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Die Affen von Cannstatt (German Edition)

Die Affen von Cannstatt (German Edition)

Titel: Die Affen von Cannstatt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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und Bademantel und fühle mich nackt ohne Slip. Aber anziehen darf ich mich nicht. Die Beamtinnen verpacken meine Kleider in Säcke, auch die im Schmutzwäschekorb und die Stiefel an der Tür.
    Aber warum denn? Was wollen Sie denn mit meinen Kleidern?
    Ich soll die Liste der beschlagnahmten Sachen unterschreiben. Und eine Erklärung, dass sie nichts kaputtgemacht haben. Wenn ich mich weigere, erklärt der Beamte, müssen die Kisten versiegelt werden und ein Richter entscheiden, was nur Zeit kostet, an der Sache aber nichts ändert.
    Da denke ich noch, es gehe ihnen um meine Zeit. Ich unterschreibe. Vielleicht sollte ich doch Onkel Gerald anrufen. Er ist der Bruder meines Pflegevaters und Strafverteidiger. Aber das kann ich nachher noch tun, wenn sie weg sind. Und je eher, desto besser, denn ich sollte mich für die Arbeit fertig machen.
    Und was ziehe ich an?, frage ich, als sie anfangen, die Säcke und Kisten rumpelnd die Treppe hinunterzutragen. Spätestens jetzt haben sie die Leute unter mir geweckt.
    Da eröffnet mir der Leitende Beamte, dass ich zur erkennungsdienstlichen Behandlung aufs Präsidium mitkommen muss.
    Aber wieso denn?
    Das wird mir dann auf dem Präsidium erläutert.
    Die Beamtin geht mit mir ins Schlafzimmer. Auf dem Bett liegen Wäsche, Jeans, T-Shirt und Pullover aus den hintersten Bereichen meines Schranks. Eigentlich würde ich gern noch duschen, habe aber weder die innere Ruhe dazu noch das Vertrauen, dass nicht einer ins Bad platzt. Womöglich käme die Beamtin mit und guckte zu, so wie sie zuguckt, wie ich mir den Slip unters Nachthemd ziehe. Es ist halb acht. Steffie könnte schon im Büro sein, die Meisterin im Wettlauf mit der Stechuhr.
    Meine Hände fliegen, eigentlich zittern sie. Angst liegt mir im Magen. Meine Stiefel sind beschlagnahmt, die Beamtin gibt mir alte Sneakers, die für den Winter völlig ungeeignet sind. Während ich die Schnürsenkel binde, zieht der Leitende Beamte ein rotes Blatt Papier aus seiner Aktentasche und verkündet, dies ist ein Haftbefehl und er muss mich schließen.
    Wie bitte? Mein Kopf ist leer. Von der Begründung, die er vorliest, bekomme ich nur mit, dass sie glauben, ich hätte Till Deutschbeins Tod verursacht. Das ist künftig die Standardformulierung, denn mit eigenen Händen habe ich Till nicht getötet. Ich habe es den Affen überlassen.
    Meine Armbanduhr darf ich nicht mehr anlegen. Ich soll auch meinen Schmuck ablegen, empfiehlt mir der Beamte. Aber ich weigere mich. Ohrringe und Kette gehören zu mir, Schmuck ist Teil meiner sozialen Identität.
    Ich muss im Geschäft Bescheid sagen, sage ich. Das lehnt der Leitende Beamte ab. Ich hätte später Gelegenheit zu einem Telefonat. Ich frage ihn, ob es denn sein muss, dass man mich in Handschellen vor die Tür führt. Müssen denn die Nachbarn mitkriegen, dass ich verhaftet werde. Es kann sich hier doch nur um einen Irrtum handeln.
    Das ist Vorschrift, antwortet er.
    Kaum habe ich den viel zu leichten Sommermantel an, den die Beamtin von meinen Sachen offenbar wie die Sommerschuhe als für die Tat nicht infrage kommend einstuft, schließt sie mir auch schon die Hände auf den Rücken. Sie erkundigt sich, ob die Handschellen auch nicht zu eng sind. Beinahe hätte ich gelacht über so viel Rücksicht an der falschen Stelle. Und wenn ich nun die steile Treppe hinunterstürze? Die Beamtin tritt an mich heran und hält mich am Ellbogen fest.
    Die übrigen Polizisten warten beim Polizeibus, der zwischen Schneehaufen in der Gasse steht. Es ist noch dunkel. Ich höre irgendwo ein Fenster aufgehen, sehe Lichter aufflammen. Ich fühle die Augen der Nachbarn auf mir, höre ihr Geflüster.
    Ich soll einsteigen. Ich fühle eine Hand auf meinem Kopf. Eine indiskrete Berührung, mit der ich nicht gerechnet habe. Abwehr und Ekel machen mich steif. Hätte die Beamtin meinen Kopf nicht gedrückt, wäre ich beim Einsteigen mit auf dem Rücken gefesselten Händen an den Rahmen gestoßen.
    Wir fahren an der dunklen Wilhelma entlang die Pragstraße hinauf. Ich erkenne das schräge Glasdach des Südamerikahauses. In der feuchten Regenwaldluft beschlägt es im Winter den Besuchern die Brillen. Die wenigsten sehen den Brillenwärmer an der Tür. Die Kuratorin für die Menschenaffen hat mich erst kürzlich gebeten, im kommenden Frühjahr den Umzug der Bonobos ins neue Menschenaffenhaus als Beobachterin zu begleiten und zu protokollieren. Man möchte wissen, ob sie sich im neuen Menschenaffenhaus, wo sie mehr Platz haben,

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