Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
dann zog sie die Fesseln nach. Ganz in der Nähe saß mit starrer Miene Harry-Arkady auf einem Plastikstuhl.
    »Die anderen Körperfresser dürften bald hier sein, dann amüsieren wir uns ein bisschen.«
    Talavera blutete aus einer Schnittwunde an der Stirn, dunkelrotes Blut war auf der Haut verschmiert. Außerdem war ihre eine Wange stark gerötet. An derselben Kopfseite war auch das Haar versengt, was auf einen Streiftreffer hindeutete. Um ihre Arme wanden sich Vermax. Julia betrachtete die grauenhaften Wesen einen Moment lang, dann blickte sie zu dem aufrecht sitzenden Körper Arkadys hinüber; an der linken Schläfe, wo ein Vermax eingedrungen war, um an sein Implantat heranzukommen, hatte er ein faustgroßes blutiges Loch. Das bedeutete, dass Harry gefressen worden war, jedenfalls einer von beiden.
    Julia starrte den doppelt toten Arkady an und wünschte, sie hätte etwas dabei empfunden.
    Oder hätte etwas tun können. Wie zuvor, als Talavera sie aus Irenyas Metakosmos herausgeholt hatte, war Julias Zugang zur Hauptsteuerung blockiert. Aber – war Konstantin ebenfalls wieder eingesperrt worden, oder hatte er es geschafft, die Raketen umzulenken? Und selbst wenn Plan B funktioniert hatte, wie sollte jemand so nahe an eine der Konsolen herankommen, dass er einen manuellen Start durchführen konnte?
    Talavera lächelte mit unverhohlener Boshaftigkeit auf sie herunter, dann nahm sie vor der Konsole Platz, die unmittelbar gegenüber von Julias Liege stand. Sie betätigte ein paar Tasten, worauf sich ein Holoschirm aufbaute. Sie warf Julia einen Blick zu, dann betrachtete sie das Holobild und tippte auf ein weiteres Symbol.
    »Meine Liebe Julia, du hast mir ganz schön zugesetzt, weißt du das?« Sie breitete theatralisch die vermaxumschlungenen Arme aus, als wollte sie die ganze Nabenstation umfassen. »Aber jetzt sind wir hier, im Zentrum des Geschehens. Ich habe deine jämmerlichen kleinen Listen praktisch auf Anhieb vereitelt, der Countdown für den automatischen Start wurde eingeleitet, und die Uhr tickt …«
    Julia hörte nur mit halbem Ohr hin. Stattdessen konzentrierte sie sich auf die einzige Option, die ihr noch geblieben war. Der Zugang zu allen Systemen Talaveras war ihr versperrt, doch die Verbindungen des Implantats zu den neuronalen Pfaden ihres Hirns waren noch offen. Das Implantat war imstande, ihr fraktalisiertes Bewusstsein abzubilden und es in ihr organisches Gehirn zurückzutransferieren, doch es gab organische Schäden, und sie konnte nicht vorhersagen, wie sie sich auswirken würden.
    Gehirnschäden könnten mein Bewusstsein beeinträchtigen, dachte sie. Oder zu meinem Tod führen. Aber wenn ich nichts tue, sterbe ich sowieso von Talaveras Hand …
    Sie musste es wenigstens versuchen. Sie konfigurierte das Implantat für einen beschleunigten Upload und startete den Vorgang.
    Strömte das Licht in sie ein, oder war sie selbst das Licht, das sich in die Leere ergoss? Alle dem rauchverhangenen Hauptquartier Talaveras zugeordneten Sinneseindrücke verblassten, als fiele oder ströme sie von einem Ort zum anderen … und dann stürzte alles erneut auf sie ein, die Oberflächenstrukturen, der Druck der Fesseln, die verräucherte Luft, die in ihrer Kehle brannte, das Kitzeln in ihrer Nase, die verklebten Augen, der hungrige Magen, die ganze synergistische Wucht der wiederhergestellten Wirklichkeit, einschließlich der unablässig schwadronierenden Talavera, die sich über ihre Triumphe, ihre brillante Taktik und die ruhmreiche Zukunft ausließ.
    Julia befreite ihre eine Hand, löste die Gurte an Brust und Hüfte, ohne Talavera aus den Augen zu lassen … und erstarrte, als die Frau sich erhob, ohne ihren egozentrischen Erguss auch nur einen Moment lang zu unterbrechen, und sich in Julias Richtung in Bewegung setzte. Sie war kaum zwei Schritte weit gekommen, als vor ihr leuchtende Garben die Luft durchschnitten. Sie fuhr herum und duckte sich in die Lücke zwischen zwei Konsolen, dann streckte sie die Arme aus. Die schwarzen Vermax wickelten sich geschmeidig davon ab und flogen den Gang entlang. Als ein Schmerzensschrei zu hören war, richtete Talavera sich lächelnd aus der Deckung auf.
    Julia hatte inzwischen auch noch die letzten Gurte gelöst und erhob sich schwankend von der Liege. Und sie erblickte den armen Arkady, den jemand auf dem Boden abgelegt hatte. Der Anblick traf sie wie ein Schlag und rief andere Erinnerungen wach, an Harry, Irenya, Thorold, das Höllenspektakel der Zerstörung des

Weitere Kostenlose Bücher