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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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war erfüllt von so vielen Dingen, die sie nicht aussprechen konnte. Sie ließ jedoch sofort von ihrer Absicht ab, als die Tür aufging und Iriel und Elis hereinkamen, die Hände voller Blumen. Mit brennendem Gesicht und gelähmter Zunge entfloh Damisa dem Brauthaus, und der Klang fröhlichen Gelächters folgte ihr.

    Die Hochzeitsprozession näherte sich, schlängelte sich durch den Wald und begab sich auf den Pfad, der zum Osthang des Heiligen Berges führte. Tiriki erspähte die farbenprächtigen Gewänder zwischen den Bäumen, während das Glockengeläut vom Wind herangetragen wurde. Behutsam entzündete Chedan ein wachsgetränktes Holzscheit und warf es in die Glut im Feuerbecken auf dem Altarstein.
    Der Wind peitschte den Funken zur Flamme auf und bauschte die Umhänge der Priester und Priesterinnen, die im Steinkreis warteten. Das Gewicht der Halskette und des Diadems war ungewohnt für Tiriki, die lange Zeit gar keinen Schmuck getragen hatte, und die Seide ihres Gewandes fühlte sich seltsam glatt an für jemanden, der sich an Leder und grobe Wolle gewöhnt hatte.
    Ich will mich nicht gegen die Erinnerung wehren, dachte Tiriki, während die Hochzeitsgesellschaft sich auf der Hügelkuppe aufstellte, aber ich werde nicht weinen. Ich möchte keinen Schatten auf Selasts und Kalarans Tag werfen.
    Tiriki und Micail waren im Tempel auf dem Sternenberg getraut worden - dem heiligsten Bereich von Ahtarra. Als Trauzeugen hatten ihnen Deoris und Reio-ta sowie mehrere Hohe Priester des Tempels gedient, und das Ehebündnis war durch den greisen Heiligen Hüter Rajasta gesegnet worden, für den es einer der letzten Riten gewesen war, die er vor seinem Tod durchführte.
    Jetzt war es Chedan, der sich erhob und das Brautpaar begrüßte; sein Wappen war geschmückt mit den heiligen Symbolen, die in der Sonne glänzten. Und anstatt des Sternenberges war der Kreis aus groben Steinen auf dem Heiligen Berg ihr Tempel. Doch obwohl dieser geheiligten Stätte im Sumpfland Ahtarraths majestätische Ausstrahlung fehlte, hatte Tiriki während der vergangenen fünf Jahre genug gelernt, um zu vermuten, dass beides gleichwertig war, was die spirituelle Kraft anging.
    Micail war damals ganz in prächtiges Weiß gekleidet gewesen, mit einem goldenen Reif um die Stirn, mit dessen Glanz es seine Haare hatten aufnehmen können, und sie hatte zum ersten Mal das blaue Caratra-Gewand mit dem dazugehörenden Haarband getragen, obwohl sie kaum dem Kindesalter entwachsen gewesen war. War ich schon in zu frühen Jahren bestrebt, schwanger zu werden?, überlegte sie jetzt. War das der Grund, warum ich nie ein lebendes Kind auf die Welt gebracht habe? Bis wir hierher gekommen sind… fügte sie hinzu, als Kestil und Domara ins Blickfeld kamen, vor der Prozession tanzend und den Weg mit Blumen bestreuend. Selast hingegen war bereits zwanzig, und das Leben in dieser Wildnis hatte sie gesund und kräftig werden lassen. Ihre Kinder würden prächtig gedeihen.
    Domara leerte ihren Blumenkorb und rannte zu ihrer Mutter. Tiriki hob sie freudig hoch, entzückt über das warme Gewicht und das nach Wildblüten duftende rote Haar der Kleinen. Micail ist für mich verloren, aber in seiner Tochter lebt ein Teil von ihm weiter, dachte sie.
    Sie war so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie Chedans Begrüßungsworte kaum mitbekam. Bei ihrer eigenen Hochzeit war sie so aufgeregt gewesen, so vollkommen auf Micail konzentriert, dass sie auch damals die entsprechende Rede kaum gehört hatte. Der Magier war bereits dabei, Kalarans rechtes und Selasts linkes Handgelenk zusammenzubinden und beide gemeinsam über die flackernde Flamme zu führen. Dann beschritt das Paar, immer noch zusammengebunden, in Laufrichtung der Sonne den Weg um den Altarstein herum.
    Chedan nahm ihnen die üblichen Gelöbnisse ab, die zu einer Eheschließung gehörten; unter anderem mussten sie versprechen, ihre Kinder im Glauben des Lichtes aufzuziehen und sich im Umgang miteinander als Priester und Priesterin zu verhalten. Das Wort Liebe kam dabei nicht vor, wie Tiriki jetzt auffiel, doch damals, bei ihr und Micail, war Liebe ganz selbstverständlich der Grundstein ihrer Verbindung gewesen.
    Unsere Vereinigung stand in den Sternen geschrieben!, schrie ihr Herz; wegen der Gefühlsschwere des Augenblicks drohte sie die innere Selbstbeherrschung zu verlieren, der sie ihr Überleben verdankte. Doch weshalb wurden wir dann so schnell auseinander gerissen?
    Kalaran brachte seine Antworten mit

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