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Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Mann trat ins Licht, der nicht ganz so groß wie Washutkin war. Unter dem Regenzeug trug er eine Art Kampfpanzer.
    »Ich bin Captain Gideon«, sagte er auf Noranglik mit merkwürdigem Akzent. »Ich befehlige die tygranischen Freiwilligen …«
    »Wofür wir ihm ewig dankbar sein werden«, warf Washutkin ironisch ein.
    »… und wüsste gern, was uns östlich der Talmündung erwartet.« Der Tygraner schaute zwischen ihnen hin und her. »Was können Sie uns dazu sagen?«
    Chel erwartete schon, Rory werde abstreiten, überhaupt etwas zu wissen, doch er erwiderte unverwandt Gideons Blick. Chel brach das sich dehnende Schweigen.
    »Nachdem wir den Mechas entkommen waren, haben wir uns durch Wasserrinnen und Bergpfade bis ins Tal durchgeschlagen. Über die Lage in der Küstenebene können wir nichts sagen.«
    »Nur eine Frage«, sagte Washutkin unvermittelt. »Wie ist euch die Flucht gelungen?«
    Im Blick des Menschen lag auf einmal eine kalte Schärfe, die vorher nicht dagewesen war.
    Er weiß Bescheid, schoss es Chel durch den Kopf, und vor Angst wurde ihm regelrecht schwindlig. Er weiß, was mit uns los ist. Angst aber war nicht die einzige Empfindung, die ihn durchströmte, denn unterschwellig spürte und hörte er das Lied Segranas, den Ruf des Waldes.
    »Die Maschinen haben uns mit unsichtbaren Kräften gefesselt«, sagte Chel, Washutkins Blick unverwandt erwidernd. »Aber vergangene Nacht, als ein heftiger Regenschauer niederging, ist eines ihrer Geräte ausgefallen. Die Maschinen erstarrten, die Fesselung verschwand, und da sind wir losgerannt …«
    Weiß er wirklich Bescheid? Ich muss diesen Mann töten, und Rory muss den töten, der sich Gideon nennt, aber … aber irgendetwas ist merkwürdig an ihm …
    »Glück gehabt«, meinte Washutkin. »Es ist immer gut, wenn man …«
    Rory hielt inzwischen die Waffe in der Hand, allerdings noch in den Falten seines weiten Gewands verborgen. Chel trat einen Schritt zur Seite.
    »Rory, mein Freund, Sie wirken erschöpft …«
    Ohne sich dessen bewusst zu sein, aktivierte er seine Sehergabe und drang in Rorys Bewusstsein ein, während er ihm die Hand auf den Unterarm legte. Der Mensch wandte zornig den Kopf und wollte etwas sagen, als die Sehergabe sich entfaltete. Rorys Blick wurde unscharf, er taumelte. Gleichzeitig flammte an Chels rechter Kopfseite der Schmerz auf, eine heiße Nadel bohrte sich durch Augenhöhle, Wange und Kiefer, dann durch Hals und Brust. Einen Moment lang war er geblendet und nahm alle Geräusche nur noch gedämpft wahr, ein besorgtes Gebrabbel. Segranas Lied aber erklang so lieblich wie zuvor, wogte machtvoll und rein. Ein weiterer Schmerzpfeil bohrte sich in seine Brust, wurde aber gedämpft, abgestumpft und aufgelöst.
    Chel war auf alle viere niedergesunken, und Rory hatte sich vornüber geneigt und versuchte, von Bestrafungsschmerzen geschüttelt, die Waffe aus den Falten seines Gewands hervorzuziehen. In seinem Gesicht zuckte es. Plötzlich wurde gerufen, es fielen Schüsse, in der Nähe blitzte es. Etwas Breites kam von oben aus der Dunkelheit herangeflogen und setzte mit einem dumpfen Geräusch und unter metallischem Klirren am Boden auf. Die Menschen wichen zurück, der Mecha rückte vor, und Chel meinte zu sehen, wie Washutkin mit blutigem Gesicht nach hinten kippte.
    Chel packte den benommenen Rory und brachte ihn dazu, zu der Wasserrinne hinunterzuklettern, die am Grund der Schlucht entlangführte. In der Dunkelheit verschätzte er sich, sodass sie etwa zwei Meter tief in den flachen, schlammigen Bach hinunterstürzten. Bei der Landung flammte ein neuer Schmerzknoten in Chels Eingeweiden auf, was sich anfühlte, als ballte sich in seinem Bauch eine Geisterfaust, doch bevor sie richtig zupacken konnte, drängte Segranas Lied den Schmerz in den Hintergrund. Rory hingegen fasste sich stöhnend an die Brust. Chel richtete sich schwankend auf, bemerkte die im Schlamm liegende Strahlenpistole, die Rory fallengelassen hatte, und beförderte sie mit einem Fußtritt ins Wasser. Erst dann half er Rory beim Aufstehen.
    Sie stolperten durch die Wasserrinne, duckten sich, wenn die Felswände zu niedrig waren, um ihnen Deckung zu bieten. Es wurde immer noch gekämpft, und zwischen den Feuerstößen knallte es immer wieder dumpf. Chel wollte den Glensturluson-Tochterwald erreichen, weil er dort Uvovo anzutreffen hoffte, andere Gelehrte, die ihm und Rory vielleicht helfen konnten …
    Der Mensch war schwer und fantasierte, und es war nicht leicht, ihn

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