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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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Soldaten in gleichmäßigen Abständen aufgestellt, gleich hinter dem äußeren Kreis der Steine. Das ist ein Grund, vermute ich… Elara errötete erneut.
    Ihr war klar - und der Gedanke bedrückte sie -, dass ihre Tempeleide es ihr niemals erlaubt hätten, Tirikis Tod herbeizuwünschen, auch wenn sie selbst dadurch eine geringe Hoffnung hätte, an ihrer Stelle in Micails Bett zu gelangen. Doch wie sie aus diesem Dilemma herauskommen sollten, ohne dass irgendjemand von den Beteiligten ernsthaften Schaden davontrüge, überstieg ihre Vorstellungskraft.
    Cleta klopfte ihr auf die Schulter. Haladris rief sie alle auf, ihre Plätze einzunehmen. Die Prüfung würde beginnen.

    »Ich verstehe nicht«, sagte Damisa. »Was beabsichtigt Ihr zu tun, um die Leute am Heiligen Berg dazu zu bringen, sich Euch anzuschließen? Was könnt Ihr denn von hier aus tun?« Selbst in ihrem vergoldeten Käfig waren ihr so allerlei Gerüchte zu Ohren gekommen. Allerdings mochte sie ihnen keinen rechten Glauben schenken.
    Tjalan sah sie an, und seine Augen leuchteten heller als die goldenen Reifen mit dem Zeichen des Drachen, die er um den Arm trug.
    »Etwas, das ich lieber nicht tun würde. Doch die Erschaffung eines neuen Reiches erfordert immer einige anfängliche… Anpassungen«, sagte er. »Als damals das Goldene Reich dem Seereich wich, war es dasselbe. Glaubt mir, meine Liebe, ich bedauere zutiefst die Notwendigkeit für… entschlossenes Handeln. Aber es steht zu erwarten, dass sich Tiriki uneinsichtig zeigen wird. Besser ein durchschlagendes Vorgehen als ein nicht enden wollendes Geplänkel, findet Ihr nicht? Dann können wir all unsere Kraft für das Einrichten der neuen Ordnung aufwenden. Ihr müsst zustimmen, Damisa - denn ich brauche Eure Mitwirkung.« Seine langgliedrigen Finger strichen ihr sanft über den Arm. »Nun, da ich Chaithala verloren haben, brauche ich eine Frau, die mir zur Seite steht, die mir Söhne schenkt… Was nützt eine Krone ohne Erben?«
    Damisas Puls beschleunigte sich. Deutete er wirklich damit an, dass sie eines Tages seine Kaiserin sein könnte? Irgendwie machte das Sinn - das königliche Blut von Alkonath floss schließlich auch in ihren Adern -, doch nach allem, was geschehen war, erschien es ihr unwirklich, dass ihr nun möglicherweise etwas angeboten wurde, das sie sich einst in ihrer Fantasie ausgemalt hatte.
    Plötzlich verstand sie, warum Tiriki zum Heiligen Berg zurückgekehrt war, anstatt mit Micail hierher zu kommen. Sie hat sich zu einer Person entwickelt, die selbst Dinge bewegt, und will nicht mehr nur Stütze ihres Mannes sein, dachte sie. Wozu würde ich mich entwickeln, auf mich allein gestellt?
    Doch sie durfte sich Prinz Tjalan gegenüber nichts von ihren widerstreitenden Gefühlen anmerken lassen. Ihr Blick schweifte von seinem ab, und sie sah, dass Reidel von Soldaten vorgeführt wurde; seine Handgelenke waren immer noch gefesselt. Seine Lippe war aufgesprungen, da ihn offenbar jemand geschlagen hatte - zurückgeschlagen hatte, berichtigte sie sich, als sie die blutunterlaufenen Fingerknöchel seiner rechten Hand bemerkte.
    »Mein Prinz, Ihr erweist mir eine große Ehre«, sagte sie ein wenig atemlos. »Doch lasst Euch jetzt nicht durch solche Überlegungen von den wesentlichen Dingen ablenken.«
    Er lächelte ironisch, doch ihre Antwort hatte ihn sichtlich zufrieden gestellt. Seine Aufmerksamkeit galt bereits Haladris, der dabei war, die Sänger im Inneren des Steinkreises aufzustellen.
    Reidel sah sie an - wütend, flehend? Er hatte kein Recht dazu, weder zu der einen noch zu der anderen Gefühlsregung. Doch auch nachdem sie sich von ihm abgewandt hatte, spürte sie noch seinen düsteren Blick auf sich ruhen.

    Tiriki zwang sich, den Blick abzuwenden von dem trüben Dunst im Osten, wo Micail und die anderen, wie sie wusste, sich zum Schlag gegen den Heiligen Berg bereitmachten; stattdessen sah sie zu den Gesichtern der Männer und Frauen, die auf dem Gipfel des Heiligen Berges warteten, um diesen zu verteidigen.
    Sie räusperte sich und brachte ein Lächeln zustande. »Der Geist dieses Ortes, die Leuchtende, die ich ›Königin‹ nenne, hat mir gezeigt, was wir tun müssen.«
    »Aber woher wissen wir, ob sie gerade heute etwas unternehmen?«, fragte Elis.
    »Oder überhaupt?«, murmelte jemand anders.
    »Ich habe geschaut, wie ihre Macht sich aufbaut«, antwortete Tiriki, »aber selbst wenn es nicht so wäre, würde es uns allen nicht schaden, unser Können zu erproben. Wir sind

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