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Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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ein und erwachte in der Dunkelheit des Vudrons. Es war vollkommen still und stickig. Er roch das Holz der Vudronkapsel und sein ungewaschenes Fell, nahm mit seinen geschärften Sehersinnen aber auch den umliegenden Tochterwald wahr, das überschäumende Treiben von dessen Bewohnern und das unterschwellige liebliche Lied Segranas.
    Und noch etwas anderes. Er erhob sich von der niedrigen Bank und spürte, wie etwas zu Boden fiel. Er drückte die ovale Tür auf. Grünliches Licht strömte ins Vudron, und nun machte er zu seinen Füßen sieben oder acht längliche Faserbündel aus hellgrauem Plastik aus. Chel lächelte erleichtert – die Vudronträume hatten es seinem Körper ermöglicht, die Implantate des Legionsritters abzustoßen.
    Er trat nach draußen. Er befand sich auf einem Ast der mittleren Ebene, umhüllt von Vorhängen aus Laub und Ranken. Ein junger Krieger-Uvovo reichte ihm eine Blattschüssel mit kühlem, wohlriechendem Wasser. Dankbar trank er sie leer, dann lauschte er auf die schwache Dissonanz, die in Segranas Lied verborgen war.
    Rorys Vudron lag einen Ast tiefer an der anderen Seite des Riesenbaums. Eine Erleichterin im Kapuzenumhang neigte grüßend das Haupt. Das Holzgehäuse des brusthohen Vudrons war dunkel und rau und an der Oberseite mit Moos bedeckt, während die Ränder des Eingangs vom häufigen Gebrauch blank gerieben waren.
    Behutsam legte er die Hand aufs Vudron, streifte mit den Fingerspitzen über das Holz – Feuer, erstickender Rauch, kreisende Sterne – und riss die Hand wieder zurück. Rory durchlebte anscheinend einen machtvollen, eindrucksvollen Traum von Zerstörung. Eingedenk seiner eigenen Vudron-Vision fragte sich Chel, ob Rory vielleicht die Intensität und das Ungestüm des Denkens imitierte.
    Vielleicht kann ich ihm helfen, das alles zu verarbeiten , dachte er. Vielleicht kann ich sogar seine Heilung befördern.
    Er berührte das Vudron erneut und sah …
    In einer Nische des schmalen Gangs brannte ein Feuer. Rauchschwaden hingen in der Luft, und ein Mensch mit kahlrasiertem Schädel rannte mit einem kleinen Feuerlöscher hustend zur Nische und betätigte den Abzugshebel. Alle Geräusche waren gedämpft, auch das Schmerzgebrüll des Mannes in der Nische an der Seite, dort, wo Blutspritzer am Boden waren. Chel wandte sich entsetzt und verwirrt ab, und einen Moment lang hüllte ihn eine Wolke aus Rauch und Dampf ein.
    Als er wieder klar sehen konnte, stand er auf der oberen Ebene eines mittelgroßen, zweigeschossigen Raums, die sich zu einem breiten, geschwungenen Fenster hin verjüngte, hinter dem ein nächtlicher Sternenhimmel kreiste. Es waren mehrere Menschen zugegen, darunter auch Gregory Cameron, der in eine Unterhaltung mit einem anderen Menschen vertieft war, und auf der unteren Ebene war Rory, der an dem Geschehen keinen Anteil zu nehmen schien. Die Gesichter der Anwesenden waren mit Asche beschmutzt, die Mienen ernst. Dann bemerkte Rory Chel und kam zu ihm heraufgestiegen.
    »Chel! Was machst du denn in meinem Traum?« Rory grinste. »Schon erstaunlich, findest du nicht? Und da glauben die Dumpfbacken vom Berg, ich hätte keine Fantasie!« Er senkte die Stimme und beugte sich vor. »Hör mal, stimmt es eigentlich … dass wir einen Job für diesen beschissenen Legionscyborg ausführen sollten? Ich meine, sind wir entkommen, oder haben wir … du weißt schon, unsere Leute verraten?« Er schluckte. »Sind wir tot?«
    Chel schüttelte den Kopf. »Wir sind nicht tot, Rory, und wir haben die anderen Menschen auch nicht verraten, auch wenn die Mechs ihren Angriff ausgeführt haben. Wir stehen unter dem Schutz eines Tochterwaldes, und der heilt dich im Schlaf.«
    Rory war sichtlich erleichtert. »O Mann, ich hab schon mit dem Schlimmsten gerechnet. Aber warum träume ich so komisches Zeug? Ich meine, Greg ist da, aber ich kann so viel winken und rufen und herumzappeln, wie ich will, der zuckt nicht mal mit der Wimper … Nichts für ungut, aber das sind Gespenster, ich kriege niemanden zu packen …«
    »Vielleicht ist das ja die Antwort«, sagte Chel, zu dem Menschen aufblickend. »Vielleicht ist das gar kein Traum – vielleicht geschieht es ja in diesem Moment.«
    Rory wirkte auf einmal besorgt. »Aber das hieße ja, er befindet sich an Bord eines Schiffs, das unter Beschuss ist…«
    Unvermittelt legte sich eine Hand auf Chels Schulter und schüttelte ihn. Es war Gelehrter Trem, der neben der dicken schimmernden Wurzel stand, die an einer Steinwand entlanglief. Das

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