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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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verfinsterte.
    »Dann sprecht mit Eurem anderen Prinzen, mit einer Empfehlung von mir«, schnaubte Khattar in seinem seltsam klingenden Atlantidisch. »Ihr Meeresleute behauptet, mir dienen, mich zum Häuptling aller Stämme machen zu wollen. Aber ohne die Königliche Frau habe ich keine Macht! Bedenkt Eure Antwort, wenn es sein muss, aber lasst Euch nicht zu viel Zeit damit. Ohne Blutsbande verliert Ihr Eure Arbeitskräfte, Eure Steine und alles andere, was wir hier haben.«

13. Kapitel
    »Mama! Wie hübsch! Sieh nur!« Domara tänzelte herum und deutete auf die Amseln, die das Gras fleckten und deren glatte Federn in der Sonne schillerten. In der Nacht zuvor hatte es heftig geregnet, und die Vögel ergötzten sich an den Würmern, die im Überfluss aus dem Boden gespült worden waren. Tiriki versuchte, das Kind mit den Armen zu umfangen, und als ihr das nicht gelang, richtete sie sich lachend auf. Domara hatte zur Wintersonnenwende ihren dritten Geburtstag gefeiert und war inzwischen zu einem lebhaften Tausendsassa geworden; ihr helles Haar leuchtete mal da, mal dort am Heiligen Berg auf wie eine winzige Flamme.
    Forolins Tochter Kestil schritt mit der ihren sieben Jahren angemessenen Würde einher. »Warum schreckst du sie auf? Sie fliegen doch nur weg.«
    Domara blickte über die Schulter zurück. »Wie hübsch!«, wiederholte sie und fuchtelte mit den stämmigen Ärmchen in der Luft herum. Lächelnd hob Tiriki sie hoch und hielt sie empor.
    »Flieg, kleiner Vogel!«, sang sie. »Aber niemals so hoch, dass du dein Nest vergisst… Deine Freunde, Schmutzfink, Schildkröt und Zirpchen, warten auf dich, um mit dir zu spielen, weißt du.« Sie setzte sich das Kind auf die Hüfte und ging auf dem Holzsteg weiter, der zu dem alten Sommerdorf führte, welches die Sumpfleute nun schon seit über einem Jahr zu einer ständigen Wohnstatt umbauten. Wieder einmal empfand sie einen Anflug von Stolz, als sie über ihr erstes Jahr in diesem Land nachdachte; damals hatten die Eingeborenen die Atlantiden zweifellos für verrückt gehalten, weil diese beschlossen hatten, das ganze Jahr über in der Marschlandschaft zu leben.
    Doch sie wusste auch, dass die Leute sie zwar schätzten, Chedan jedoch verehrten, da er so viele von ihnen während der Zeit der großen Seuche persönlich gepflegt hatte. Wenn er durchs Dorf ging, brachten sie ihm ihre Kinder, damit er sie segnete, und sie hatten Habichtfedern gesammelt, um ihm daraus einen Zeremonienumhang zu fertigen. Es war seinetwegen, nicht wegen Tiriki, dass sie sich bereit gefunden hatten, auch den Winter über hier zu leben und die Steine, die der Magier für den Bau der ersten festen Behausung der Gemeinschaft benötigte, aus dem Felsen zu brechen und an ihren Bestimmungsort zu schaffen.
    Tiriki seufzte und beschloss, nicht eifersüchtig zu sein, höchstens ein ganz klein wenig… konservativ. Die Vorstellung eines männlichen Heilers war ungewohnt für sie, so seltsam wie der Gedanke, dass eine Frau - auch wenn es sich um sie selbst handelte - die offiziellen Zeremonien leitete. Und doch war im Alten Land ihr Vater ein Heiler gewesen, dessen einschlägige Schriften zu diesem Thema selbst den Herren des Schicksals als ausreichende Buße für seine Sünden gelten mochten.
    Andere Länder, andere Gebräuche, hatte ihr alter Lehrer, Rajasta der Weise, zu sagen gepflegt. Tiriki ließ die Gedanken schweifen. Vielleicht hätte ich seinen Prophezeiungen mehr Beachtung schenken sollen, dann wäre es mir leichter gefallen, mich anzupassen. Aber vielleicht soll es gar nicht leicht sein…
    Am Himmel brannte die Sonne die Wolken und den Nebel über dem Sumpf weg und ließ nur einen ganz dünnen Dunstschleier übrig. Sie und Domara waren auf dem Weg ins Dorf, das in der Ferne immer wieder sichtbar wurde und dann erneut im Dunst verschwand. Als sie ziemlich nahe waren, sahen sie Frauen, die emsig damit beschäftigt waren, Korn zu mahlen, Bohnen zu pflücken oder Knollengewächse vor ihren Türen zu beschneiden, und Männer, die Netze flickten oder Pfeile mit Federn bestückten.
    Viele Dorfbewohner hoben die Hand zum Gruß, und Domara erwiderte die Gesten mit fröhlichem Geplapper. Tiriki ließ sie oft im Dorf zurück, damit sie mit den Kindern spielte, und die Folge war, dass Domara sowohl den einheimischen kehligen Dialekt als auch die melodische Sprechweise und die ausgefeilte Grammatik der Meereskönige nachahmte.
    »Morgan, du sein spät. Freut mir, dass dir gut geht«, sagte Herons

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