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Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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links und nach rechts. Er lag auf einer blauen Liege, zu beiden Seiten waren raue, graue Wände. Er schluckte noch etwas Flüssigkeit.
    »Wie schlimm ist mein Zustand?«
    »Ihr Rückgrat ist an drei Stellen gebrochen, beide Beine weisen komplizierte Frakturen auf. Um Sie wiederherzustellen, habe ich einen neuronalen Ausschnitt erstellt und Ihr Bewusstsein mit den Außenbereichen des Gedankenflusses Gottes vernetzt. Ihr Forscherdrang hat Sie geradewegs zum Theater seiner Wünsche und Motive geführt.«
    »Die informelle Anhörung«, sagte Robert. »Sie hat … keinen positiven Ausgang genommen.« Als wenn der Anfang positiv gewesen wäre.
    »Sie haben gut daran getan, seinen Schmeicheleien und Versuchungen zu widerstehen und auf seine Verlockungen nicht einzugehen. Dadurch hatte ich Zeit, Ihren Zustand zu stabilisieren und Sie hierherzubringen.«
    »Mit narzistischen Schurken kenne ich mich aus«, sagte Robert. »Aber ich weiß noch immer nicht, wer oder was Sie sind. Würden Sie bitte meinen Kopf so weit anheben, dass ich Sie sehen kann?«
    »Selbstverständlich.«
    Ein Motor summte, und sein Kopf wurde zentimeterweise angehoben, sodass er nun den Raum überblicken konnte, eine Art Schachtel aus ungeglättetem, unverputztem Plastbeton. In der vor ihm befindlichen Wand gab es zwei hohe, mit einer Jalousie verschlossene Fenster, und um ihn herum standen mehrere Geräte, die mit leisem Piepen seine Körperfunktionen überwachten und ihm Nährstoffe und Medikamente zuführten. Die Geräte waren alt und zerbeult, und das galt auch für die dunkelgrün und braun gefärbte Maschine, die zu seiner Linken schwebte und anscheinend mit ihm gesprochen hatte. Sie hatte die Form einer kleinen Scheibe, die auf einer größeren Scheibe saß. Und sie betrachtete ihn mit glasartigen Sensoren, die in einem Schlitz in der unteren Scheibe saßen.
    »Ich begrüße Sie, Robert Horst. Ich spreche zu Ihnen über diese ferngesteuerte Maschine, denn ich bin der ewige Gefährte Gottes, den er niemals loswerden wird. Ich bin sein Bewusstsein, seine Empathie, der Teil von ihm, der selbst nach dieser langen Zeit noch mit der Realität verbunden ist, zumal was die Folgen seines Handelns angeht.«
    Robert schwirrte der Kopf. »Ein empathisches Bewusstsein … das sich in einer eigenständigen Persönlichkeit manifestiert?«
    »Gott ist sehr alt. Er hat mehrere Wellen exponentiellen Wandels und Wachstums durchgemacht. Er hat das innerste Gewebe seines Kernbewusstseins einem Prozess der Verbesserung und Umformung unterzogen, der sich im Rückblick als eine spezielle Methode der Ausmerzung von störenden Aspekten erweist. Mir aber kann er nicht entkommen und kann mich nicht löschen. Letztendlich wird er von Schmerz angetrieben, doch er versteht ihn nicht, vermag sich nicht damit zu arrangieren. Deshalb weiß er sich nicht anders zu helfen, als davor zu fliehen.«
    Robert machte große Augen. »Dann war das mit der Transzendenz also ernst gemeint? Das mit dem Übergang zu einer anderen … Seinsebene?«
    »Ja, das war sein voller Ernst, und er ist vollkommen überzeugt von seinem Plan, einer grotesken Strategie, die auf dem Massenmord an fast einer Billion Intelligenzen beruht.«
    Robert lauschte mit wachsendem Grauen, während die empathische Wesenheit ihm von dem komplizierten Plan berichtete, in geheimen Labors auf Darien dunkle Antimaterie herzustellen, ein Team genetisch getunter Wissenschaftler aus der Kolonie zu entführen und 500 Raketen mit dunkler Antimaterie zu bestücken, um damit 500 synchrone Supernovae zu erzeugen …
    Ihm war nach Lachen zumute, doch das Stechen in seiner Brust hinderte ihn daran.
    »Das Ganze klingt total verrückt«, sagte er. »Sollte da wirklich etwas dran sein?«
    »Gott verfolgt diesen Plan seit Jahrtausenden mit großer Besessenheit«, antwortete die empathische Wesenheit. »Er hat die mystischen Überzeugungen von einer Million Welten studiert, einige davon habe auch ich beobachtet. Er ist überzeugt, dass ihm dieser bösartige Akt zur Transzendenz verhelfen, die Erinnerung an den Massenselbstmord der Tanenth auslöschen und ihn vom Schmerz und von mir befreien wird, dieser Narr. Aber das ist nebensächlich in Anbetracht des Gemetzels, das er möglicherweise anrichten wird.«
    »Kann man es verhindern?«, fragte Robert und fragte sich, wer einem Gott wohl in die Arme fallen sollte.
    »Vielleicht – aber die einzelnen Elemente seines Plans fügen sich jetzt zusammen. Es begann mit der Entdeckung Dariens. Gott

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