Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)
Dinge zu tun.
Das Elfendorf, an dem Ralph auf dem Weg zu Cecils Lager vorbeikam, war normalerweise ein umtriebiger Ort. Jetzt lag es fast totenstill da. Nur das fiepende Weinen verwaister Elfenkinder war zu hören.
Aber Ralphs Interesse am Alltagsleben der Elfen, ja sogar an den schrecklichen Gründen für das herzzerreißende Weinen hätte in diesem Moment nicht geringer sein können. Er schleppte sich durch den Wald und zwang sich, den Tausendfüßersaft zu ignorieren, der wie getrockneter Lack an seinen Knöcheln klebte. Jetzt da sein Adrenalinspiegel wieder gesunken war, fragte er sich, ob diese Quest nicht bald mit seinem Tod enden würde.
Er überprüfte sein Handy und sah, dass er immer noch keinen Empfang hatte. Allerdings musste die Verbindung irgendwann aufgebaut gewesen sein. Denn sein Notruf an Beatrice und Daphne war gesendet worden.
So ein Abenteuer war ja schön und gut, aber nur, wenn es eine Möglichkeit gab, auch wieder daraus auszusteigen. Computerspiele konnte man schließlich bei Bedarf ausschalten. Deshalb waren die darin zu lösenden Aufgaben ja auch keine Schinderei, sondern machten Spaß. Im Moment wünschte Ralph sich nur eins: sofort aus dieser Quest auszusteigen und sich in New Jersey an den Küchentisch zu setzen, Käsestangen zu essen und in den Samstagsbeilagen zu blättern.
Zuvor hätte er sich gern noch mit Cecil unterhalten. Am liebsten wäre er natürlich gar nicht von ihm getrennt worden. Gemeinsam würden sie einen Fluchtplan aushecken. Ralph wusste, dass er auf Cecil zählen konnte. Vielleicht würden sie beide gemeinsam eine Technik entwickeln, der Außenwelt ein Signal zu schicken. Eigentlich bräuchten sie dafür nur eine ausreichende Stromquelle und ein Mobilfunknetz-kompatibles Bauelement mit einem Transmitter, der mit alternativen Stromquellen laufen könnte und über genug Bandbreite verfügen würde, um …
Plötzlich wurde Ralph klar, dass er sich eigentlich nur eins wünschte: nicht mehr allein zu sein.
Während er sich weiter zwischen den mit Elfenhäusern behangenen Bäumen hindurchschleppte, blieb er alle paar Schritte stehen, um auf Freund oder Feind zu lauschen. Doch außer dem leisen Knirschen der Tannennadeln unter seinen Füßen war lange Zeit nichts zu hören. Mit dem Einsetzen der Dämmerung sank Ralphs Mut. Er hatte nicht die geringste Lust, die Nacht in einem fremden Wald zu verbringen, einer fremden Welt, verfolgt von einer inzwischen nicht minder fremden Herzogin. Glücklicherweise hörte er bald helles Stimmengewirr, von dem sich ein Bariton abhob, den er sofort erkannte.
Cecil und die überlebenden Elfen saßen um ein Lagerfeuer und hielten Rat. »Ralph!«, rief Cecil aus und streckte ihm die Hand entgegen. »Gott sei Dank!«
Ralph antwortete mit einem schlichten »Hallo«, das ihm angesichts fünf aschfahler Elfen und einem Helden im modebewussten Lederwams geradezu lächerlich vorkam. Mit ausgebreiteten Armen stand er da und wartete darauf, von Cecil mit Fragen bestürmt zu werden.
Aber sein Cousin wirkte genauso abgeklärt wie bei ihrer ersten Begegnung am Bahnhof. Er stellte Ralph die Elfen vor. Zu den Überlebenden zählten auch Zinnober und Fuchsia, deren Arm in einer Schlinge hing. Ralph hatte jetzt noch mehr Mühe, nicht auf ihre Brüste zu starren. Wie sich herausstellte, war Unerbittlicher Puls von einem Kutschrad erschlagen worden, ein Verlust, den alle beklagten. Dann wurden Ralph die drei anderen Elfen vorgestellt. Aber es ging so schnell, dass er sich die Namen nicht merken konnte. Sie waren eine Nummer größer als Zinnober und Fuchsia und um einiges hässlicher.
»Wildelfen«, erklärte Cecil, dem Ralphs Blick nicht entgangen war, »sind so, wie die Natur sie erschaffen hat, wenn man so will. Sie werden nicht gezüchtet. Sie sind quasi die ganz gewöhnlichen Hauskatzen der Elfenwelt.«
»Wow, faszinierend«, sagte Ralph. »Und das glaubst du alles?«
Alle fünf Elfen starrten den verrückten Menschen an, der in Boxershorts vor ihnen stand.
Wortlos legte Cecil seinem Cousin eine Hand auf den Rücken und führte ihn von der Lichtung. Ein Stück weiter blieben sie unter einem Baumhaus stehen, das wie ein Lampion im Wind schaukelte, weil Cecil versehentlich dagegengestoßen war. »Was glaubst du eigentlich, was du hier tust?« Mundgeruch schlug Ralph ins Gesicht. Anscheinend hat Cecil seinen Kulturbeutel doch nicht eingepackt , dachte Ralph.
»Warum bist du jetzt sauer auf mich? «, entgegnete er. » Du hockst mit Elfen in
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