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Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Titel: Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Archer
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seine zittrigen Knie gaben gleich unter ihm nach. »Ich habe euch die ganze Zeit über beobachtet und alles gesehen. Wir müssen hier raus!«
    Nochmals versuchte er, sich aufs Bett zu hieven, wieder erfolglos. »Wenigstens ihr müsst hier raus. Die Schneekönigin füttert mich mit Scones. Von denen werde ich ganz schwach.«
    Daphne befreite sich aus dem Wandteppich. Ihre noch immer von Engeln erwärmten Füße landeten sicher auf dem kalten Boden. Sie richtete sich auf und strich ihr rosa Kleid glatt. Ralph spürte ihren Blick.
    »Ich habe dich vermisst«, sagte sie.
    Gerade wollte Ralph sich bedanken, da hallte von oben eine Frauenstimme herab wie Donnergrollen.
    Durch das aufgerissene Strohdach erblickten die drei die Schneekönigin in ihrem vollen Glanz.
    Sie war zugleich Regina, Chessie und eine Göttin. Verschwunden waren Perlen und Lockenpracht. Verschwunden auch die Schürze und das überfürsorgliche Auftreten. Stattdessen glich sie einer kalt-gleißenden Sonne. Ihre Strahlen fielen durch das zerstörte Dach und auf die Wände und griffen danach wie frostige Finger. Wenn sie sprach, ließ die Kraft ihren ganzen Körper erzittern.
    »Ihr wart niederträchtig und sehr böse«, polterte sie und versetzte der Eiswand einen kräftigen Hieb. Die Erschütterung war so groß, dass sich Eisscherben lösten und auf Ralph und Daphne niederprasselten.
    Daphne beschattete die Augen mit der Hand, als sie in Chessies frostiges Licht spähte.
    »Komm und sprich mit mir!«, forderte die Schneekönigin sie auf. Mit einem Finger zeigte sie auf Daphne und ließ sie mit baumelnden Gliedern in die Luft aufsteigen. Ralphs kleine Cousine schoss durch das Strohdach hinaus und war bald auf einer Höhe mit der Schneekönigin.
    »Tante Chessie, was machst du da?«, fragte sie.
    »Wer könnte dich jemals so sehr lieben wie ich? Wer wird dir jemals so zugetan sein wie ich, nur weil es dich gibt und weil du so bist, wie du bist? Ich bin der Quell, der dir alles gibt. Dein Spielkamerad aus Amerika wird wieder verschwinden. Dein Bruder wird sich in deiner Bewunderung aalen, ohne dir jemals etwas zurückzugeben. Warum gilt dein ganzes Augenmerk allein diesen beiden?«
    Daphne kamen die Tränen. »Du bist nicht meine Mummy. Sei doch nicht so!«
    Die Schneekönigin dämpfte ihr eisiges Strahlen und breitete die Arme aus. »Komm her«, sagte sie, »umarm deine Tante!«
    Ralph versuchte Daphne zu warnen. Doch sie war so weit weg, dass sie ihn nicht hören konnte.
    Sie schwebte näher an Chessie heran und ergab sich gefügig ihrer Umarmung.
    Die Schneekönigin umfing sie mit ihrem kalten, strahlenden Glanz.
    Daphne weinte in ihren Armen. Es war eine lange, einsame Suche gewesen, und es fühlte sich so gut an, einfach nur umarmt zu werden. »Ich bin fertig mit meinem Wunsch. Lass uns heimgehen!«, meinte sie.
    »Pst, pst«, erwiderte die Schneekönigin. »Du hast Ralph und Cecil gefunden. Also kannst du jetzt auch bei mir in meinem Turm leben. Du wärst mein Kind. Jeden Tag wird die Sonne scheinen.«
    Was für Aussichten voller Frieden und Ruhe nach all der Aufregung!
    »Komme ich denn irgendwann wieder nach Hause?«, fragte Daphne. »Darf ich dann auch wieder mit meinen Freunden spielen?«
    »Natürlich«, antwortete die Schneekönigin mit Bedacht.
    »Und mein Bruder? Sorgst du dafür, dass es ihm besser geht?«
    »Du hast ihn und Ralph gerettet. Dein Wunsch ist erfüllt. Deshalb werden sie fortgeschickt.«
    »Und dann geht es ihnen gut?«
    »Du brauchst ihretwegen keine Tränen mehr zu vergießen.«
    Von Chessies silbernem Schimmer umhüllt, schaute Daphne zu Ralph und ihrem Bruder hinunter. »Ich will aber bei ihnen sein!«
    Von unten konnte Ralph sehen, wie Daphne zu glühen begann. Die Froststrahlen wichen vor ihr zurück.
    »Darüber reden wir später«, behauptete Chessie.
    »Nein!« Daphne hielt den Blick fest auf Ralph gerichtet. »Du musst mir versprechen, dass ihm nichts passiert.«
    »Davon will ich jetzt aber wirklich nichts hören, Daphne!«
    Da begann Daphne zu strampeln.
    Ralph stockte der Atem, als er in der Dunkelheit eine Horde Graupelnixen heranschweben sah wie Quallen in der Gezeitenströmung.
    »Du bleibst!«, sagte die Schneekönigin mit verführerisch sanfter Stimme. Ihren Griff aber lockerte sie nicht.
    Mit einem Aufschrei riss Daphne sich aus der eisigen Umarmung los und trudelte auf das Häuschen zu. Mit drohend geschwungenen Eisfingern nahmen die Graupelnixen die Verfolgung auf.

41. Kapitel
    »Wenn Cecil und Ralph erst

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