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Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Makro-Ingenieurskunst bei Kao Chih auf reges Interesse gestoßen. Doch das war die Hinterlassenschaft einer ausgestorbenen Zivilisation, verfallene Überbleibsel in den Tiefen des Hyperraums. Im Moment war er voll und ganz von seiner eigenen Notlage in Anspruch genommen.
    Verfolgt von drei Sonnenauge-Kriegsschiffen, war die Flottille der Roug und der Vox Humana mit ihren Scheiterhaufen-Passagieren an Bord durch die Schichten des Hyperraums geflohen. Geleitet und geschützt von der Roug-Technologie, führte die Flottille mehrere Grenzsprünge von unterschiedlicher Weite und Querschichtorientierung durch und flog sogar hin und wieder ein, zwei Ebenen zurück. Die Sonnenauge-Schiffe aber ließen nicht locker und spürten sie jedes Mal wieder auf …
    Dann fiel bei der Nestinar das Navigationssystem aus, und die ganze Flottille war zu einem Notaustritt gezwungen, der sie in diese Schicht der flackernden Sterne und der verfallenen künstlichen Miniwelten führte. Das war vor einer knappen Stunde gewesen. Im Moment führten die fünf Marodeur-Schiffe ein verzweifeltes Rückzugsgefecht gegen die drei Sonnenauge-Schiffe, während die Flottille auf einer der toten Orbitallandschaften des Gasriesen Zuflucht suchte. Sie brauchten Zeit, um das Navigationssystem der Nestinar instandzusetzen, das, wie sich bei der Untersuchung herausstellte, sabotiert worden war. Und die Zeit war knapp.
    Kao Chih teilte seine Aufmerksamkeit zwischen der Außensicht und einem Flachbildschirm, der an einer Trennwand hing. Ein weiteres halbes Dutzend Bildschirme waren im großen Salon verteilt, vor denen sich besorgt dreinschauende Kolonistengruppen versammelt hatten. Alle Monitore waren auf den Livestream der Fernortung geschaltet, der Bilder von der Schlacht an der anderen Seite des Sternsystems übermittelte. Es gab keinen Ton. Der Hauptstream folgte den Marodeuren der Vox Humana und schaltete zwischen ihnen hin und her, während sie dem gegnerischen Feuer mit wilden Manövern auswichen und Angriff auf Angriff flogen.
    Vor dem Sabotageakt an Bord der Nestinar hatte Kao Chih zweimal auf der Brücke der Viteazul nachgefragt, ob er irgendetwas tun könne, und beide Male hatte man ihn gebeten, sich wieder in den Zivilistenbereich zu begeben. Kurz darauf wurde allen Passagieren der Zugang zur Brücke und den Mannschaftsdecks untersagt. Jetzt kam er sich ohnmächtig und nutzlos vor, und die gleichen Empfindungen spiegelten sich auch in den Gesichtern der anderen wider. Die jahrzehntelange Unterdrückung hatte den Kolonisten eine gewisse Hoffnungslosigkeit eingeprägt, eine fatalistische Hinnahme von Unglück und unverdienter Strafe. Doch er erinnerte sich auch an Berichte über unbewaffnete Kolonisten, die bei der Evakuierung die Va-Zla-Banditen abgewehrt hatten. Hoffnung und die Aussicht auf Freiheit hatten bewirkt, dass ihre Sklavenmentalität vorübergehend in den Hintergrund getreten war.
    Jetzt aber fühlten sich alle gehetzt und gejagt. Das sah man ihrer Haltung an; einige hatten ängstlich die Augen aufgerissen und hielten sich die Ohren zu, andere zeigten auf die Bildschirme und jammerten halblaut vor sich hin. Kao Chih sah wieder auf den Bildschirm, auf dem ein trudelnder Marodeur zu sehen war, der eine Gasfahne hinter sich herzog, während die gleißenden Strahlen der Pulskanonen ein Zickzackmuster in die Schwärze des Weltraums malten. Dann bekam der Pilot des Marodeurs seine Maschine wieder unter Kontrolle und flog eine Reihe von Fluchtmanövern, als er von einem Schwarm gegnerischer Raketen angegriffen wurde.
    Der Bildausschnitt weitete sich, bis man das ganze Schlachtfeld überblickte. Die Marodeure waren klein im Verhältnis zu den Sonnenauge-Schiffen. Das erinnerte ihn an ein Aquarium, das einmal in den Unterdocks von Agmedra’a, der Orbitalstation der Roug, entladen worden war – zwei große fischartige Wesen lagen apathisch auf dem Boden des Behälters, und zwischen ihnen flitzten kleinere Wesen umher und knabberten an den Fetzen, die sie aus den Flossen der größeren Wasserbewohner herausgerissen hatten. In der halben Minute zwischen dem Ausladen und dem Verlassen der Frachtstation fingen die großen Fische ihre Parasiten mit bizarren tentakelartigen Zungen ein.
    Dort draußen in der kalten Dunkelheit wichen die Marodeure den Salven und Raketen ihrer Gegner mit solch großem Mut und Geschick aus, dass Kao Chih am liebsten in den hin und wieder aufbrandenden Jubel eingestimmt hätte. Diese Vox-Humana-Jungs konnten wirklich fliegen.

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