Die Ahnen von Avalon
geworden.
»Ach!«, keuchte Khattar heiser und legte seine fettverschmierte, vom Bier klebrige Hand mit festem Griff auf Micails Schulter. »Das hier wird Euch gefallen! Passt auf!«
Unter den Frauen erhob sich ein Rascheln und Raunen, während sich mehrere der Bänke leerten. Die jungen Männer fingen an zu pfeifen, als einige Mädchen ins Licht des Feuers traten; sie waren angetan mit Schals und Röcken aus Wolle und Leder, deren lange Fransen schwangen, als sie die Körper wiegten. Halsketten aus geschnitztem Holz und Bein, aus Gagat und Bernstein schaukelten sanft auf jungen Brüsten. Sie hielten einander bei den Händen und wiegten sich mit gesenkten Lidern im Kreis; ihre Füße vollführten rhythmische Schritte zum Wummern der Trommeln, während eine beinerne Flöte tirilierte und sang. Die schlanken Körper bogen und streckten sich wie junge Birken am Waldesrand, wie Weiden an einem von Wellen gekräuselten Fluss. Micail musste unwillkürlich lächeln.
»Euch gefallen unsere Mädchen wohl, ja?« Der König wischte sich Bierschaum vom Mund und grinste.
»Sie sind so hübsch wie junge Kühe auf einer grünen Weide«, antwortete Micail, und der König brach in schallendes Gelächter aus.
»Wir bringen Euch schon noch auf den Geschmack, Fremder!«
Die Diener, beladen mit Körben voller Nüsse und getrockneten Beeren, dem Rest der Ausbeute des letzten Herbsts, und vielen harten Käselaiben, machten die Runde durch die Menge. Micail wischte sich die fettigen Hände an der Tunika ab und nahm eine Hand voll Nüsse sowie mehrere Beeren und dachte wehmütig an die unzähligen fein gearbeiteten Schalen, gefüllt mit aromatisiertem Wasser, die zu Hause gereicht worden wären, damit die Gäste sich die Hände hätten reinigen können. Auch vermisste er die erlesenen Gläser, gefüllt mit duftendem Wein. Stattdessen blieb es ihm wohl nicht erspart, noch mehr von dem einheimischen Bier zu trinken, das sich in Form einer leichten Gleichgewichtsstörung bei ihm bemerkbar machte. Aber anscheinend war das hier so der Brauch - die Männer auf den äußeren Bänken waren längst betrunken -, und als wieder eine Dienerin zu ihm kam, um seinen Becher zu füllen, wehrte er sich nicht dagegen.
Die Tänzerinnen wogten zurück in ihren Bereich des Saals, doch das Dröhnen der Trommeln hielt an. Die Menschen gaben sich nun nicht etwa entspanntem Geplauder hin, womit allmählich das Ende der offiziellen Feierlichkeit angezeigt wäre, sondern richteten sich vielmehr auf den Bänken auf und harrten in erregtem Schweigen der Dinge, die noch kommen sollten.
Schließlich verstummten die Trommeln. Die breite Tür wurde geöffnet, wobei das Knarren in der Stille hörbar war, und jemand betrat den Saal. Niemand bemerkte, wie sich die Tür schloss, als eine schlanke Gestalt sich im Feuerschein näherte - ein Mädchen, eingehüllt in einen Bärenfellumhang. Ihr lohfarbenes Haar war hoch oben am Kopf zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der ihr in glänzender Pracht auf den Rücken fiel.
Der König trat vor und betrachtete sie mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck.
»Mein Vater, ich grüße Euch.« Der schlanke Arm des Mädchens, mit einem Reif aus Bernstein geschmückt, kam aus den Falten des Fells hervor, um ihre Stirn, die Lippen und die Brust zu berühren.
»Meine Tochter, ich heiße dich willkommen«, erwiderte der König. »Bringst du den Segen deiner Mutter zu unserem Fest?«
»Sehr wohl… und den der Großen Mutter!«, antwortete sie, während sie mit einer wohl bemessenen Anmut näher trat, die Micail mit einigem Erstaunen als das Merkmal einer spirituellen Ausbildung erkannte. Das musste Anet sein, die Königstochter, von der Elara ihm erzählt hatte und deren Mutter hier eine Hohe Priesterin war.
König Khattar lehnte sich zurück. »Dann lass ihn uns zuteil werden!«, sagte er leise.
Das Mädchen lächelte, wandte sich den Trommlern zu, nahm die Hand, mit der sie ihren Umhang zusammengehalten hatte, von dem glänzenden Fell, und ließ diesen fallen. Micail riss die Augen weit auf, denn darunter trug das Mädchen nichts weiter als üppigen Schmuck aus Gagat und Bernstein sowie einen kurzen Rock aus verzwirbelten Wollsträhnen, die oben und unten mit verwobenen Bändern zusammengehalten waren. Doch das Raunen, das sich im Saal ausbreitete, klang nach Zufriedenheit. Offenbar hatte man so etwas als Teil der Zeremonie erwartet; und warum sollte es Micail überraschen, der doch schon die Saji-Mädchen des Alten Landes
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