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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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durch das spiralförmige Labyrinth gewandelt, das wir hier in den Berg gehauen haben, und das hat uns bereits Einblicke in die Andere Welt gewährt. Ich möchte, dass ihr alle euch im Kreis herum niedersetzt und euch die Hände reicht.« Tiriki sah zu Chedan, und dieser nickte.
    Trotz der Anstrengung des Aufstiegs war Chedans Gesicht blass. Eigentlich hätte er im Bett sein müssen, dachte sie, aber sie brauchten ihn so sehr, und genau genommen setzten sie alle heute ihr Leben aufs Spiel. Wenigstens war Domara bei Taret in Sicherheit. Was immer geschehen mochte, sie würde überleben.
    Tiriki stand in der Mitte des Kreises und hob die Hände zu dem reinen Licht, das von oben herabflutete. In diesem Augenblick kam ihr die zweite Strophe der Abendhymne in den Sinn:
    » O du heiligstes, du höchstes Wesen,
O du Weisheit, an der wir allesamt genesen,
Du gibst uns Sinn, du gibst uns Leben,
Dir allein gilt unser irdisch' Streben .«
    Sie vollführte das Zeichen des Segens auf Brust und Stirn, dann nahm sie ihren Platz im Kreis ein, Chedan gegenüber.
    »O großer Manoah, König der Götter, und du, Allerhöchste Mutter, die ihr die mächtigsten aller Gottheiten seid, an euch richten wir unser Gebet…« Sie machte eine kurze Pause, dann fuhr sie fort: »Wir bitten nicht um Ruhm oder irdischen Besitz, sondern um den Erhalt des Lebens und des Wissens, das ihr uns gegeben habt. Beschützt diesen heiligen Hügel und alle, die hier Zuflucht gesucht haben, und helft uns, jene, die uns übel wollen, auf den Pfad der wahren Erkenntnis zu bringen.«
    Ihr Blick wurde unwillkürlich wieder nach Osten gezogen. Was mochten diese… Widersacher - denn selbst jetzt konnte sie in ihnen keine Feinde sehen - in diesem Augenblick wohl tun?

    »Wir sind die Erben einer alten Tradition«, sagte Haladris, »und heute werden wir die Stärke zeigen, die darin steckt. Unser Steinkreis wird unsere Seelen behüten, und Prinz Tjalans Soldaten werden unsere Körper schützen. Also fürchtet euch nicht, all eure Kraft einzusetzen. Eine Wirkung wie von einem gewaltigen Hammer, der unsere Feinde in Angst und Schrecken versetzen soll, möge von diesem Kreis ausgehen.«
    Und was ist, wenn wir Erfolg haben?, dachte Micail grimmig. Er warf einen schnellen Blick zu Naranchada und Jiritaren, die mit ihm zwischen den Tenören nahe dem Mittelpunkt des Halbmondes standen. Ihre Gesichter waren gefurcht vor Anspannung, ihre Augen zusammengekniffen und ihre Mienen von Besorgnis verfinstert, und in diesem Augenblick wusste er, dass sie schon lange das gleiche Unbehagen verspürten wie er.
    Ihnen gefällt das hier auch nicht, dachte er. Ich hätte meine Einwände schon vor langer Zeit vorbringen sollen, bevor die Dinge so weit gediehen waren. Doch wenn er das getan hätte, dann hätte ihm Tjalan jede Möglichkeit zu handeln verwehrt, und jetzt, da er hier war, konnte er vielleicht den Verlauf des Geschehens beeinflussen.
    Haladris nahm seinen Platz in der Mitte des Halbmondes aus Priestern und Priesterinnen ein; ihre Körper schlossen den Kreis, der durch die fünf Trilithen nur unvollständig vorgegeben war. Er summte eine Tonfolge, und die einzelnen Sänger stimmten nacheinander ihre Töne an. Man hätte niemals für möglich gehalten, dass so leise Klänge derart mächtig sein können, doch nach wenigen Augenblicken vernahm Micail die erste Reaktion bei den Steinen.
    Es war nur ein Flüstern, wie von vielen fernen Stimmen, die irgendwo einen Sprechgesang anstimmten, doch Micail spürte, wie sich die Haare an seinen Unterarmen aufstellten. Und für einen Augenblick überwog der Stolz auf seine Leistung die Furcht.

    Als Tiriki die Hände mit denen Kalarans und Iriels verhakte, spürte Chedan ein Kribbeln der Macht und wusste, dass sich der Energiekreis geschlossen hatte. Im Gleichtakt verlangsamten sie ihr Atmen und suchten die Tiefe der Trance. Das vertraute Gefühl, dass sein Bewusstsein sich verlagerte, überkam ihn, und er griff aus, um Tirikis Geist zu berühren. Sie sammelten die Aufmerksamkeit der anderen in sich und öffneten die Lippen zu einem einzigen leisen Ton.
    Wir haben die leichtere Aufgabe, dachte er und versuchte, seine Nerven zu beruhigen, während ein Dutzend Stimmen zu einem kraftvollen Gesang anschwollen. Unsere Widersacher müssen eine ungebändigte Energie formen und steuern, um uns anzugreifen, während wir nur die Kraft zu verstärken brauchen, die bereits vorhanden ist, hier an diesem Ort, der jetzt der Heilige Mittelpunkt ist…
    Der Ton

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