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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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deine Worte, die du mir vor langer, langer Zeit sagtest, und ich hege sie im Herzen, denn ich weiß, dass sie wahr sind. Wir müssen unsere Bestimmung erfüllen - gemeinsam oder getrennt.«
    »Nur für kurze Zeit!«, sagte er verzweifelt. »Ich kann es dir in diesem Augenblick nicht erklären.« Micail warf einen flüchtigen Blick den Hang hinauf und sah Tjalan, der sie beobachtete. »Glaube noch eine Weile an mich, so wie ich an dich glaube!«
    Sie sah ihm lange in die Augen, schließlich seufzte sie. Der Prinz näherte sich ihnen.
    »Tiriki«, sagte er schnell, »widersprich mir nicht, wenn ich ihm sage, dass du dich uns bald anschließen wirst.« Er wartete, bis er sah, dass der letzte Rest von Wut aus ihren Augen gewichen war. »Eilantha!«, sagte er dann. »Ich liebe dich!«
    »Osinarmen, ich liebe dich!«
    Im Klang ihrer Tempelnamen hörte er ein Gelöbnis. Lange sahen sie sich an, prägten sich jeden Zug, jede Falte und jede Kontur ein, als ob sie sich vielleicht niemals wieder sehen würden. Dann nahm sie seinen Arm, und gemeinsam gingen sie wieder den Hang hinauf.

    Damisa saß unter dem alten Eichenbaum im ummauerten Garten von Tjalans Festung, als zwei ihrer Wächter einen Besucher ankündigten. Sie verzog ärgerlich das Gesicht und war geneigt, ihnen zu sagen, dass sie nicht bereit war zu empfangen. Dann würde sie sehen, ob sie sich ihrem Willen fügten…
    Trotz der Unterwürfigkeit der Wachen konnte inzwischen kein Zweifel mehr daran bestehen, dass sie sich in Haft befand, wenn es auch eine Schutzhaft sein mochte. Doch Tjalan war irgendwohin ausgeritten, und sie hatte die Möglichkeiten des Zeitvertreibs, die der kleine Garten bot, längst erschöpft. Außerdem könnte es sich bei dem Besucher ja vielleicht um jemanden handeln, den sie nicht ungern sähe.
    Sie erhob sich halb, und ihr Mund öffnete sich vor Erstaunen, als Reidel hereingeführt wurde.
    »Ich… hatte nicht erwartet, Euch noch einmal zu sehen«, sagte sie, während der Wächter sich unter einer Verneigung rückwärts entfernte und das Tor schloss. Sie hatte die Gefahr auf sich genommen, Tjalans Zorn zu wecken, um Reidel zu helfen. Dass er seine Sicherheit nicht aufs Spiel setzen würde, war das Mindeste, was sie als Dank dafür von ihm erwarten konnte.
    »Ihr hättet es besser wissen müssen.« Beide bedienten sich wieder der förmlichen Anrede. Er ließ sich auf einer der Bänke nieder und sah sich mit der Selbstbeherrschung um, die in seiner Natur lag und die er selbst an Deck eines schlingernden Schiffs inmitten eines Sturms stets beibehalten hatte.
    »Wenigstens seid Ihr entkommen - ich hatte befürchtet, man hätte Euch einfach getötet. Man hat mir die Mauer gezeigt, die Ihr eingerissen habt… Wie habt Ihr nur… Ach, das ist einerlei. Warum, im Namen aller Sterne, habt Ihr den Kopf wieder in die Schlinge gesteckt?«
    »Ich wurde mit einer Botschaft hergeschickt. Der Prinz und Micail sind aufgebrochen, um sich mit Tiriki zu treffen. Auf neutralem Boden«, fügte er hinzu, als sie wieder Einwände erheben wollte.
    »Man hätte einen anderen Boten beauftragen sollen«, murmelte sie.
    »Unsere Gemeinschaft ist nicht so groß, dass jeder entbehrlich ist«, erklärte er trocken. »Und ich kenne den Weg. Außerdem - wie konntet Ihr annehmen, ich würde Euch hier als Gefangene zurücklassen? Obwohl…« Sein Blick wanderte von den Polstern des geschnitzten Sessels, auf dem Damisa saß, zu dem kunstvoll gearbeiteten Tisch, wo eine Karaffe mit dem dazu passenden Becher wie Orichalkum in der Sonne funkelte. »Anscheinend behandelt man Euch nicht schlecht.«
    »O ja, der Käfig ist ziemlich luxuriös.« Sie goss Wein in den Becher und reichte ihn ihm. Als er sich im Licht der Sonne vorbeugte, sah sie eine rote Spur auf seiner Wange, die offenbar von jemandes Faust herrührte.
    »Seid Ihr bereit aufzubrechen?« Reidel nippte am Becher und setzte ihn ab.
    »Ja«, sagte sie sofort, doch dann wandte sie sich ab, da sie nicht wollte, dass er sah, wie sie errötete. »Nein«, setzte sie neu an, doch wieder unterbrach sie sich. »Wie kann ich wählen, wenn ich überall Gefahren sehe? Wenn doch Tjalan mir nur trauen würde!«
    »Glaubt Ihr ihm etwa?« Reidel sprang auf und sah sie an.
    »Er möchte den einstigen Ruhm von Atlantis wieder herstellen. Möchtet Ihr das nicht?«
    »Ah… lasst es mich anders ausdrücken.« Reidel entfernte sich ein paar Schritte und drehte sich plötzlich um. »Glaubt Ihr an ihn? Glaubt Ihr, dass seine Zukunftsvision das

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