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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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Sumpfbewohner eine beträchtliche Menge von etwas gebraut, das sie Heidebier nannten. Es hatte nur einen geringen Alkoholgehalt, doch da die Atlantiden für gewöhnlich überhaupt keinen Alkohol und die Eingeborenen nur bei Festen welchen tranken, hatte auch eine geringe Menge große Wirkung. Obwohl Damisa anfangs beim Geschmack der Mischung aus Kräutern und Gewürzen, der durch eine Spur Honig ein ganz klein wenig gemildert wurde, das Gesicht verzogen hatte, ging sie jetzt immer wieder zu der Haut, die an einem Eichenbaum hing, um sich nachzuschenken. Der Holzbecher, den sie in der Hand hielt, war jetzt vielleicht zum zehnten Mal gefüllt. Beim vierten Mal hatte sie aufgehört zu zählen.
    » Elis wühlt im Schlamm herum -
Ei ja, ei ja, ja!
Findet Nahrung, gar nicht dumm -
Ei… ja… ja… «
    Sie stellte ohne Erstaunen fest, dass den Sängern die Dorfbewohner ausgegangen waren, auf die sie ihre wohlwollenden Spottverse gedichtet hatten, sodass sie sich jetzt die Atlantiden vornahmen. So viel Albernheit wäre ihr zu Hause gehörig gegen den Strich gegangen. Und dort hätte es nach einer Hochzeit auch keine so ausgelassene Feier gegeben. Es war ein Zeichen dafür, wie sehr die neuen und die alten Bewohner des Heiligen Berges inzwischen zu einer Gemeinschaft geworden waren, dass die Dorfbewohner angeboten hatten, für die Frischvermählten ein Fest auf der großen Weide an der Küste auszurichten. Tiriki und Chedan hatten erst nach ernsthafter Abwägung und Beratschlagung mit den anderen angenommen. In Atlantis war die Vermählung innerhalb der Priesterklasse eine Angelegenheit höchst zeremonieller Art und kein Anlass für schlüpfrige Späßchen und starke Getränke gewesen.
    Aber warum soll ich mir darüber den Kopf zerbrechen?, fragte sich Damisa, als das Grölen in ihren Ohren noch lauter wurde. Weder nach den alten Bräuchen noch nach den neuen wird es einen Gemahl für mich geben.
    » Liala, in ihrer Robe, ganz in Blau -
Ei ja, ei ja, ja!
Weise uns den Weg, o kluge Frau -
Ei… ja… ja… «
    Die Spielregeln erforderten, dass die ›geehrte‹ Person aufstand und im Kreis herumtanzte. Liala drehte langsam ihre Runde, mit geröteten Wangen und strahlenden Augen. Angespornt vom begeisterten Jubel der Zuschauer, gab sie dann dem Vorsänger, einem graubärtigen älteren Mann, der nach den Maßstäben der Dorfbewohner einem Barden am nächsten kam, einen herzhaften Kuss.
    » Selast, sei doch nicht stets so sehr in Eile -
Ei ja, ei ja, ja!
Denn der Spaß braucht seine Weile -
Ei… ja… ja… «
    Nicht noch mehr, dachte Damisa düster. Sie muss ja inzwischen schon ganz lahm sein, so sehr tanzt sie nach Kalarans Pfeife.
    Der lange, strahlende Sommertag neigte sich einem leuchtenden Sonnenuntergang zu. Baumwipfel zeichneten sich als dunkles Gespinst von Ästen am rosa getönten westlichen Himmel über der Lichtung ab, während im Osten der Hang des Heiligen Berges immer noch vom Licht angestrahlt war. Einen Augenblick lang hatte Damisa den Eindruck, als käme das Leuchten von innen. Aber vielleicht lag das nur am Alkohol, dachte sie, denn als sie blinzelte und noch einmal hinschaute, sah sie über den Bäumen nur noch eine unbestimmte Form im schwachen Lichtschein.
    » Kalaran, der dies und der jenes kann -
Ei ja, ei ja, ja!
Jetzt zeig uns, was du bist als Mann -
Ei… ja… ja… «
    Jemand rief etwas in der Sprache der Sumpfbewohner, was ein Jauchzen und Lachen auslöste. Damisa brauchte eine Weile, bis sie begriff, dass man Freiwillige aufrief, die das Brautpaar zum Hochzeitsbett geleiten sollten. Sie gestattete sich einen Blick zu ihrer Geliebten. Selasts Blumenkrone war verrutscht, ihre Augen strahlten vor Aufregung und gleichzeitig vor angstvoller Vorahnung.
    »Geh mit deinem Gemahl«, murmelte sie und hob den Becher zu einem ironischen Prost, »und wenn du in seinen Armen liegst, dann sollst du dir wünschen, du wärest noch in meinen.«
    Die Geleitpersonen kehrten zurück, und das Tanzen setzte erneut ein. Reidel hatte den Platz an der Trommel eingenommen. Er grinste, und seine Zähne blitzten weiß im dunklen Gesicht; seine Finger zuckten über der Haut, mit der das Instrument bespannt war. Sie bemerkte mit einer gewissen Wehmut, dass zumindest er sich bestens amüsierte. Einige der Seeleute wirbelten Hand in Hand mit Mädchen aus dem Dorf vorbei. Iriel saß mit Elis auf einem Baumstamm am Rand der Lichtung. Otter stand bei ihnen, und Damisa beobachtete, dass Iriel über eine Bemerkung von ihm lachte und

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