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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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Leben unter Wilden. Im letzten Herbst hatte es sich als kluge Entscheidung erwiesen, hier zu bleiben. Gemeinsam mit Lanath war es ihm gelungen, die Messwerkzeuge, die bei der Aufstellung der Steine benötigt wurden, genauer zu eichen. Doch in diesem Jahr beäugte Drochrad sie mit noch mehr Missbilligung als sonst.
    »Das hier hat nur sehr wenig gemein mit den rituellen Nar-Inabi-Feierlichkeiten anlässlich der Übertragung des Verwalteramtes… nicht wahr?«, fragte Jiritaren in der Sprache des Tempels des Lichtes. Die in gestelztem Ton gesprochenen Worte klangen seltsam unpassend, da Jiri gerade dabei war, eine Reihe gebratener Rippchen auseinander zu brechen. Bei den Stämmen war das Fleisch von Schweinen, die mit Eicheln gemästet worden waren, die bevorzugte Mahlzeit bei allen Festen, die im Winter gefeiert wurden; das fette Fleisch war gut gegen das Frieren. Die gleiche Wirkung hatte das Bier. Micail hob seinen Becher und nahm einen tiefen Schluck.
    Naranchada runzelte die Stirn, kratzte sich am Bart und sagte in einer weniger geschliffenen Form der Tempelsprache: »Ehrlich gesagt, ich spüre nichts von geistiger Verzückung. Ich freue mich auf den Tag, wenn diese Arbeit erledigt ist und wir nicht mehr hier leben müssen, wo ein Mann sich nicht mal ordentlich rasieren kann… Aber gerade erst habe ich erfahren, dass wir nicht vor dem Frühjahr, wenn die Schneefälle aufhören, mit einem Arbeitstrupp rechnen können, um die übrigen Steine aufzustellen.«
    »Wie bitte?«, fragte Jiritaren. »Stimmt das, Micail?«
    »Also… dann gefällt Euch unser Fest?«, unterbrach König Khattar in einigermaßen verständlichem, wenn auch stark akzentgeprägtem Umgangsatlantidisch ihre Unterhaltung.
    Er lernt schnell, dachte Micail mit nachdenklichem Lächeln. Eine wichtige Mahnung, dass wir vorsichtiger mit dem sein müssen, was wir sagen, auch wenn wir uns in den ältesten Tempeldialekten unterhalten.
    »Das Fleisch ist fett, und das Bier ist stark, Großer König«, antwortete Naranchada höflich. Micail plapperte die Worte nach, während er feststellte, dass die Säulen des Saals bereits anfingen zu schwanken und zu verschwimmen. Vielleicht sollte er sich besser für eine Weile mit dem Trinken zurückhalten.
    »Wir hatten eine gute Ernte!« Der Blick des Königs war so einschüchternd, dass niemand gewagt hätte, ihm zu widersprechen. »Die Alten sind sehr zufrieden. Bald werden sie ihren neuen Tempel haben!«
    »Wir können uns wirklich glücklich schätzen, dass die Ahnen mit der Geduld der Ewigkeit gesegnet sind. Doch die Arbeiten gehen zügig voran.« Nicht zum ersten Mal wunderte sich Micail darüber, wie gut Khattar ihre Erklärungen verstand, welchem Zweck das Aufstellen der Steine nach einer besonderen Ausrichtung diente.
    Und was, fragte er sich im Stillen, bedeuten mir die Steine? Sind sie der erste Schritt zur Erschaffung des Tempels, den zu errichten mir das Schicksal bestimmt hat, oder schlicht ein Grund, einen weiteren Tag zu leben?
    »Gut«, sagte der König anerkennend. »Wie lange dauert es noch?«
    »Die Steine für den inneren Kreis sind bereits zum Baugelände gebracht worden«, antwortete Naranchada und zählte an den Fingern ab. »Es sind fünfzehn an der Zahl. Die meisten davon müssen noch behauen werden, doch ein Trupp kann daran arbeiten, bis weitere Steine ankommen. Etwas mehr als zehn Steinklötze sind für den äußeren Ring bearbeitet worden - das bedeutet, dass wir noch vierzig brauchen - vielleicht kommen wir mit weniger aus, aber wir haben schon einmal zu gering geschätzt, und vielleicht müssen wir auch einige der neuen Steine zurückweisen. Ich setze die Zahl lieber zu hoch an, dann erweist sich ein Irrtum als nicht so schlimm. Und natürlich sind dabei die Quersteine nicht mitgerechnet, die sie verbinden.«
    Khattar runzelte die Stirn. »Es sind viele Männer erforderlich, um so viele Steine zu bewegen.«
    »Das stimmt«, pflichtete Jiritaren bei, »doch wenn alles nach Plan verläuft, sollte es uns gelingen, die Trilithen bis…« Er sah Naranchada an.
    »Oh, bestimmt bis zum nächsten Jahr.« Ancha lächelte, offensichtlich ein wenig angeheitert. »Aber wann verläuft jemals etwas nach Plan?«
    »Das ist der Grund, warum Bauern aufs Feld gehören und nicht Steine schleppen sollten.« Drochrads kehlige Stimme ertönte irgendwo hinter dem König. »Die Götter mindern die Getreideernte, wenn man ihnen nicht ausreichend huldigt. Ich habe Euch schon vor einiger Zeit gewarnt, König

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