Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

einmal tot sind, hast du keinen Grund mehr, mich zu verlassen!«, schrie die Schneekönigin Daphne hinterher.
    Daphne kreischte und stürzte weiter hinab auf das Häuschen zu. Und dann passierte es: Sie explodierte in einem goldenen Feuerball, der sie wie eine warme Kugel umhüllte. Als sie auf Ralphs Bett aufschlug, fanden sich auch die beiden Jungen im Inneren der schützenden, warmen Kugel wieder.
    Die Graupelnixen jedoch, die sie verfolgten, waren nicht mehr in der Lage, rechtzeitig zu bremsen. Sie verdampften am Kugelrand.
    Ralph, Daphne und Cecil genossen die warme Luft im Inneren des Feuerballs. Dessen rötliches Licht breitete sich rasch weiter aus. Die Schneekönigin war nur noch eine verschwommene Gestalt wie in einer Unterwasserwelt.
    Durch das Fenster des kleinen Häuschens beobachtete Ralph, wie das Eis des Schneeköniginnen-Palastes abschmolz. Sturzbäche aus Eiswasser gingen auf die goldene Kugel nieder, als der gefrorene Turm schmolz. Die Kugel wurde größer und größer, und dann passierte es: Die Schneekönigin kam mit der Außenhaut der Flammenkugel in Berührung. Ein schrecklicher Schrei, ein Knall und auch sie verdampfte.
    Aneinander geklammert verfolgten Ralph, Daphne und Cecil das Schmelzen des Turms. Endlich löste sich auch die Kugel wieder auf. Die drei sahen, dass die Hitze, die von Daphnes Goldkugel ausgegangen war, alles um sie herum zum Schmelzen gebracht hatte. Es gab keine Eiswüste mehr, nur noch flaches, feuchtes Land.
    Jetzt, da die Macht der Schneekönigin gebrochen war, konnten die Cousins endlich wieder ihre Beine benutzen und sich vorsichtig auf das matschige Gelände vorwagen. Auch wenn es keine Eiswüste mehr war, war das Land öde und leer. Es bot weder Schutz noch Nahrung. Doch zum Weinen und Wehklagen, zum Grummeln und Grübeln blieb keine Zeit. Kaum dass Ralph wieder Kraft geschöpft hatte, stützte er mit einer Hand Cecil und reichte die andere Daphne. Gemeinsam marschierten sie los, hinaus aus dem Geschmolzenen Norden.

42. Kapitel
    Die Battersby-Kinder hatten ein Problem. Ein großes Problem.
    Gerties aufgebrachte Stimme hallte durch die Flure des Schlosses. Sollte es die Familie jemals schaffen, wieder von diesem Baum herunterzukommen, würde Daphne das nächste Schuljahr auf der Sacred Heart Scottish Girls Academy absolvieren (was so viel bedeutet wie: Heiligherz-Anstalt für schottische Mädchen). Der Name klingt, wie die Schule ist: eine unpersönliche Anstalt, eine Art Gefängnis für gestörte Promi-Kinder, die in dem Ruf stand, den Schülern nicht einmal Laptops zu erlauben. Nach der Schule würde Daphne außerdem einen Knigge für Kinder -Kurs besuchen müssen, anstatt an Schul-AGs teilnehmen zu dürfen. Alle Prinzessinnenkostüme und rosa Schuhe würden aus ihrem Wandschrank fliegen.
    Cecil würde im Herbst in die Admiral-Scribner-Akademie zurückgeschickt. Dieses Erziehungsinstitut liegt in einem so langweiligen Städtchen, dass ich mich nicht einmal mehr an den Namen erinnere. Dann kam auch noch heraus, dass dank Cecils Wunsch alle Hausangestellten mit üppigen Ruhestandsgehältern freigestellt worden waren. Verständlicherweise – jedenfalls aus Sicht seiner Eltern – verlor er daraufhin sämtliche Auto-Privilegien, sein Taschengeld wurde auf hundert Pfund pro Woche reduziert, und für den restlichen Sommer stand er in seinem Flügel unter Hausarrest.
    Da Ralph streng genommen nicht zu den Battersby-Kindern gehörte, war seine Bestrafung ein etwas heikleres Thema. Aber solange Ralph nicht aus dem Schloss abgeseilt und zurück nach New Jersey geschickt werden konnte, empfanden Gertie und Gideon eine Art elterliche Verantwortung. Sie hielten es für angemessen, ihm zumindest eine langatmige Moralpredigt zu halten. Er trüge die Verantwortung , denn die anderen Kinder hätten ihm vertraut – ein Vertrauen, das er missbraucht habe. Er sei der Keil gewesen, den Chessie in die Familie getrieben habe, und auch wenn sie, Gertie und Gideon, wüssten, dass in Sachen Manieren nicht viel von ihm zu erwarten sei, hätten sie doch wenigstens mit ein bisschen Anstand gerechnet.
    Was sich natürlich noch ungünstiger auf die Stimmung der Battersbys auswirkte, war das Verschwinden von Beatrice.
    Vor dem großen Fenster der Eingangshalle aufgereiht (von wo sich zwischen Blättern und Zweigen ein atemberaubender Blick auf den weiten Himmel bot – schließlich befand man sich in einem Baumwipfel anderthalb Kilometer über der Erde), ließen sich die Kinder alles, was