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Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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übereinandergestapelten Analysegeräten, Monitoren und Servern. Doch es herrschte eine bedrückende Stille, und viele Bereiche waren verschattet oder in undurchdringliche Dunkelheit gehüllt. Dem Stadtzentrum zu aber brannten noch Lichter und flackerten Anzeigen, gab es Anzeichen von Aktivität.
    Irenyas Metakosmos war ein Garten mit Springbrunnen, Bach, Holzbrücke, Vogelhäuschen und Weidenbäumen. Doch im Garten wucherte das Unkraut, die Weiden wurden von Dornengestrüpp erstickt, der Springbrunnen war versiegt und geborsten, und der Bach stank nach Moder. Es regnete, und im Gebüsch hörte man jemanden weinen.
    Thorold hatte sich nicht vollständig unterworfen. Unter einem eisgrauen Himmel zog er einen mit Steinen beladenen Karren einen kahlen Bergweg hoch.
    Arkady bildete den Abschluss. Talavera hatte ihn bereits mit dem Nanostaub infiziert, deshalb wusste Julia nicht, was sie erwartete, als sie eine weite, dunstige Ebene und die Umrisse eines einzelnen Berges erblickte. Beim Näherkommen lichtete sich der Nebel, und sie sah, dass aus der Bergflanke eine gewaltige sitzende Gestalt herausgehauen war. Sie hatte keinen Kopf.
    »Ich habe genug gesehen.«
    Wieder die blendende Helligkeit des reißenden Datenstroms. Sie dachte über die Schichtnetzverbindung des Schiffes nach, ein Cluster von Datenkanälen, deren Komplexität perfekte Sicherheit schier unmöglich machte. Eben deshalb brauchte Talavera die Getunten; ihre Wetware war über das Schichtnetz viel schwerer zu infiltrieren, und sie waren leichter zu kontrollieren als eine AI. Die geborenen Opfer, schwach und ohne Freunde. Eine Bemerkung Talaveras kam ihr in den Sinn:
    »Hast du auch so jemanden, der sich deiner annimmt, dich beschützt und dich rettet? Ich glaube, wir beide kennen die Antwort.«
    »Kannst du eine Kopie meines Bewusstseinszustands anlegen?«, sagte sie. »Und dann einen Kanal zum Schichtnetz öffnen und die Kopie hochladen?«
    Ich kann eine sehr ähnliche, fraktalbasierte Kopie anlegen … Die Virtualitätsüberwachung ist auf die anomalen Ungleichgewichte in deinem Gehirn aufmerksam geworden. Es bleibt keine Zeit mehr, die Kopie upzuloaden, aber die Zeit reicht aus, um dein Bewusstsein zu fraktalisieren und es kontinuierlich und in Echtzeit zu transferieren.
    Sie zögerte, aber nur kurz.
    »Das müsste reichen.«
    Der Fraktalisierungsvorgang kann zu irreparablen neuronalen Schäden führen – dies würde das Ende deiner bewussten Existenz bedeuten.
    »Wenn ich bei vollem Bewusstsein bin, wenn der Nanostaub die zweite Phase einleitet, muss ich auf jeden Fall leiden, den Selbst-Tod erleiden. Ich habe schon erlebt, was der Staub anrichten kann. Bitte führe den Scan durch.«
    Er beginnt jetzt. Du wirst bald eine Trübung deines Seh- und Hörsinns feststellen. Außerdem können vorübergehend alte Erinnerungen wach werden.
    Die gleißende Helligkeit des Datenstroms verblasste zu einem Nebel, und sie meinte, das in die Ferne zurückweichende Tosen eines Wasserfalls zu hören. Als Stille einkehrte, vernahm sie eine Art Knistern, durchsetzt mit Plopp- und Klickgeräuschen. Sie sah einen flackernden gelben Lichtfleck, der verschwamm und sich in ein Lagerfeuer an einem nächtlichen Strand verwandelte. Ascheflocken und glühende Funken stoben. Inmitten der Flammen glommen Äste, deren Rinde sich kräuselte, und an den Rändern stiegen blasse Rauchfähnchen auf.
    Dann hatte sie das Gefühl, das Feuer befinde sich mitten in ihr. Seltsame Empfindungen wurden wach, alte Erinnerungen, Gedanken, Bemerkungen, darunter auch ihr Name, tauchten an die Oberfläche und schmolzen dahin. Sie fühlte sich erleichtert, als ihre letzten Gedanken aus ihr emporstiegen wie eine Kaskade jubilierender Sterne.
    Flankiert von zwei Kiskashin-Techs, sah Corazon Talavera auf die teilnahmslose, aber noch atmende Gestalt von Julia Bryce nieder. Während sie die auf ihrem Analyse-Pad angezeigten Daten mit den Tankanzeigen verglich, schlängelte sich ein Wesen, das einer aus dichtem schwarzem Rauch bestehenden Schlange glich, von ihrem Oberschenkel über die Brust zum Oberarm und wieder zurück. Die Kiskashin waren bemüht, sich ihre Bestürzung nicht anmerken zu lassen.
    »Sie ist weg«, sagte Talavera schließlich. »Setzt den Staub ein. Macht aus ihr ein schönes neues Instrument.«

7 Kuros
    Brolturanische Soldaten salutierten, als er an ihnen vorbeischritt und die Stufen hochstieg, die man vor Kurzem in den Fels gehauen hatte. Der Morgenhimmel war bedeckt, und sein goldenes

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