in ihren Augen. Wie dem auch sei, ich habe das Kästchen zurück. Und offen gestanden, ich verstehe überhaupt nicht, was all die Aufregung sollte. Ich habe bei Woolworth Dinge gesehen, die mehr nach Antiquitäten ausgesehen haben. Was soll ich jetzt damit tun?»
«Vielleicht könnten Sie es irgendwann beim Hotel abgeben, wenn Sie in der Nähe sind. Ich möchte lieber nicht zum Alex kommen, es sei denn, man zitiert mich dorthin. Als ich das letzte Mal dort war, hat mich Ihr alter Kumpan Liebermann von Sonnenberg in sein Büro gezwungen und einen Gefallen von mir erpresst.»
«Hat er mir erzählt, ja.»
«Obwohl ich es nach dem Stand der Dinge bin, der ihn vielleicht um einen Gefallen bitten muss.»
«Sie schulden mir einen Gefallen, Bernie, nicht Liebermann.»
«Ich werde es mir merken. Wissen Sie, Otto, hinter dieser Geschichte mit Reles steckt mehr als eine Stenotypistin, die ihren Lohn will. Noch vor wenigen Wochen war das chinesische Kästchen hier in Berlin in einem Museum. Dann findet es sich plötzlich im Besitz von Reles wieder, weil es dazu benutzt wurde, einen Ami vom Olympischen Komitee zu bestechen - und von alledem hat das Innenministerium Kenntnis.»
«Vergessen Sie nicht, dass ich empfindliche Ohren habe, Bernie. Es gibt Dinge, die ich wissen will - aber es gibt
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