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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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dass Micail an einem so herrlichen Tag in seiner Koje lag und in Selbstmitleid schwelgte.
    »Alkonath baut gute Schiffe, das musst du zugeben«, bemerkte Jiritaren, als sie an Deck kamen, und fuhr mit der Hand über das blank polierte Holz der Reling. Der Wind trieb ihm das Blut in die fahlen Wangen und wehte ihm das strähnige schwarze Haar aus der Stirn.
    »Mag sein«, sagte Micail und blickte hinauf zu der grünen Fahne, die stolz am Mast flatterte. Die goldenen Falken schienen mit den Flügeln zu schlagen. »Immerhin haben sie uns bis hierher gebracht.«
    Jiritaren sah ihn besorgt an. Sie waren schon lange befreundet, sodass sie sich meist auch ohne Worte verstanden. Dann legte er Micail den Arm um die Schultern und zeigte mit der anderen Hand auf die Vogelschwingen, die ihnen folgten. Eins der Schiffe war etwas länger und schmaler gebaut, und die Fahne an seinem Mast war rötlichgelb.
    »Das ist die Roter Pfeil «, erklärte Jiritaren. »Von Tarisseda! Sie hatte noch einige Kabinen frei, deshalb fahren etliche von unseren Leuten dort mit. Welch ein Glück, sonst müsste ich wahrscheinlich mit den Speerkämpfern an Deck schlafen.«
    Micail brachte mit Mühe ein Lächeln zustande. »Und wie heißt dieses Schiff dort?«, fragte er und wies auf ein anderes.
    »Das da - das ist die Blauer Delfin . Schon etwas älter, aber solide gebaut. Hat eine ganze Horde von Fahrgästen an Bord, auch einige aus unserem Tempel.«
    Elara gesellte sich zu ihnen. »Cleta fährt auf der Delfin , Ihr Herren, eine von den Priester-Schülerinnen«, sagte sie, »gemeinsam mit ihrem Bruder Lanath und mit Vialmar.« Das Lächeln, mit dem sie zu Micail aufblickte, war fast zu vertraulich. Schließlich kannte er mit Ausnahme von Damisa, die oft mit Tiriki zusammen gewesen war, die Priesterschüler kaum.
    Aber es gab so wenige von ihnen, und ob sie ihm fremd waren oder nicht, sie bildeten den Grundstock für den neuen Tempel, und er war jetzt für sie verantwortlich. Also lächelte er zurück. Elara war ein hübsches Mädchen, alt genug, um sich von der Aufmerksamkeit zweier hochgestellter Priester nicht aus der Fassung bringen zu lassen. Sie war nur mittelgroß, hatte sehr ebenmäßige Züge, und ihr lockiges schwarzes Haar, das trotz des Windes nur locker mit einer zierlichen Spange zusammengehalten wurde, glänzte wie eine Rabenschwinge.
    »Du bist Lanath versprochen, nicht wahr?«, murmelte er. »Wie schade für dich. Die Trennung fällt dir gewiss nicht leicht… Wenigstens sind Cleta und Vialmar beisammen geblieben.«
    Sie senkte den Blick. »An Heirat ist derzeit nicht zu denken, edler Herr«, sagte sie. »Unsere Ausbildung ist noch längst nicht abgeschlossen. Ich… ich wollte nur sagen, dass es für mich eine große Ehre ist, auf diesem Schiff zu sein und die Aussicht zu haben, von Euch persönlich unterrichtet zu werden.«

    Nach weiteren zwei Tagen erreichten sie den Handelshafen Belsairath. Er lag an der Südküste des Landes, das von den Ureinwohnern als ›Insel der Macht‹ bezeichnet wurde. Gegründet hatte ihn einst Alkonath, in dem Bemühen, die Handelswege des Seereiches unter seine Kontrolle zu bekommen, doch seither verharrte er in Bedeutungslosigkeit.
    Wie vor Beliri'in war dem Hafen ein Inselchen vorgelagert, nur war es hier nicht von ankernden Schiffen, sondern von einer Reihe langer Sandbänke umgeben, die der Küste Schutz vor Stürmen boten. Als die Königssmaragd daran vorbeisegelte, eilten alle Soldaten auf eine Seite, um einen ersten Blick auf ihr Ziel zu werfen. Sogar Micail wurde von leiser Neugier erfasst.
    Fröstelnd wickelte er sich in seinen neuen Umhang. Er war warm gefüttert, doch es störte ihn, anstatt des königlichen Purpurs, der Farbe seines Hauses, das alkonische Grün zu tragen. Aber hat das nicht alles seinen Sinn verloren?, fragte er sich. Alkona und Ahtarra gibt es nicht mehr. Sogar die Götter scheinen weit weg zu sein.
    Wieder zogen Wolken auf, bald würde es regnen. Die Landschaft, die sich nun vor ihm auftat, glich einem Wandgemälde in trüben Grau-und Brauntönen. Das flache Delta am Ende der Bucht war mit Tümpeln und Schilfzonen durchsetzt, als hätte sich das Land nicht vollends gegen den Ozean durchsetzen können. Vermutlich wurde das Gelände von Stürmen hin und wieder vollkommen umgestaltet. Hoffentlich hatten die Alkonier wenigstens ihren Hafen auf festen Grund gebaut.
    Es hatte sich schnell herumgesprochen, dass man das Ziel erreicht habe. Micail sah sich um. Die meisten

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