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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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Gemahlin, eine fröhliche Frau mit dem Namen Nessel, der so gar nicht zu ihrem freundlichen Wesen passte. Die Einheimischen hatten große Fortschritte gemacht, die Sprache der Fremden zu lernen, während Tiriki umgekehrt noch nicht so weit gekommen war. Wenigstens konnte sie sich die Bedeutung der meisten Namen der Leute am See zusammenreimen. Morgan, wiederholte sie im Stillen. Chedan hatte ihr erklärt, dass dieses Wort in mehreren sehr alten lerandanischen Legenden einen Meeresgeist bezeichnete, doch dann hatte er gelacht und war nicht weiter darauf eingegangen.
    Und wie haben sie ihn genannt? Sie versuchte sich zu erinnern. Himmelschreier? Leichtflügel?
    »Sonnenfalke!«, rief sie aus. »Hast du Sonnenfalke heute schon gesehen?«
    »Er ist in neues Geisthaus gegangen.« Nessel griff sich eine weitere Hand voll Langbohnen. »Sie streiten über Steine! Männer…« Sie zuckte mit den Schultern.
    Tiriki nickte zustimmend, war jedoch gleichzeitig erfasst von der gewissen inneren Erregung, die sie immer überkam, wenn sie an den neuen Tempel dachte - sie sah darin sowohl die Wiederherstellung der alten Pracht als auch eine Hinwendung zum neuen Land. Forolin hatte sich als besonders hilfreich erwiesen, denn er entstammte einer Familie, die mehr aus Baumeistern denn aus Kaufleuten bestand. Seine praktischen Erfahrungen ergänzten Chedans Wissen um die theoretischen Zusammenhänge auf so wundervolle Weise, dass Tiriki allmählich voller Zuversicht an eine erfolgreiche Durchführung ihres Vorhabens glaubte.
    Und warum auch nicht?, fragte sie sich. Wir haben doch schon so vieles geschafft. Während der vier Jahre seit ihrer Ankunft waren die anfänglichen groben Hütten durch massive Holzbauten ersetzt worden, verputzt und gekalkt gegen die Einflüsse der Witterung. Auf einer Böschung hinter den Strohdächern des Dorfes sah Tiriki die Schafe, die auf den saftigen Weiden grasten, und auf einer etwas höher gelegenen Fläche die Weizen-und Gerstenfelder, die grün und silbern in der sanften Brise wogten.
    Sie hatte den Eindruck, dass sich nicht nur die Gebäude, sondern auch die Leute verändert hatten, wenngleich diese Veränderung nur ganz allmählich vor sich ging. Einige der Prachtgewänder von Atlantis waren noch vorhanden, doch sie wurden kaum getragen; und wenn ihre gewohnte Leinenkleidung in Fetzen zerfallen war, gingen viele Flüchtlinge dazu über, in einfacher Kleidung aus Hirschleder herumzulaufen, genau wie die Sumpfbewohner.
    Aber dieser Zustand dauert vielleicht nicht an, sagte sie zu sich selbst, als ihr Blick auf eine der Frauen des Dorfes fiel, die ungeschickt mit einer Wollkratze hantierte. Nun, da die Landkarten des Priesters Danetrassa es Reidels Seeleuten ermöglichten, noch mehr Schafe einzuführen, wurde Kleidung aus gesponnener Wolle immer beliebter, und Liala und die Saji-Frauen hatten den einheimischen wilden Flachs kultiviert und mit Kräutern gefärbt, sodass ein hübsches Blau entstand.
    Und wenn wir nicht sehr achtsam sind, werden eines Tages auch die Männer Blau tragen, dachte sie und wurde unwillkürlich von Abscheu geschüttelt. Für sie würde Blau immer Caratras Farbe sein, die geheiligte Farbe ihrer Priesterinnen.
    Als sie sich dem Ende des Dorfes näherten, rannte eine Schar von Kindern aus einem der Häuser; ihre süßen Stimmchen zwitscherten wie die von Vögeln. Domara antwortete in derselben Sprache, und Tiriki ließ ihrer Tochter freien Lauf, damit sie sich zu ihnen gesellte. Eine schlanke, dunkelhaarige Frau folgte der Meute und grüßte sie.
    »Dein Tag möge gesegnet sein, Rotfarn. Darf ich Domara wieder bei dir lassen? Ich unterrichte heute auf der kleinen Insel, aber gegen Sonnenuntergang werde ich zurück sein.«
    Rotfarn nickte und lächelte. »Wir passen auf sie auf. Kestil«, fügte sie hinzu und drehte sich zu Forolins Tochter um, »du hilfst doch? Hältst Domara vom Wasser fern, damit sie nicht hineinfällt…«
    »Ja!«, piepste Kestil fröhlich in der Sprache des Sumpfvolkes, bevor sie weiter mit Nessels Kindern Schmutzfink und Zirpchen Fangen spielte.
    Wenigstens, dachte Tiriki, während sie sich wehmütig abwandte, kann Domara schwimmen.

    Die felsige Erhebung am Ende des Weges war so häufig ringsum von Wasser umgeben, dass man sie gemeinhin als Insel bezeichnete. Im Lauf der Zeit hatte Tiriki erkannt, dass es in dieser unbekannten Wildnis keine so eindeutige Unterscheidung zwischen Land und Luft und Wasser gab, wie es ihr von Ahtarrath her vertraut war. Im Dunst

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