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Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Titel: Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Archer
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Renner wurden.
    Die meisten dieser Wesen hätten Daphne nicht helfen können. Aber auch eine Gruppe von Goldengeln im Ruhestand hatte ihre Geschichte verfolgt. Nun sahen sie Daphne mit einem Heer von verzauberten Schneeflocken kämpfen. Aus den athletischen Helden von damals waren inzwischen dicke, alte Herren geworden. Deshalb dauerte es eine Weile, bis sie ihre Heroenkostüme angelegt hatten. Als sie endlich eintrafen, war einer der Wächter kurz davor, Daphne mit seiner Lanze aufzuspießen.
    Zu Beginn ihres großen Auftritts war jeder dieser Engel kaum größer als ein Ei. Wie kleine Goldkugeln landeten sie zischend im Schnee. Rasch jedoch erreichten sie die Größe von Schachfiguren, dann die von Bibern, bis sie schließlich aussahen wie große, geflügelte Männer mit Schilden, Lanzen und Helmen. Die Helme besaßen wie Normannenhelme sogar ein Nasenstück. Die Waffen der Engel glühten heiß, und das gab den Ausschlag: Sie droschen damit so lange auf die schreienden Schneewächter ein, bis auch der Letzte geschmolzen und im Schnee versickert war.
    Dann rieben Daphnes Retter ihr die tauben Füße warm. Endlich, endlich hatte Daphne wieder das Gefühl, ihre gemütlichen Fellstiefel zu tragen.
    Anschließend flogen die alten Männer so schnell davon, dass Daphne sich nicht einmal mehr bei ihnen bedanken konnte. Denn auch sie wussten, dass Daphnes Hilflosigkeit ihr größter Trumpf war. Daphne winkte ihnen nach, ehe sie ihren Marsch zum Palast der Schneekönigin fortsetzte.

37. Kapitel
    Der Turm hatte keine Tore. Statt eines Portals klaffte nur ein großer, breiter Riss in der Fassade. Es wäre ein Leichtes gewesen, durchzuschlüpfen, hätte dort nicht ein schneidender Wind gepfiffen. Bei dem Versuch, in den Turm einzudringen, wäre Daphnes Körper schockgefroren worden und schließlich in tausend Teile zersplittert.
    Es war wirklich frustrierend. Daphne konnte in die weitläufigen, bläulich schimmernden Gemächer hineinsehen, sich dem Eingang wegen der Kälte aber nur bis auf einen Meter nähern. Unschlüssig stand sie davor wie auf einem Sprungbrett und versuchte, ihren ganzen Mut zusammenzunehmen, auch wenn der Sprung den sicheren Tod bedeutet hätte. Hatte sie denn eine andere Wahl?
    Je kürzer ich dem schneidenden Wind ausgesetzt bin, desto besser , dachte sie. Sie ging ein paar Schritte rückwärts, um Anlauf zu nehmen. Dann sprintete sie los und … blieb abrupt stehen.
    Beim Losrennen waren ihre Füße auf einem glatten Eisstreifen ausgerutscht, ein gefrorener Wasserlauf, verborgen unter dem Schnee. Vielleicht könnte man ja … Daphne steckte die Hand in den Schnee und ertastete tatsächlich Eis. Bis zu seinem Ursprung auf halber Höhe des Bergrückens folgte Daphne dem Wasserlauf. Dann pustete sie in ihre roten Händchen, rollte sich zu einer kleinen, kompakten Kugel zusammen (ein Kunststück, das siebenjährige Mädchen, die ihre Stiefel und ihren Mantel verloren haben, besonders gut beherrschen) und rollte los. Der Anfang war etwas mühsam, aber dann! Wie ein rosa Fleck auf einer weiten, weißen Fläche schoss Daphne den Hang hinab, kreiselte, kullerte hinunter, drehte und überschlug sich dabei. Sie verlor völlig die Orientierung und hatte keine Ahnung mehr, wohin die Reise eigentlich ging.
    Eines war ihr allerdings bewusst: Der schneidende Wind wäre ihr Tod, egal wie schnell sie über die Schwelle der Eisspalte schoss. Die Schneekönigin wäre ja dumm gewesen, wenn selbst ein kleines Mädchen – auch ein erstaunlich rasantes! – ihr Bollwerk hätte überwinden können. Grau und eisblau kreiselte der Himmel über Daphne in schwindelnder Fahrt. Daphne gab sich ganz der Bewegung hin; fast hatte sie so etwas wie Spaß dabei. Das hier, dachte sie plötzlich, ist mein letzter Versuch.
    Durch das Herumwirbeln und Kreiseln entstand offenbar eine enorme Reibung. Jedenfalls spürte Daphne bald ein angenehmes Kribbeln. Gleich darauf schien ihr ganzer Körper zu glühen. Es war kein unangenehmes Gefühl, nein, gar nicht, aber auch nicht so angenehm, dass Daphne sich gewünscht hätte, es hielte länger als ein paar Sekunden an.
    Gern hätte sich Daphne in diesem Moment selbst beobachtet. Doch den eigenen Körper zu verlassen, ist leider keine Fähigkeit, über die Siebenjährige verfügen. Von warmen rosafarbenen Flammen umzüngelt raste sie den Bergrücken hinab wie ein Meteor und zog dabei eine Spur aus gelbgrünem Gras in den weißen Schnee.
    Die rasante Rutschpartie brachte Daphne allerdings nicht

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