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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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eine Legende gewesen, als Micail noch ein kleiner Junge war, deshalb erschien es ihm vermessen, ihn mit seinem Alltagsnamen anzureden.
    »Der erste Versuch hat mir besser gefallen«, erklärte der Siebente Hüter. »Ich fühle mich zurzeit wahrhaftig nicht wie ein ›Erkenner des Strahlenden Lichtes‹. Außerdem sollte man dergleichen nicht einfach voraussetzen, meint Ihr nicht auch? Schlimm genug, wenn es in den Zeremonien geschieht. Nein, bleiben wir ruhig bei Ardral. Oder nenne ich Euch etwa andauernd Osinarmen?«
    »Natürlich nicht. Aber…« Micail schüttelte den Kopf und räusperte sich. »Wie kommt Ihr hierher? Und überhaupt…« Wieder stockte er, doch diesmal lag es nicht an seiner Stimme. »Wo sind wir?«
    Ardrals graue Augen wurden schmal. »Ihr erinnert Euch nicht?«
    Ich erinnere mich an gar nichts, dachte Micail, doch in diesem Augenblick kehrte alles wieder. »Wir waren in der Bibliothek«, keuchte er. »Ihr wolltet eine große Holzkiste die Treppe hinunterschaffen. Mein Freund Jiri und ich haben Euch geholfen, doch dann seid Ihr noch einmal zurückgelaufen, und…«
    Eine Flut von Bildern brach über ihn herein: streitende Priester, einstürzende Säulen, berstende Mauern, Schriftrollen, die wie welkes Laub auseinander geweht wurden, und dieses grässliche Stöhnen aus den Tiefen der Erde, das die Gebäude erzittern ließ und den Menschen durch Mark und Bein ging.
    »Ihr habt mir das Leben gerettet«, sagte der Meister leise und drückte Micails Hände fester. »Aber wenn ich mich recht erinnere, hielt sich meine Dankbarkeit in Grenzen.«
    »Ihr hättet mir fast die Nase gebrochen.«
    »Stimmt… es tut mir Leid. Ich weiß nicht, was über mich kam. Zuerst ermahne ich die Menschen in unzähligen wirklich mitreißenden Reden, sich in das Unvermeidliche zu schicken, und dann kann ausgerechnet ich der Versuchung nicht widerstehen, um jeden Preis noch einen letzten Gegenstand zu retten - obwohl schon die glühende Lava vom Himmel fällt und die Stadt in Brand steckt! Zum Glück habt wenigstens Ihr begriffen, dass die Zeit abgelaufen war!«
    »Wie sind wir eigentlich zum Hafen gekommen?«, flüsterte Micail. Der Druck auf seiner Brust kehrte zurück. »Ich weiß noch, dass die Türme einstürzten - und uns den Weg versperrten…«
    Grauenvolle Bilder überschwemmten sein Bewusstsein: Menschen, die über den Darokha-Platz taumelten, als sich die uralten glasierten Steine plötzlich aufbäumten, wie von einer unheimlichen Welle bewegt - eine alte Frau, die stürzte, vom Pöbel zertrampelt wurde und mitten auf der Straße liegen blieb wie eine Puppe, die man achtlos weggeworfen hatte.
    Micail ballte hilflos die Fäuste. Er sah den roten Schein auf dem wogenden Wasser vor der Küste und hörte die klirrende Rüstung der Elitesoldaten, die Prinz Tjalan beauftragt hatte, nach ihm zu suchen. Und sosehr er sich dagegen sträubte, auch das Trümmermeer erschien vor seinem inneren Auge, die Felsenwüste, wo eigentlich der Hafen sein sollte - und wo die Purpurschlange vertäut gewesen war.
    Die ganze Zeit war Asche vom Himmel gefallen und hatte Land und Meer mit einer stinkenden grauen Schicht überzogen, als wäre alles Leben tot und er selbst nur noch ein Gespenst in einem aufgebrochenen Grabmal, dem Grabmal, wo…
    »Tiriki!« Die Stimme versagte ihm, er rang nach Luft. » Wo ist sie? « Quälende Hustenkrämpfe marterten seine Lungen, dennoch fuhr er in die Höhe und ruderte wild mit den Armen. »Ich muss sie finden, bevor…«
    Doch wieder entströmte Ardrals Händen jene erstaunliche Kraft, der Meister murmelte ein Wort der Macht, und Micail versank abermals in den nassen Tiefen seiner Träume.
    Hin und wieder kam er kurz zu sich. Jedes Mal machten sich andere Hände an ihm zu schaffen. Bisweilen war ihm selbst die leiseste Berührung unerträglich. Manchmal erkannte er seinen Freund Jiritaren, einmal hörte er jemanden aufgeregt von einer Krise, einem Lungenfieber sprechen. Allmählich begriff er, dass er in Lebensgefahr schwebte, aber das berührte ihn nicht. Tiriki war alles, was zählte. Er konnte sich nicht erinnern, wie und wann er sie verloren hatte, doch dass sie nicht bei ihm war, empfand er wie eine Wunde, durch die ihm das Leben verrann.
    Dann kam der Moment, in dem er in ihren Armen lag. Ich sterbe, dachte er. Und Tiriki ist gekommen, um mich nach Hause zu tragen.
    Aber sie schrie ihn an, warf ihm vor, er habe seine Pflicht nicht erfüllt. Und er ertrank wie in einer gewaltigen

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