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Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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den Netzverkehr als Anhang beigefügt.«
    »Ich verstehe«, sagte Harry.
    »Damit ist unsere Transaktion abgeschlossen«, sagte Vayosh. »Bis zum nächsten Mal.«
    Das seltsame Wesen schoss geradewegs in die Höhe, passierte die Grenze der Straßenszenerie und trat wieder in den wirbelnden Lichtknoten ein, der in den winkelförmigen Schatten verschwand.
    »War das eine AI?«, fragte Julia.
    »Vayosh war mal ein virtuelles Kognitionsmodell in einem Militärlabor von Ufan-Gir. Er hat eigenständig Bewusstsein erlangt, ist ins Schichtnetz entkommen, handelt dort seitdem mit geheimen Daten und entwickelt sich weiter … keine Ahnung, wie lange das schon so geht.«
    Harry hatte inzwischen die Daten gesichtet, die er von Vayosh erhalten hatte. Licht fiel von seiner Handfläche auf sein Gesicht. Er ballte die Hand stirnrunzelnd zur Faust und blickte Julia an.
    »Interessant – ein Großteil des Netzverkehrs der Sakrament besteht aus regulären Astrograv-Updates von Subraum-Funkbaken und regionalen stellaren Informationssystemen. Es gab aber auch zwei Antworten auf Anfragen nach präzisen Sternpositionen. Wie viele Raketen wollte Talavera gleich noch starten?«
    »Fünfhundert«, antwortete Julia voll böser Vorahnungen.
    Harry nickte. »Das ist die genaue Zahl der nachgefragten Sternpositionen.«
    »Sie hat gesagt …« Julia stockte; die grauenhaften Zukunftsaussichten hatten ihr die Sprache verschlagen.
    »Sie haben gemeint, Sie würden ihr jede Falschheit zutrauen«, sagte Harry. »Also sagen Sie mir, welche Wirkung würde eine solche Dunkle-Antimaterie-Rakete auf einen gewöhnlichen Hauptsequenz-Stern haben?«
    »Wenn die Rakete größer wäre, als sie mir gegenüber behauptet hat …«, antwortete Julia. »Und wenn die Oberfläche der Trägerrakete tiefe Einkerbungen hätte, welche die Reaktionsfläche erhöhen … dann würde sich die Sonne in eine Nova verwandeln. Alle Bewohner des Systems würden umkommen.«
    »Fünfhundert Supernovae«, sagte Harry. »Also, das sähe den Chaurixa ähnlich. Aber es wirft die Frage auf, für wen sie das tun, denn es ist eigentlich nicht ihre Art, eigene Vernichtungskampagnen durchzuführen.«
    Julia musste an Talaveras Worte denken: Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie mächtig er ist und wie mächtig er mich machen wird. Hast du auch so jemanden …? Sie vergegenwärtigte sich ihre letzte Begegnung inklusive der nebelhaften schwarzen Schlangen. Als sie die erwähnte, wurde Harrys Miene noch ernster.
    »Ich habe schon mal von diesen Wesen gehört«, sagte er. »Man nennt sie Vermax, und sie stammen aus gefährlichen Höhlen in der Tiefe des Hyperraums. Ich kenne jemanden, eine AI namens Reski Emantes, die mit einer dort beheimateten Macht in Verbindung steht.«
    »Und wo finden wir diese AI?«
    »Auf der Erde.« Harry lachte. »Bereit für eine Reise zur Wiege der Menschheit?«
    »Gehen Sie voran, ich folge«, erwiderte Julia lächelnd. Auf einmal freute sie sich auf dieses überraschende Ziel.

14 Kao Chih
    Die Shyntanil steckten ihn in ein aufrechtes Gestell voller Stangen, Platten und Fesseln, mit denen sie ihn fixierten. Man entkleidete ihn bis auf die Unterwäsche, sodass er mit der nackten Haut die gebogenen, kalten Metallteile und Fesseln berührte, die aus einem schweren, rauen Material bestanden. Bald darauf waren alle seine Gliedmaßen fixiert, auch sein Kopf, seine Brust und seine Hüfte. Dann folgte die Behandlung. Schmutzige Flaschen mit rotbraunem Inhalt wurden in Kopfhöhe am Gestell befestigt. Milchig trübe Schläuche schlängelten sich zu seinen Armen hinunter, in die man Infusionsnadeln bohrte.
    Er wollte schreien und flehen, doch er wusste, es war sinnlos, bei solchen Wesen auf Erbarmen zu hoffen. Sie stanken nach Tod, und ihr ganzes Schiff war eine Gruft voller Leichen, die sich den Anschein von Lebendigkeit gaben.
    Wortlos kippten die Wärter das Gestell und rollten es über einen verrosteten Gang, durch widerwillig sich öffnende Türen und schließlich eine Rampe hinunter, die auf ein hell erleuchtetes Deck mit niedriger Decke mündete. Vor ihm erstreckte sich ein Gang mit hohen Nischen. In vielen dieser Nischen waren Gefangene untergebracht, die auf die gleiche Weise fixiert waren wie er. Einige wirkten lebendig, andere waren leichenblass. Kao Chih hätte ihnen mehr Beachtung geschenkt, wenn seine Gedanken aufgrund der in seinen Kreislauf tröpfelnden Drogen nicht abgedriftet wären.
    Deshalb hatte er auch den Eindruck, die Nischenbewohner lächelten ihm

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