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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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jetzt!«, rief Tiriki so laut, dass sie das Durcheinander von Klagen und Vorwürfen übertönte. »Ihr seid die Hoffnung von Atlantis! Denkt an eure Erziehung! Ihr werdet doch wohl noch fähig sein, mir die Geschichte im Zusammenhang zu erzählen!«
    Sie stand im Eingang des Hauses der Fallenden Blätter und musterte der Reihe nach die erhitzten Gesichter, bevor sie den Mantel von den Schultern gleiten ließ und sich setzte. Endlich blieb ihr Blick auf Damisa ruhen. Das Mädchen aus Alkonath trat mit hochrotem Kopf vor. »Also. Du sagst, Kalaran und Vialmar hätten sich Wein geholt. Wie kam es dazu, und was haben sie damit gemacht?«
    »Kalaran meinte, mit Wein falle es leichter, Schlaf zu finden.« Damisa hielt inne und schloss kurz die Augen, um ihre Gedanken zu ordnen. »Deshalb ging er mit den anderen Jungen zu der Taverne am Ende der Straße. Aber dort war niemand, und so kamen sie mit zwei vollen Amphoren zurück, und soviel ich weiß, haben sie die auch leer getrunken.«
    Tiriki wandte sich den drei jungen Männern zu, die neben der Tür auf einer Bank saßen. Der hübsche Kalaran hatte einen tiefen Kratzer auf einer Wange, und den beiden anderen rann das Wasser aus dem nassen Haar, als hätte ihnen jemand den Kopf ins Brunnenbecken gehalten, um sie wieder nüchtern zu machen.
    » Konntet ihr denn einschlafen?«
    »Zunächst schon…«, sagte Vialmar mürrisch.
    »Aber dann wurde ihm schlecht, und er musste sich erbrechen«, rief Iriel vorwitzig, verstummte jedoch unter Damisas strengem Blick.
    Die kleine blonde Iriel war mit ihren zwölf Jahren die Jüngste im Haus, und ihr Übermut war selbst unter diesen Umständen nicht zu dämpfen.
    »Vor etwa einer Stunde wachten sie auf«, fuhr Damisa fort, »und riefen, sie würden von halb menschlichen Ungeheuern mit Stierhörnern verfolgt. Das Geschrei weckte Selast, die ohnehin schon wütend war, weil die Burschen erst zurückkamen, nachdem sie den ganzen Wein getrunken hatten. Beide Seiten brüllten sich an, dann kamen die Übrigen dazu, jemand warf mit dem Weinkrug, und dann ging alles drunter und drüber.«
    »Und ihr seid euch alle einig, dass es so abgelaufen ist?«
    »Mit Ausnahme von Cleta«, spottete Iriel. »Sie hat wie üblich alles verschlafen.«
    »In ein paar Minuten hätte ich hier auch ohne Hilfe für Ruhe gesorgt«, mischte sich Elara ein. »Es war nicht nötig, deine Lehrmeisterin zu rufen.«
    Damisa war beleidigt. »Wir hätten ihr in jedem Fall Bescheid sagen müssen. Schließlich ist Gremos verschwunden.«
    Tiriki seufzte. In normalen Zeiten hätte man die ganze Stadt abgesucht, wenn die Hausmutter der Priesterschüler ihren Posten verlassen hätte. Aber jetzt - wenn die Frau ihren Platz auf dem Schiff nicht einnahm, ging er an jemand anders, der würdiger war oder mehr Glück hatte. Die Ereignisse der nächsten Tage würden in der Priesterschaft die Spreu vom Weizen sondern und die Gesinnungen in einer Weise auf die Probe stellen, wie es niemand hatte vorhersehen können.
    »Kümmert euch nicht um Gremos«, sagte sie hart. »Sie kann selbst auf sich aufpassen. Und was geschehen ist, das ist geschehen, Schuldzuweisungen bringen uns nicht weiter. Wichtig ist nicht, wie ihr die letzten Stunden verbracht habt, sondern wie ihr euch in den nächsten Stunden verhaltet.« Sie schaute zum Fenster. Die heraufziehende Dämmerung ließ das grelle Rot des Himmels zu einem trügerisch zarten Pastellrosa verblassen.
    »Ich nannte euch vorhin die Hoffnung von Atlantis, und das war ernst gemeint«, fuhr sie fort und sah mit ihren klaren Augen von einem zum anderen. Allmählich wich die Röte aus den Gesichtern, und die Schüler waren wieder fähig, ihren Blick zu ertragen. »Wenn ihr nun schon einmal wach seid, können wir unser Tagewerk auch gleich beginnen. Jeder von euch weiß, was er zu tun hat. Ich möchte…«
    Plötzlich machte der Stuhl unter ihr einen Satz. Sie streckte die Arme aus, streifte mit den Fingern Damisas Gewand und krallte sich daran fest. Wieder schwankte der Boden.
    »In Deckung!«, rief Elara. Die Schüler flüchteten unter den langen, schweren Tisch. Damisa stolperte zur Tür und zog Tiriki mit sich. Die Stuckbänder unter der Decke bekamen Risse, Trümmer regneten herab, doch die beiden konnten ausweichen und wurden nicht getroffen.
    Micail! Tiriki spürte mit ihren inneren Sinnen, wie er aus dem Schlaf schreckte, und sehnte sich mit allen Fasern ihres Herzens nach seinen kraftvollen Armen. Aber er befand sich am anderen Ende der Stadt.

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