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Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Titel: Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Archer
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in die Nähe des Palasteingangs. Ein Flammen schlagendes kleines Mädchen, das einen Berghang hinuntersaust, ist eben ein wildes, zielloses Geschoss. Daphne schlitterte kreuz und quer in alle Richtungen, sauste Hügel hinab, nur um sie, unten angekommen, zu umrunden und auf der anderen Seite wieder hinaufzuschießen, durch die Luft zu sausen und einige Hundert Meter weiter wieder zu landen. Schneller und schneller ging Daphnes wilde Fahrt. Die ganze Fläche des Gefrorenen Nordens durchkreuzte sie, kam kilometerweit von ihrem Ziel ab, überquerte einen Eisberg, nur um kehrtzumachen und auf dem selben Weg zurückzuschießen. Der Vergleich mit einer Flipperkugel drängt sich förmlich auf, wenn man sich ernsthaft an einen modernen Erzählstil hält und breit gefächert Stilmittel einsetzt.
    Schließlich raste Daphne in etwa mit der Geschwindigkeit eines Gedankens auf den Turm der Schneekönigin zu. Den Haupteingang verfehlte sie. Stattdessen durchbohrte sie die Eishülle des Gebäudes: Sie schoss einfach hindurch und hinterließ ein sauber konturiertes Loch. Es sah aus, als wäre ein Küchenchef dem Turm mit einer Ausstechform zu Leibe gerückt.
    Es war ein Glück, dass Daphne nicht den Haupteingang benutzt hatte.
    Damit spiele ich nicht auf den todbringenden Wind an, sondern auf die Schneedrachen. Die Schneekönigin hatte ihnen ihre Brut abgenommen und hielt sie in Netzen oben auf dem Dach der großen Halle gefangen. Daher waren die Drachen über ihre gewöhnliche Verstocktheit hinaus sehr unleidlich. Gleich hinter den Drachen lauerten Eiswürmer, von denen jeder einzelne Daphne mit einem Happs verschluckt hätte. Eiswürmer wiederum befinden sich immer in Begleitung von Graupelnixen, die für sich genommen keine besondere Bedrohung darstellen … Graupelnixen allerdings sind immer in Begleitung ihrer Kalten Dreizack-Hauskatzen unterwegs, die auch nicht sonderlich gefährlich gewesen wären, hätten sie nicht Tiefkühl-Flöhe gehabt. Oh, und außerdem hatte die Schneekönigin auch noch den Boden herausreißen und dafür Stacheln aus eisgekühltem Aluminium einsetzen lassen. Ob kalte Stacheln für ein rosa gewandetes Mädchen, das mit ein Viertel Schallgeschwindigkeit unterwegs ist, eine Gefahr dargestellt hätten, darüber müssen wir uns hier keine Gedanken machen. Denn Daphne benutzte ja gar nicht den Eingang. Stattdessen raste sie in eine große Besenkammer, die etwas abseits lag. Neben einem alten, grau und steif gewordenen Mopp, der dort mit anderen ausgedienten Geräten abgestellt worden war, kam unsere kleine Heldin in einer Dampfwolke zum Stehen.
    Eine Geschwindigkeit von mehreren Hundert Stundenkilometern abrupt auf null zu reduzieren, ist schon schwierig. Jetzt stell dir vor, du würdest gleichzeitig deine Körpertemperatur schlagartig von über zweihundert Grad auf siebenunddreißig Grad senken und dabei auch noch von vier Überschlägen pro Sekunde auf null Überschläge umschalten. Dann hast du eine leise Ahnung davon, wie groß Daphnes Verwirrung war. Einen besseren Freund als den Mopp, neben dem sie gelandet war, hätte sie in diesem Moment nicht finden können. Sie vergrub ihr Gesicht in seinen muffigen alten Fransen und kuschelte sich an ihn wie an einen Teddybären.
    Währenddessen weinte sie wieder einmal bitterlich, allerdings nur kurz. Denn jetzt wusste sie ja, dass Ralph in der Nähe war. Als ihr klar wurde, dass sie sich auf nicht gerade diskrete Weise Zugang zum Palast verschafft hatte und bestimmt jemand nach ihr suchen würde, stieß sie rasch die vereiste Besenkammertür auf, ehe ihr eine böse Zauberschneeflocke zuvorkäme.
    Daphne hatte natürlich keine Ahnung von den jüngsten Verwüstungen im Eingangsbereich – wie mir gerade auffällt, du, lieber Leser, eigentlich auch nicht. Ich bitte um Entschuldigung: Holen wir das also nach!
    Mittlerweile nämlich hatten die Tiefkühl-Flöhe die Schneedrachen-Brut auf dem Dach der großen Halle entdeckt. Weil Drachenbrutblut ziemlich süß ist, hatten sie sich in Scharen auf die Drachenbrut gestürzt. Die Schneedrachen waren daraufhin aufgeflogen, um ihre Kinder zu beschützen. Dabei hatten sie auch die Graupelnixen in den Frosthauch ihres Drachenatems eingehüllt. Den Kalten Dreizack-Hauskatzen ging das unglaublich auf die Nerven, und Kalte Dreizack-Hauskatzen sind für ihr furchterregendes Temperament berüchtigt. Die Rangelei, die jetzt folgte, ließ die Wände des Turms erbeben. Schon bald sahen alle Beteiligten aus, als hätten sie in

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