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Die Affen von Cannstatt (German Edition)

Die Affen von Cannstatt (German Edition)

Titel: Die Affen von Cannstatt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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gar nicht anders entscheiden, als die ermittelnde Staatsanwältin über die Erkenntnisse zu informieren, die Lisa durch ihren Besuch bei Ihnen gewonnen hatte. Die Polizei wäre eh über kurz oder lang darauf gekommen, dass Sie eine private Beziehung zum Geschädigten hatten. Zusammen mit Ihrer Verbindung zu den Bonobos ergibt das einen dringenden Tatverdacht. Sie besaßen die Gelegenheit, die Kenntnisse und die Mittel, Ihren Exfreund ins Bonobogehege zu verbringen. Und ich kann mir, ehrlich gesagt, niemanden sonst denken, bei dem diese drei Elemente zusammenkommen. Kollegin Meisner hatte keine andere Wahl, als einen Haftbefehl zu beantragen.
    Hätte man nicht erst einmal mit mir reden können, frage ich, statt mich gleich zu verhaften, vor allen Nachbarn?
    Ich gebe zu, antwortet er, dass es etwas irritierend ist, wenn das Urteil von Staatsanwalt und Ermittlungsrichter schon festzustehen scheint, bevor man selbst zum Vorwurf gehört worden ist. Ich kann Ihre Erbitterung nachvollziehen. Andererseits soll sich eine Anklage grundsätzlich auf Beweise gründen, nicht auf ein Geständnis. Das gilt auch für den Antrag auf einen Haftbefehl.
    Was für Beweise wären das denn?, frage ich. Blutspuren hat man an meinen Kleidern ja nicht gefunden.
    Sie könnten die betreffende Kleidung vollständig entsorgt haben.
    Hätte ich mich dazu nicht auf der Straße vor der Tür ausziehen müssen?, frage ich, was ich auch Onkel Gerald schon erklärt habe. Und das im Winter?
    Das wird das Gericht zu bewerten haben, blockt er ab. Ebenso wie die Tatsache, dass man am Schlüssel und an der Lederjacke des Geschädigten Ihre DNS sichergestellt hat.
    Was denn für eine Lederjacke?, frage ich. Davon höre ich zum ersten Mal. Till hat nie Lederjacken getragen, als Veganer sowieso nicht. Aber auch im Geschäft habe ich ihn nie mit einer Lederjacke gesehen. Er trug lange Mäntel.
    Weber blinzelt nur kurz und fragt: Warum haben Sie denn der Polizei bei der ersten Befragung verschwiegen, dass Sie Deutschbein aus Tübingen kannten und mit ihm eine intime Beziehung hatten?
    Es ging alles so schnell bei dieser ersten Befragung, verteidige ich mich. Die Polizisten waren müde, wollten nichts mehr wissen.
    Er nickt. Seine Meinung von der Polizei scheint auch nicht sonderlich hoch zu sein. Wie dem auch sei, Frau Feh, es ist Aufgabe des Gerichts, den Sachverhalt abschließend zu klären. Ich bin nur gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass Lisa Ihre leibliche Mutter gefunden hat.
    Ich huste Zigarettenrauch und drücke die Kippe im Miniaschenbecher aus, den Weber aus seiner Jackentasche befördert und auf dem Tisch geöffnet hat.
    Mit der sitze ich seit Pfingsten in einer Zelle, sage ich.
    Jetzt sieht er etwas konsterniert aus. Sie teilen mit Frau Vieregg eine Zelle?
    Eine unnötige Frage. Gerade habe ich es gesagt.
    Dann ist sie es also tatsächlich, stelle ich fest und frage mich: Hätte man mich nicht fragen müssen, bevor man uns zusammenlegt? Aber nein, im Gefängnis wird niemand gefragt, was ihm recht wäre. Es fragt sich auch niemand, was das mit mir macht, wenn ich holterdiepolter entdecke, dass ich die Zelle mit meiner mörderischen Mutter teile. Für wie stark halten die mich eigentlich? Oder hat man mit einer mutmaßlichen Mörderin kein Mitgefühl mehr? Wer einen Menschen töten kann, der nimmt alles mit Gleichmut hin. Ich unterdrücke den aufsteigenden Zorn. Für Gefühle habe ich später noch stundenlang Zeit.
    So war das nicht geplant, erklärt Weber.
    Ach so. Was war denn geplant mit mir? Und meiner Mutter? Ich werde nun doch ärgerlich.
    Weber erläutert mir leicht verlegen, dass meine Mutter schon zweimal wegen schwerer Depressionen in Behandlung war und deshalb zwingend von einer Einzelunterbringung abgesehen werden musste. Aber sie sollte natürlich nicht einfach so mit mir zusammengelegt, nicht einmal im selben Stockwerk untergebracht werden. Der Psychologe hat vorgeschlagen, später ein erstes Zusammentreffen meiner Mutter mit mir in einem Büro des Sozialdiensts herbeizuführen.
    Vermutlich ist Pfingsten schuld, sage ich, die Überbelegung nach den Pfingstfesten und die Feiertagsdienstler, die nicht Bescheid wussten. Ich höre mich an, als wollte ich mich für meine JVA und die Fehler der Beamtinnen entschuldigen. So weit bin ich schon, denke ich, dass ich eine Corporate Identity empfinde. Ich sehe Weber nicht an, ob er es gemerkt hat. Man erwartet doch jetzt hoffentlich nicht von mir, fahre ich bissig fort, dass ich meine Mutter zu einem

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