Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)
speziellen verschlüsselten Kanälen suchte, blickte Gratach durchs Fenster aufs aufgewühlte Meer hinaus.
Einen Funken von Genugtuung hatte Kuros sich in seiner Einkerkerung, seiner Folter im Nichts, bewahrt, und der war mit dem Namen Alexandr Washutkin verknüpft. Nachdem er und seine Anhänger sich in den Höhlen der Utgardklippen eingenistet hatten, hatte Kuros einen mit Gentrackern ausgerüsteten Stoßtrupp losgeschickt. Als die Aufrührer durch die zahllosen Ausgänge geflohen waren und Washutkin gefangen genommen war, hatte er den Russen mit Nanostaub infiziert. Minuten später befand er sich in der Gewalt des Staubes und wurde wieder freigelassen.
Washutkin hatte Befehl, Greg Cameron zu ergreifen und ihn zu verhören oder zu eliminieren. Da Kuros in seinem gegenwärtigen körperlosen Zustand keine Verbindung zu Washutkin aufnehmen konnte, wusste er nicht, ob Cameron tot war. In den Berichten der Brolturaner wurde er nicht erwähnt, wenngleich Washutkin in den Lagern in den Kentigernbergen und bei einem der Angriffe auf die Schulter des Riesen gesehen worden war. War dies ein Beleg dafür, dass Cameron tatsächlich tot war? Der fremdgesteuerte Washutkin hatte Kuros bislang jedenfalls noch nicht aufgesucht, was darauf hindeutete, dass Cameron noch am Leben war.
Lauter Unwägbarkeiten – dies war der Stoff, aus dem Kuros’ Schrumpfexistenz gemacht war.
Jetzt aber sah es ganz danach aus, als ob er bald ein paar belastbare Fakten bekommen sollte, und vielleicht würde er ja sogar etwas Nützliches über den Plan des Geläuterten in Erfahrung bringen. Es war der Morgen des fünften Tages seiner Gefangenschaft, und Gratach hatte das brolturanische Lager verlassen und war ganz allein die neu angelegte Treppe zu dem Felsgrat hochgestiegen, der Ausblick bot auf das Meer und die südlichen Zugangswege. Jetzt befand er sich zusammen mit dem Geläuterten Teshak in einem verfallenen Steingebäude und wartete darauf, dass das Subraum-Commgerät ein bestimmtes Signal aufspürte. Wie üblich wurde nicht gesprochen. Es herrschte bedeutungsschwangere Stille.
Ein Signal ertönte. Gratach und Teshak wechselten einen Blick und rückten näher an das Gerät heran, das in der geöffneten Transportkiste stand. Ein Holobildschirm baute sich über der Konsole auf. In der blassblauen Fläche rotierte eine leuchtende Scheibe, dann nahm ein hellhäutiger Mann in dunkler Uniform ihre Stelle ein. Die Wiedergabe war schwarzweiß. Er blickte zu ihnen heraus.
»Hochverehrter Geläuterter Teshak«, sagte er mit hoher, melodischer Stimme. »Und Ihr Begleiter ist sicherlich der angesehene General Gratach … der die Läuterung noch vor sich hat, wenn ich mich nicht irre.«
»Ganz richtig, Geläuterter Dusorn«, sagte Teshak. »Es wäre vielleicht ratsam, mit der Vollendung der Läuterung unseres Bruders so lange zu warten, bis wir uns in einer kontrollierten Umgebung befinden.«
»Gewiss«, sagte Dusorn. »Zu diesem Zweck wurde dem Trägerverband ein weiteres Schiff zugeordnet, ein Zerstörer, der die Aufgabe hat, Sie von der Planetenoberfläche abzuholen, sobald die taktische Situation dies erlaubt.«
»Verstanden, doch mir ist nicht ganz klar, weshalb wir mit Eurer Geläutertheit sprechen und nicht mit unseren erlauchten Vorgesetzten auf Iseri.«
Der Anflug eines Lächelns glitt über Dusorns Gesicht.
»Die Verhandlungen mit den traditionalistischen Gruppierungen sind in ein kritisches Stadium eingetreten«, erwiderte er. »Unsere Vorgesetzten stehen unter Druck und auch unter aufmerksamer Beobachtung, deshalb wurde die Verantwortung für Ihren Fortbestand mir übertragen.«
Teshak nickte. »Hochverehrter Dusorn, gehe ich richtig in der Annahme, dass Sie sich derzeit an Bord eines Raumschiffs befinden, möglicherweise an Bord eines Ihrer Sonnenauge-Automaten?«
»Ihre Wahrnehmung übersteigt die Beschränkungen unserer Verbindung, tüchtiger Teshak«, sagte Dusorn. »Ich befinde mich tatsächlich auf der Brücke des Sonnenauge-Implementierungsschiffes Kante und werde von zwei weiteren Schiffen begleitet, der Haken und der Spitze . Wir verfolgen eine Flottille der Vox Humana, welche die gesamte Bevölkerung der Menschenenklave auf Scheiterhaufen an Bord hat, was gleichbedeutend mit Diebstahl unseres Eigentums ist. Die Entführung dieser Menschen bedeutet nicht nur einen großen wirtschaftlichen Verlust für uns, der Vorgang ist auch in politischer Hinsicht als äußerst heikel zu bewerten, weshalb wir sie in den Hyperraum
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