Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)
er keine Befehle zu geben brauchte. Er wusste so wenig über die Imisil, eine von mehreren Zivilisationen von der anderen Seite der Huvuun-Tiefenzone, gegen die vor einigen Jahrzehnten die Hegemonie einen Vergeltungsschlag geführt hatte. Bei dem unerbittlichen Angriff waren mehrere Welten nahezu unbewohnbar geworden. Somit waren sie im Grunde natürliche Verbündete Dariens.
»Eingehender Funkspruch, Commander«, meldete der taktische Offizier. »Mit Videoübertragung.«
»Legen Sie ihn auf den Schirm«, sagte Ash. »Einwegverbindung.«
Ein Rahmen öffnete sich auf dem Sichtfenster und in der Holoarmatur, vor der Greg saß. Ein fremdartiges, haarloses humanoides Wesen in weiß-grauer Kleidung schaute daraus hervor. Das Gesicht war mit Flecken übersät, die beim Sprechen die Farbe änderten.
»Ich bin Vorbote Remosca. Sie sind in die Sperrzone einer Welt eingedrungen, die derzeit vom Imisil-Bund überwacht wird. Ihr Schiff weist eine starke Ähnlichkeit auf mit den Raumfahrzeugen, die von einer bestimmten Söldnergruppe benutzt werden, die bekanntermaßen im Dienste der Sendruka-Hegemonie steht. Identifizieren Sie sich.«
Das Bild erlosch, und man sah wieder Darien, die verschwommenen Sterne und das sich nähernde Raumschiff. Ash schnaubte gereizt.
»Söldner eher nicht.« Stirnrunzelnd sah er auf den jetzt leeren Monitor. »Wenn wir sie zu überzeugen versuchen, dass wir Ezgara und auch Menschen sind, werden sie glauben, es handele sich um eine List – und wenn wir ihnen sagen, dass wir von Tygra stammen, würde das alles nur noch schlimmer machen …«
Der Tygraner stockte und schaute mit sich weitenden Augen Greg an. Er lächelte seltsam.
»Mr. Cameron, ich habe eine Idee.«
»Ach, ja?«, sagte Greg voll böser Vorahnungen.
»Ja, aber ich bin mir nicht sicher, wie Sie sie aufnehmen werden.« Ash grinste. »Ihr Onkel wäre sicherlich davon begeistert!«
»Hmm – sind damit lebensbedrohliche Risiken und heroische Listen verbunden?«
»Das trifft leider zu.«
»Worauf warten wir dann?«
2 Catriona
Sie befand sich in einem seltsamen Komplex miteinander verbundener düsterer Säle. Blau leuchtende Säulen ragten in die Dunkelheit empor, Blumen sprossen aus den Wänden, und ein feiner Nebel hing in der Luft wie hauchzarte Schleier. Dies sollte der Zufluchtsort sein für das körperlöse Gespenst, zu dem sie geworden war, und sie nannte ihn Palast der Träume. In gewisser Weise war dies eine stilisierte Version des Waldes Segrana, doch sie kam sich hier vergessen und überflüssig vor. Bisweilen fühlte sie sich wie ein Kind, das nach der Pfeife irgendwelcher Überwesen tanzte, deren Absichten undurchschaubar waren. Dann wieder gab man ihr eine Aufgabe, wie zum Beispiel, Greg zum Treffpunkt zu führen. Da sie einiges wusste und auch eigene Vermutungen anstellte, war dies eine bittere Erfahrung gewesen, denn sie hatte sich denken können, dass jeder Versuch, ihn zu warnen, ihre endgültige Verbannung in diese leeren Hallen zur Folge gehabt hätte.
Seit der Zyradin sie dazu benutzt hatte, sich im weitverzeigten Gewebe Segranas auszubreiten, hatte sie das Gefühl, einem vielschichtigen Dialog beizuwohnen, von dem sie nur flüchtige Bruchstücke mitbekam. Eigentlich waren dies keine Worte, sondern eher Vorstellungsfragmente, das Echo von Gedanken, unvollständige Bilder, Gesprächsfetzen und hin und wieder ein heißer Wirbel, der Einverständnis signalisierte.
Obwohl sie eine Getunte war, blieb ihr nichts anderes übrig, als Eindrücke zu sammeln, zu ordnen und nebeneinander zu stellen, während sie instinktiv Vermutung um Vermutung überprüfte und verwarf. Zu ihrem Bedauern betraf die erste Vermutung, die sich erhärtete, Greg. Bei genauer Betrachtung wurde ihr bewusst, dass der Zyradin und Segrana versuchten, Ereignisse vorherzusehen und sie zu beeinflussen. Für Greg bedeutete dies eine Reihe von Begegnungen und Zusammenstößen, die im Falle eines Scheiterns sein grausames Ende zur Folge hätten. Als man ihr auftrug, Greg durch den Wald zu geleiten, hatte sie bereits gewusst, dass seine Rückreise nach Darien unterbrochen werden und dass die nächste Stufe seiner Odyssee ihn in einen Konflikt epischen Ausmaßes mit höchst ungewissem Ausgang verwickeln würde.
Doch er war nicht der einzige Akteur auf dieser Bühne. Segrana und der Zyradin beschäftigten sich auch noch mit mehreren anderen Personen, die bisweilen weniger wie Spieler wirkten denn wie Fäden in einem weitläufigen, veränderlichen
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