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Die Affen von Cannstatt (German Edition)

Die Affen von Cannstatt (German Edition)

Titel: Die Affen von Cannstatt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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lacht kurz. »Und was ist mit dir, mein Herz?«
    »Was soll mit mir sein?«
    »Bist du gern allein?«
    »Ja.«
    »Das kam schnell und überzeugend.«
    Ich lache.
    Lisa schaut sich nach einem Platz für die Zigarettenkippe um. »Wirst du mal das Pelzgeschäft deiner Eltern übernehmen? Oder gibt es noch andere Erben?«
    »Ich habe keine Lust, Pelze zu verkaufen.«
    Sie wirft die Kippe übers Geländer. »Zu meiner Zeit hat man ganz prinzipiell etwas gegen Pelze gehabt. Vor allem gegen Nerz. So ganz genau weiß ich allerdings nicht mehr, warum.«
    »Weil niemand einen Pelz braucht, um nicht zu frieren«, erkläre ich. »Und wem Pelz gefällt, für den gibt es inzwischen hochwertige Fake-Fur-Pelze. Die sehen täuschend echt aus. Wer heute Nerz trägt, tut es aus Prestigegründen. Wie früher die Könige. Dass man aber Tiere in Pelztierfarmen quält und tötet, nur um die menschliche Geltungssucht zu befriedigen, ist … nun ja … primitiv und unkultiviert.«
    »Schön gesagt. Du sprichst mir aus der Seele. Lammfellmäntel wären aber okay, oder? Und Opossum. Ich habe gehört, in Australien sind sie eine Plage.«
    »Aber nur, weil sie ursprünglich von Pelztierzüchtern eingeführt wurden.«
    »Und wann werden die Nerze in Deutschland zur Plage?«
    »Sie sind es schon. Der nordamerikanische Mink ist inzwischen so oft befreit worden, dass er jetzt dem europäischen Nerz den Garaus macht. Er ist größer und aggressiver.«
    »Tja, wie man es macht, ist es falsch.«
    »Wir machen eben zu viel«, sage ich.
    »Nichts machen ist auch ein Verbrechen«, antwortet sie und schlottert plötzlich.
    Ich stoße die Balkontür auf und wir treten ins Warme. Sie bringt den Geruch nach Tabak mit hinein. Ich kenne ihn von Arne. Aber in meinem Zimmer wirkt er verboten fremd. Ich hätte gedacht, dass es mich stört, aber es stört mich nicht. Im Gegenteil. Ich finde es auf einmal aufregend.
    »Ich habe meine ganze Kindheit latent Angst gehabt«, sage ich, »vor diesen Tierschützern. Wir waren irgendwie Aussätzige und ich sowieso …«
    Sie schaut mich an.
    Da sage ich es: »Ich bin die Tochter einer Kindsmörderin.«
    Lisa stellt Fragen, auf die ich nie wirklich Antworten gesucht habe. Woher weiß man so genau, dass die Kinder keine Totgeburten waren? Ich weiß es nicht. Kann die Polizei das nicht feststellen? Man hat sie doch erst Jahre später ausgegraben. Was sieht man denn an Skeletten außer Knochenbrüchen? Der Rechtsmediziner braucht schon intakte Organe, um festzustellen, ob das Kleine nach der Geburt ein paar Atemzüge getan hat oder nicht. Und um ein Neugeborenes umzubringen, braucht man keine Gewalt. Ein Tuch überm Gesicht reicht.
    »Aber man wird doch nicht eine Kindsmörderin suchen«, beharre ich, »wenn man es nicht genau weiß.«
    Lisa ist da skeptisch. Wir kennen beide die Ermittlungsakte nicht. Was die Presse daraus gemacht hat, muss sich nicht mit dem Verdacht der Polizei decken. Man hätte sie eigentlich auch entschlossener suchen müssen. Zielfahnder der Polizei, meint sie, finden letztlich jeden, wenn sie wollen. Es sei denn, er ist nicht mehr am Leben.
    »Da stimmt doch was nicht«, sagt sie. »Die haben dich betrogen, Camilla.«
    Ich kann nicht richtig atmen. Meine Gewissheiten kippen. »Wer soll mich denn betrogen haben? Und warum denn?«
    »Das Jugendamt«, antwortet sie hart. »Gemeinschaftlich mit deinen Pflegeeltern.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Sieh es mal so«, antwortet sie. »Sie haben ein Kind aus einer leeren Wohnung geholt, weil die Mutter nicht zu Hause und das Kind verdreckt war. Inobhutnahme nennt sich das. Und das geht blitzschnell.«
    »Aber meine Mutter hat sich nicht darum bemüht, mich zurückzuholen.«
    »Bist du sicher? Warst du dabei? Oder hat man dir das nur so erzählt?«
    Mir bleibt die Sprache weg.
    »Und dann passiert etwas«, fährt sie fort, »was ihnen im Nachhinein recht zu geben scheint. Man findet Kinderleichen, die genetisch mit dir verwandt sind. Schwupps wird sie zum Ungeheuer, vor dem man dich gerettet hat, allen voran deine braven Pflegeeltern. Man klopft sich auf die Schulter. Nicht in böser Absicht oder um dir etwas zu nehmen, sondern aus Liebe zu dir. Deine Mutter kann sich nicht wehren. Sie hat längst aufgegeben und ist weggezogen, vielleicht ins Ausland. Zurück bleibt nur ihr böser Schatten. Die Wahrheit interessiert deine Retter nicht.«
    »Aber mich.«
    Sie schaut mich an. »Hast du noch was anderes als Tee? Irgendwas Halluzinogenes.«
    »Wie?«
    »Was mit

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