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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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möglich zu retten. Deshalb trage ich immer noch Landkarten, Abhandlungen über die Gestirne und so manches andere mit mir herum, was vielleicht noch einmal gebraucht werden könnte…« Der Priester hielt inne, als würde er von traurigen Erinnerungen überwältigt.
    Chedan beobachtete ihn besorgt. »Kommt mit mir, mein Freund. Ich sehe, Ihr habt schwere Zeiten hinter Euch - nun könnt Ihr Euch erholen. Tut Euch gütlich an dem Wenigen, was wir zu bieten haben, und danach zeigt mir, welche Schätze in Euren Taschen verborgen liegen!«
    »So manches«, wiederholte Danetrassa, »doch leider keine Schriften zur Heilkunst… Aber vielleicht hätten auch sie nichts genutzt. Eine Seuche wie die, von der wir aus Olbairos vertrieben wurden, haben wir nie zuvor erlebt…«
    Die Sonne schien immer noch warm, aber Damisa fröstelte mit einem Mal und war froh, als die beiden Männer sich entfernten und sie ihr Gespräch nicht weiter mit anhören musste. Reidel war dabei, die Mannschaft des Fischerbootes herzlich zu begrüßen. Wieso war sie nur so erleichtert, ihn wohlbehalten wieder zu sehen?
    »Eine ganze Familie, ist das nicht herrlich!«, jubelte Iriel. »Und der Mann sagt, es gebe noch andere Gruppen. Vielleicht müssen wir doch nicht für immer in dieser Abgeschiedenheit leben! Habt ihr das kleine Mädchen gesehen? Diese blitzenden Augen! Hoffentlich…«
    »Nun tu doch nicht so, als hätten wir hier keine Familie«, entfuhr es Damisa. Erst als die beiden anderen sich nach ihr umwandten, wurde ihr bewusst, dass sie laut gesprochen hatte. Selast runzelte die Stirn, Iriel musterte sie neugierig. »Irgendwie schon«, beharrte Damisa. »Chedan ist unser Vater und Tiriki unsere Mutter. Und bekommen wir etwa nicht ständig zu hören, wir wären alle Brüder und Schwestern?«
    »Dann kommt, ihr Schwestern«, lachte Iriel und fasste sie beide unter. »Otter hat mir ein paar Stücke von dem Hirsch versprochen, den er gestern erlegt hat, und ich werde gern mit euch teilen.«
    »Iriel, du bist ein Schatz!«, rief Selast. »Warum kann ich nicht mit dir verlobt sein?«

    Einen Tag nachdem das neue Schiff zum Heiligen Berg gekommen war, trafen sich Chedan und die Priesterinnen unter den Weiden am Bach, um die Bedeutung der Neuankömmlinge für die kleine Gemeinschaft zu erörtern. Es war einer jener Frühlingstage, an denen Sonne und Wolken sich ständig abwechselten; einmal war es warm wie im Sommer, im nächsten Moment drohte schon wieder Regen. Zunächst ging es nur um Nahrung und Unterkunft, doch der Magier hatte noch lange wach gelegen, und dabei waren ihm auch andere Fragen durch den Sinn gegangen.
    »Lassen wir die praktischen Dinge zunächst beiseite«, sagte er endlich. »Sie sind natürlich wichtig, doch gerade deshalb besteht kaum die Gefahr, dass sie übersehen werden. Aber der tägliche Überlebenskampf nimmt uns so völlig in Anspruch, dass wir vergessen, warum wir uns überhaupt auf die See hinauswagten, anstatt in unserem Land zu bleiben und mit ihm zu sterben.«
    »Wir hatten den Auftrag, das alte Wissen zu bewahren«, sagte Tiriki so langsam, als wiederholte sie eine fast vergessene Lektion. »Und auf neuem Boden einen Tempel des Lichtes zu errichten.« Wie als Antwort darauf brach die Sonne durch die Wolken und ließ ihr blondes Haar aufleuchten.
    »Große Fortschritte haben wir bisher nicht gemacht«, seufzte Liala.
    »Wie denn auch, wenn wir nahezu unsere ganze Zeit und Kraft darauf verwenden mussten, das nackte Überleben zu sichern?«, rief Tiriki. »Außerdem kann ich mir auch nicht vorstellen, hier einen Tempel zu bauen, wie wir ihn auf Ahtarrath hatten. Selbst wenn wir die Mittel hätten, es wäre nicht… richtig.« Sie seufzte. »Es gibt so vieles, was wir nicht wissen«, flüsterte sie, »so vieles, was ich nicht für wichtig genug hielt, um es mir anzueignen. Wie sollen wir einen Tempel aus goldenen Erinnerungen bauen, wenn die Erinnerungen untergegangen oder über alle Meere verstreut sind?«
    Chedan nickte. »Dieser Ort hat eigene Kräfte, und das macht die Lage so schwierig. Die neuen Gesichter haben mir manches ins Gedächtnis gerufen, womit wir uns schon die ganze Zeit hätten beschäftigen sollen. Zumindest Tiriki weiß, was geschah, als Reio-ta und sein Bruder, Micails Vater, von den Schwarzen Magiern gefangen wurden. Micon musste die Foltern überleben, denn er hatte noch keinen Sohn gezeugt, der die Magie des Sturmes hätte erben können. Und er durfte nicht zulassen, dass diese Magie auf seinen

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