Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

stellen, gehört dazu. Aber auf der Jagd nach kleinen Jungen und noch kleineren Elfen einen Wald zu durchstöbern, das kommt für eine Herzogin nicht infrage.
    Cecil und Ralph waren voll und ganz damit beschäftigt, in den Wald zu flüchten. Darum bemerkten sie nicht, dass Chessie bereits voll und ganz damit beschäftigt war, sich eine neue Zauberkutsche zu organisieren, und zwar eine, die sich nicht unpassenderweise angreifen und in eine Felsspalte stoßen ließe.
    Nun muss man natürlich sagen, dass die Begegnung mit explodierenden Blitzkugeln automatisch Kampf-oder-Flucht-Reaktionen hervorruft. Als Cecil und Ralph ihr kleines Kommando in den schützenden Wald führten, taten sie es jedenfalls mit demselben Elan, mit dem Kinder vor einer Strafe davonlaufen.
    »Rennt zwei Minuten lang, so schnell ihr könnt!«, hatte Cecil gebrüllt.
    Wirklich sinnvoll war der Befehl nicht. Dafür gab es gleich eine ganze Reihe verschiedenster Gründe. Hier eine kleine Auswahl: Die übrig gebliebenen Elfen rannten gar nicht, sondern flogen; Chessie hatte gerade begonnen, in aller Ruhe den Dreck aus ihren fein manikürten Fingernägeln zu pulen; Elfen-Uhren ticken unterschiedlich schnell; zu guter Letzt hätte eine zweiminütige Flucht die Beteiligten aus dem Klotzwald direkt in den Wasserzauberer-Teufelsnadel-Wasserjungfern-Zirkel geführt.
    Selbstredend wusste Ralph von all dem nichts. Er wusste nur, dass Cecils Befehl sehr energisch geklungen hatte. Wenn man in kurzer Folge von einem Einhorn-Stilett, einem Elfenbeil und einer Blitzkugel bedroht wurde, ist man außerordentlich empfänglich für Vorschläge von Leuten, die einem nachweislich nicht an den Kragen wollen.
    Also rannte Ralph, wie er nicht mehr gerannt war, seit er in der fünften Klasse vor Johnny Keenes die Flucht ergriffen hatte. Er rannte, wie er nicht mehr gerannt war, seit beim New Jersey GamesCom-Festival kostenlose Spieledemos verteilt worden waren. Kurzum, er rannte, als ob er vor einer hexenden Herzogin davonliefe.
    Die Bäume flogen nur so an ihm vorbei. Der Boden unter seinen Füßen war abwechselnd fest oder weich, nass oder trocken. Er bemerkte es nicht. Das Einzige, was er immer wieder sah, waren Lichtblitze im Augenwinkel. Aber war das Chessie, ein lokaler Zauber oder das Blut, das in seinen Adern pochte? Ralph zerriss Spinnweben und Riesenflechten. Er rannte achtlos durch ein Nest Gehässiger Tausendfüßer (glücklicherweise eine nichtelektrische Art). Er lief sogar dem Wächter der Tausendfüßer davon, der ihn daran hindern wollte, auch noch das zweite Nest platt zu trampeln, was Ralph prompt tat. Tausendfüßersaft spritzte von seinen Schuhen, während er über eine Lavagrube sprang und durch eine Gnomen-Eispfütze patschte. Letzteres sollte ihm später noch ziemliche Schmerzen bereiten. Ralph rannte, bis er mindestens dreißig Meter in den Wasserzauberer-Teufelsnadel-Wasserjungfern-Zirkel hineingelaufen war.
    Dann blieb er abrupt stehen, nicht weil er einen Wasserzauberer oder eine Teufelsnadel-Wasserjungfer entdeckt hatte (obwohl es dort etliche gab), sondern weil seine Lungen entsetzlich brannten. Vornübergebeugt schnappte Ralph nach Luft. Jetzt erst fiel ihm auf, worauf er stand. Oder um genau zu sein: Ihm fiel auf, dass er nicht auf normalem Waldboden stand, sondern auf Unmengen wimmelnder Larven, jede etwa fingerkuppengroß. Blindlings wuselten und krabbelten die Viecher durcheinander und ließen sich auch von Ralphs Turnschuhen nicht abschrecken. Er schüttelte die Larven ab, die schon an seinen Strümpfen hochgeklettert waren, und trat dann eine Weile auf der Stelle. Denn es dauerte, bis er einen klaren Gedanken fassen konnte. Derweil produzierte er im selben Rhythmus, in dem er seine Füße in das Gewusel setzte, ekelhaft schmatzende Geräusche.
    Der Weg gabelte sich vor ihm.
    Ein Pfad führte nach rechts, wo die Larven in solchen Massen auftraten, dass sich längs des Pfades wie bei Schneeverwehungen oder Dünen wandernde Hügel gebildet hatten. In der Ferne leuchteten die bunten Farben von Libellenflügeln.
    Der andere Pfad führte nach links, wo die Raupen weniger wurden und ein heller, steiniger Boden zum Vorschein kam. An der Wegbiegung sah Ralph einen Höhleneingang, vor dem gespenstisch das lose Ende eines schmutzigen Stücks Stoff flatterte. In der Ferne waren gedämpft Schreie zu hören und ein Knacken wie von brechenden Knochen.
    Ralph sah sich um. Chessie war bestimmt noch hinter ihm her. Was sollte er tun?
    Wenn Ralph den