Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)
die Gründe für sein Misstrauen und sagte, er fürchte, der Russe sei mit dem blauen Staub infiziert worden.
»Wollen Sie damit sagen, die Hegemonie habe hier auf Darien die Blaue Fessel eingesetzt?«
»Greg hat mir berichtet, es handele sich um einen blauen Staub«, sagte Theo. »Sie kennen das Zeug also.«
»Aber ja, Major. Als Soldat schätze ich es als Mittel der Informationsbeschaffung, doch als tygranischer Bürger finde ich es verabscheuungswürdig.« Gideon verschränkte die Arme und machte ein nachdenkliches Gesicht. »Was Sie da über Washutkin gesagt haben, bestärkt mich in dem Verdacht, dass er ein Sklave des Legionsritters ist. Eine nüchterne Einschätzung verlangt allerdings überzeugende Beweise. Wir sollten uns in einer Stunde mit Ihrer Schwester und deren Sohn treffen und uns anhören, was sie zu dem Thema zu sagen haben. Außerdem sollten wir darüber sprechen, was heute schiefgegangen ist. Wenn Sie mich bis dahin entschuldigen würden, Major, ich möchte nach meinen Männern sehen.«
Tatsächlich dauerte es mehrere Stunden, bis alle um einen Tisch versammelt waren. Es trafen immer noch Überlebende des Hinterhalts ein, und erst als der letzte sediert, medikamentös versorgt oder operiert worden war, war Solvjeg bereit, sich in die untere Ebene im Südbereich zu begeben. Man hatte einen Raum für die Besprechung vorbereitet, und zwanzig Minuten später saßen Theo und Captain Gideon Solvjeg und Ian Cameron gegenüber. Gregs Bruder hatte sich rasiert und umgezogen, was seine Hagerkeit eher noch betonte. Das vor ihm stehende Glas Wasser hatte er noch nicht angerührt.
Außerdem war Lauscher Weynl zugegen, der müde, aber auch angespannt wirkte. Er saß auf einem Stuhl mit besonders hohen Beinen, sodass er den anderen Anwesenden auf Augenhöhe begegnen konnte.
Gideon eröffnete die Beratung, indem er sich an Solvjeg wandte.
»Frauwas Cameron, der Major hat mir vom Tod Ihres jüngsten Sohnes berichtet. Ich möchte Ihnen mein tiefes Mitgefühl ausdrücken.«
»Ich danke Ihnen für Ihre freundlichen Worte, Captain«, erwiderte Solvjeg. »Gibt es Neuigkeiten von Gregory?«
»Mein Comm-Offizier konnte bislang keinen Funkkontakt zu meinem Schiff herstellen«, sagte der Tygraner. »Leider sieht es so aus, als würden alle Comm-Verbindungen in dieser Region von einer Anlage in der Schulter des Riesen gestört. Den spärlichen Sensordaten nach zu schließen, die wir sammeln konnten, sieht es so aus, als fänden im näheren Umkreis von Darien bewaffnete Auseinandersetzungen statt. Mehrere Raumschiffe sind daran beteiligt, und die Kämpfe scheinen sich weiter weg verlagert zu haben, jenseits des fernen Orbits. Wir versuchen weiter, uns ein Bild von der Lage zu machen, aber das ist nicht ganz einfach.«
Solvjegs Gesichtsfalten vertieften sich, und sie schloss die Augen.
Gut gemacht, Captain, dachte Theo. Ist das die aufbauende Art der Tygraner?
»Schwester«, sagte er. »Ich habe dem Captain vom Bombenattentat auf die Werft erzählt und ihm berichtet, was du über Infiltratoren gesagt hast …«
»Ja, und inzwischen bin ich mir sicher, dass sie aus diesem Droidennest kommen«, sagte Solvjeg zornig. »Von der Schulter des Riesen, von denselben Ungeheuern, die über Ihre Leute hergefallen sind, Captain, und die einen Spion in unsere Reihen eingeschleust haben. Wir haben den besessenen Wirt gesehen, der den Peiniger meines Bru ders begleitet hat. Die innere Zerrissenheit war ihm deutlich anzumerken.«
»Der Major hat mir gesagt, die Infiltratoren, die Sie in den Oststädten abgefangen haben, hätten sichtbare Implantate gehabt, doch der Wirt, der Selbstmord begangen hat, hatte keine. Ist das richtig?«
Solvjeg nickte.
»Dann müssen wir davon ausgehen, dass unser Spion eine andere Herkunft hat als die Spione, denen Sie begegnet sind.« Gideon lehnte sich zurück. »Ich kenne die Wirkung der Blauen Fessel, und was Sie da schildern, deutet auf eine zu geringe Dosis hin. Die Partikel der Molekularmaschinen brauchen Zeit, um sich zu organisieren, besonders dann, wenn sie sich im Wirt replizieren müssen. Bei den Betroffenen, denen Sie begegnet sind, war das Blaufessel-Kollektiv zu schwach, um den Wirt zu beherrschen, was Unentschlossenheit und psychische Instabilität zur Folge hat.«
»Und die Blaue Fessel stammt tatsächlich von der Hegemonie?«, fragte Ian Cameron.
»Ohne jeden Zweifel«, antwortete Gideon. »Vom Hegemoniebotschafter Kuros, der gegenwärtig in der brolturanischen Enklave nördlich
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