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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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Augenbraue hochgezogen, und Micail war vor Verlegenheit errötet.
    »Natürlich bin ich gesund. Deshalb muss ich weg von hier. Jede Nacht, jeden Tag denkt sich Tjalan oder sonst jemand eine weitere Frage aus, die ich nicht beantworten möchte. Ich denke, ich bin schon zu lange Zeit hier… und ich weiß zu viele Dinge, die eigentlich niemand wissen sollte.«
    Selbst für Ardral, der sich gern geheimnisvoll ausdrückte, war das eine rätselhafte Aussage gewesen, wie Micail jetzt fand. »Heißt das, Ihr werdet beim Bau des Steinkreises nicht mitwirken?« Micails sonst so wacher Verstand war plötzlich wie gelähmt gewesen, und er hatte sich gewünscht, er hätte das zweite Glas Teli'ir nicht getrunken.
    »Oh, ich werde arbeiten.« Ardral hatte Micail mit einem schrägen Lächeln bedacht und ihm kurz auf die Schulter geklopft. »Macht Euch meinetwegen keine Sorgen.«
    Micail war immerhin noch geistig genügend auf der Höhe gewesen, um nicht zu sagen, dass es nicht Ardral sei, um den er sich Sorgen machte, sondern Tiriki und vielleicht der Rest der Welt. Dann hatte ihn der alte Mysterienmeister zur Tür geschoben.
    »Ich denke, dies ist unser Abschied, Micail, aber wer kennt schon die Windungen des Schicksals? Die Zeit ist ein langer und verschlungener Pfad, mein Junge, und es gibt viele Seitenabzweige. Vielleicht kreuzen sich unsere Wege wieder einmal.«

    » Nar-Inabi, steige auf im Dunkeln,
Mit deinem gar so hellen Funkeln,
Mach uns kräftig, mach uns groß
Nimm uns auf in Schlafes Schoß… «
    Der erste Vers der Abendhymne verklang, denn die Nacht war hereingebrochen, endlich. Darüber stand der Schlächter, gehörnt wie ein Stier. Siegreiche Dunkelheit durchtränkte die Sterne, und alles hatte sich in fahlen Dunst und harten Stein verwandelt, graue Masse zerbröselte, schwebend…
    Chedan zuckte zusammen und öffnete die Augen; überrascht sah er blasse Lichtstrahlen, die durch die offene Tür seiner Hütte hereinfielen.
    »Alles in Ordnung mit Euch?« Kalaran beugte sich stirnrunzelnd über ihn.
    »Gleich«, sagte der Magier. Er rieb sich die Schläfen und versuchte, den Nebel des Traums so weit zu vertreiben, dass er sich dem Tag stellen konnte.
    Kalaran machte immer noch ein besorgtes Gesicht, während er Chedan den geschnitzten Stock reichte, der zu dessen ständigem Begleiter geworden war. Als sie aus der Hütte traten, stellte er fest, dass der Himmel hinter dem Heiligen Berg von einem durchscheinenden Blau war. Es würde ein schöner Tag werden.
    »Ich hatte einen ziemlich seltsamen Traum.«
    Kalaran sah ihn erwartungsvoll an, und Chedan unterdrückte ein Lächeln. Seit er so gebrechlich geworden war, behandelten ihn die jungen Leute wie einen seltenen Schatz, der bald auseinander fallen würde. Vielleicht lagen sie damit gar nicht so falsch, dachte er jetzt. Außerdem verstand man die eigenen Träume manchmal besser, wenn man darüber redete, und dieser mochte eine Warnung enthalten, die er nicht missachten durfte.
    »Ich war wieder mal in Ahtarra und habe meinen Onkel in seinen Gemächern bei der Bibliothek besucht. Wir haben irgendeinen exotischen Likör aus dem Alten Land getrunken - dieser Mann hatte einen aufs Köstlichste bestückten Keller, und es tut einem im Herzen weh, sich vorzustellen, dass diese herrlichen Jahrgänge sich mit dem Salzwasser des Meeres vermischt haben. Jedenfalls hob er das Glas zu einem Trinkspruch und sagte, dass ich gehen und er bleiben müsse, dass wir jedoch gemeinsam meinen Erben ausgebildet hätten.«
    »Euren Erben«, wiederholte Kalaran und machte ein ziemlich beunruhigtes Gesicht. »Was hat er damit gemeint?«
    »Wie soll man wissen, was Ardral je meint? Ich hätte auf Anhieb gesagt, er sprach von Micail, aber wenn ich jetzt darüber nachdenke… ich weiß es nicht.« Er schüttelte den Kopf, und sein Herz schmerzte erneut bei dem Gedanken, dass Micail womöglich ihr Feind geworden war. »Wie dem auch sei, Ardral kannte ihn kaum. Zumindest damals nicht.«
    »Oh… Aber Meister, als Ihr sagtet, es handle sich um einen seltsamen Traum‹, habt Ihr gelacht. Na ja, beinahe.«
    »Stimmt, weil ich mich daran erinnert habe, wie Ardral sein Glas austrank, es dann abstellte und anschließend… Er saß mit überkreuzten Beinen auf einem niedrigen Polster, und dann… ist er einfach in die Höhe geschwebt und zum Fenster hinausgeflogen, und weg war er.«
    »Er hat sich in die Schwebe erhoben - es handelte sich also sozusagen um eine Levitation?« Kalarans Stimme überschlug

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