Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)
Legionsritter, versklavt?«, fragte Theo. »Und jetzt sind Sie wieder wohlauf? Haben Sie sich von dem bösen Einfluss befreit? Und Rory auch?«
Chel legte sein dünnes Gewand ab und zeigte auf die rasierten Stellen in seinem Körperpelz, an den Armen, auf der Brust und am Hals. In der nackten Haut waren regelmäßig angeordnete und noch nicht vollständig verheilte Stiche und Schnitte zu erkennen.
»Rory war kaum noch bei Bewusstsein, als wir den Wald erreichten«, fragte Chel. »Man musste ihm in ein Vudron hineinhelfen. Er sollte sich einem Heilschlaf unterziehen, der auf keinen Fall unterbrochen werden darf. Bei mir hat das gewirkt – mein Körper hat die Schmerzimplantate abgestoßen, die Wunden haben angefangen zu verheilen. Ich habe mich vollständig aus der Versklavung durch den Ritter befreit. Bei Rory bin ich mir da nicht so sicher – als ich fortging, träumte er noch immer, und ich konnte nicht erkennen, ob er seine Implantate bereits abgestoßen hatte.«
»Sie wirken jedenfalls gefasster als bei unserer letzten Begegnung«, meinte Gideon. »Verzeihen Sie mir, wenn ich misstrauisch bin, aber besteht die Möglichkeit, uns Gewissheit zu verschaffen?«
Lauscher Weynl brauste auf. »Er ist der Seher Segranas und ein Vertreter der Reinheit der Ahnen!«
Neben Chel erstrahlte ein Lichtfaden und verschwamm. Leuchtende Knoten pulsierten auf und ab.
»Der Seher Cheluvahar hat sich von den Apparaten des Feindes befreit«, sagte eine tiefe, beinahe barsche Stimme. »Ich bin der Zyradin. Ich spreche für Segrana.«
Weynl hob die Hände. »Zyradin der Ahnen, wir kennen deinen Namen. Wir haben erfahren, dass der Warpbrunnen geöffnet wurde. Haben die Monster der Legion ihre lange Gefangenschaft überlebt, und wenn ja, wie lange wird es dauern, bis die ersten hier erscheinen?«
»Viele haben überlebt, und die ersten werden in gut zwei Tagen hier sein.«
Es entstand ein längeres Schweigen, erfüllt von bösen Vorahnungen. Theo wurde klar, dass sie nur eine einzige Chance hatten. Er blickte seine Schwester an und nickte ernst.
»Sieht so aus, als müssten wir angreifen«, sagte er.
»Scheint so«, meinte Gideon.
»Aber erst einmal müssen wir in die Brunnenkammer hineingelangen«, sagte Weynl, zu Chel aufblickend. »Kann der Zyradin mit den alten Anlagen eine Bombe in die Kammer schaffen?«
Chel schüttelte den Kopf. »Der Legionsritter hat Störsender in der Kammer aufgestellt. Zusammen mit der Streustrahlung des aktivierten Warpbrunnens machen sie ein solches Vorgehen unmöglich. Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen.«
»Jemand muss mit einer List die Maschinen passieren. Dafür kommt nur einer infrage – der Mann, der sich im Tochterwald im Norden aufhält und seine Verletzungen auskuriert.«
»Rory?«, fragte Theo. »Soll das heißen, er wird seine Implantate nicht los? Sie haben sie abgestoßen, aber nicht er?« Theo wurde zornig. »War das so geplant? Haben Sie das arrangiert, Chel?«
»Theodor, ich versichere Ihnen, ich habe nicht gewusst …«
»Segrana sah, was nötig war, und hat entsprechend gehandelt«, sagte der Zyradin mit seiner tiefen Stimme. »Euer Freund ist nach wie vor in der Lage, sich mit den Maschinen des Legionsritters zu verständigen, aber die Implantate können ihn nicht mehr verletzen oder beherrschen.«
»Das ist unfair«, sagte Theo. »Du hast ihn nicht um Erlaubnis gebeten.«
»Wenn die Legion der Avatare in unsere Welt durchbricht, werden sie auch nicht um Erlaubnis bitten, bevor sie ihr Gemetzel beginnen.«
»Wir sollten Kontakt mit Hammergard aufnehmen«, sagte Ian Cameron. »Der Anführer der abtrünnigen Spiralisten soll mit dir sprechen und dem Angriffsplan zustimmen.«
»Sie müssen den Kurzwellensender benutzen«, meinte Gideon. »Ich komme gleich nach.«
Theo sah ihnen stirnrunzelnd nach.
»Weißt du, wir machen eine Menge Annahmen«, sagte er. »Zum Beispiel, dass Rory bereit ist, diese Rolle zu übernehmen. Dass er an den Mechas vorbeikommen und in die Brunnenkammer gelangen kann. Und selbst wenn ihm das gelingen sollte, was dann? Wie soll er den Zugang verschließen?«
»Gewöhnliche Waffen und Sprengstoffe können den Warpbrunnen weder zerstören noch seine Funktion beeinträchtigen«, antwortete der Zyradin. »Ein thermonuklearer Apparat könnte das Oberflächenmaterial beschädigen, würde die Funktionsweise aber nur für kurze Zeit beeinträchtigen … «
»Solche Waffen stehen uns nicht zur Verfügung, und ihr Einsatz ist auch nicht
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