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Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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über glitschige Steine und herabgestürzte Äste hinwegzubugsieren. Endlich stolperten sie aus dem Graben hinaus ins Tal und stießen auf einen Weg, der von der steilwandigen Felsenrinne und den tückischen Steinen wegführte. Das Tal war ein Schlund voller Dunkelheit, und darin lag der gespenstisch leuchtende Tochterwald. Im Lichtschein der Blüten und Ranken glich er einer in der Nacht schwebenden Insel, erhellt von in Spiralen und Ringen angeordneten Lampen der Uvovo, eine lockende, geheimnisvolle Schönheit.
    Sie waren noch etwa ein Dutzend Schritte vom Waldrand entfernt, als Rory auf einmal aufkeuchte, sich zusammenkrümmte und auf die Knie fiel. Offensichtlich hatte er furchtbare Schmerzen. Chel fühlte sich auch nicht viel besser – trotz der Nähe zum Tochterwald wurde der von den Implantaten ausgelöste Schmerz immer stärker. Rory begann zu zittern und sich zu krampfen – Chel bemühte sich, mit seinen Sehergaben das Leiden des Menschen zu dämpfen, doch da flammte wieder der Schmerz in seinen Eingeweiden auf, und er bekam weiche Knie.
    Wir dürfen hier nicht schlappmachen!, dachte er. Wir sind dem Ziel so nahe …
    Hände packten ihn an Armen und Beinen. Das Schlimmste fürchtend, wehrte er sich, da sagte jemand auf Uvovo:
    »Ganz ruhig, Seher – wir wollen dir helfen.«
    Seine Leute, die Uvovo, nicht Menschen oder Sklaven der Legion der Avatare. Ein Schauer der Erleichterung durchrieselte ihn … doch sie wussten nicht, wie es um ihn und Rory bestellt war. Es gab Gegenmaßnahmen, eine Behandlungsmethode, um das, was man ihnen zugefügt hatte, rückgängig zu machen – er konnte nur hoffen, dass sie ihn nicht für verrückt halten würden, wenn er sie zu überzeugen versuchte. Als man sie zum Waldrand trug, wurde er jedoch von abgrundtiefer Erschöpfung erfasst. Er musste seine ganze Willenskraft aufbieten, um nicht das Bewusstsein zu verlieren. Als sie den Tochterwald erreicht hatten, schmeckte die Luft gleich frischer, und seine Sinne erwachten in der friedlichen Umgebung, die durchdrungen war vom widerhallenden Lied Segranas, eine tröstliche Untermalung, die in ihm den Wunsch weckte, seine Sehergaben zu aktivieren. Doch er widerstand dem Wunsch, da er fürchtete, einer weiteren Schmerzattacke endgültig zu erliegen. Dann ertönte vom Waldrand her eine Stimme.
    »Seher! – Seher Chel! Sind Sie da?«
    Die Prozession der Helfer hatte eine Anhöhe im Wald erreicht. Auf Chels Bitte hin hielten sie an, und er spähte durch das Laubwerk hindurch zurück. Und da stand jemand im schwachen Schein des Waldes, eine bärtige Gestalt, ein Mensch. Washutkin.
    »Seher Chel – wir müssen uns unterhalten.«
    Chel lächelte freudlos. In der Wasserrinne hatte er Washutkin im Fackelschein in die Augen geblickt und unter minimaler Aufbietung seiner Sehergabe gesehen , was sich hinter diesem kalten Blick verbarg. Der Staub der Traumlosen, das gleiche erbarmungslose Zeug, das auch Gregory in seiner Gewalt gehabt hatte, bis die Wurzelgelehrten von Glenkrylow sein Blut davon gereinigt hatten.
    Washutkin war verstummt. Die Kampfgeräusche wichen ins nächtliche Dunkel zurück, da die Menschen sich durch die Schlucht zurückzogen. Chel wandte sich an einen der Uvovo, die ihn stützten, einen Gelehrten des Kriegerstamms.
    »Gelehrter, hör mir gut zu – du musst den Menschen und mich in verschiedene Vudrons setzen. Dann gib uns die Lichtschale und sperr uns ein.«
    Der Gelehrte zeigte sich bestürzt. »Weshalb diese Bitte, Seher? Wozu das Verpuppungsritual?«
    »Weil der Feind mir und dem Menschen Foltermaschinen eingesetzt hat. Wenn man die nicht unschädlich macht, werden wir beide sterben, und unser ganzes Wissen geht verloren.« Chel hielt schwer atmend inne. Er war vollkommen erschöpft. »Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, dass die Vudrons uns heilen werden, aber wir müssen es wenigstens versuchen und Segrana bitten, uns ihrer Gnade und Liebe teilhaftig werden zu lassen.«
    Nach kurzem Überlegen nickte der Gelehrte.
    »Es sind einige Techwerker hier, Seher. Ich bin sicher, sie werden das Ritual gerne beaufsichtigen.« Er blickte sich zum Waldrand um. »Der Mensch ist noch dort – ist damit zu rechnen, dass er dich verfolgen wird?«
    Chel schüttelte den Kopf.
    »Nein, das traut er sich nicht. Das würde ihn das Leben kosten.«
    Die Uvovo setzten ihre Prozession ins Innere des Waldes fort.

12 Robert
    Auf der Metallliege festgeschnallt, konnte Robert Horst nur ohnmächtig dabei zusehen, wie sein

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