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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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seinen scharfen Verstand und seine unerschütterliche Stärke verlassen. Sogar Meister Chedan unterwarf sich seinen Entscheidungen, von Tiriki ganz zu schweigen.
    Damisa fand das nicht richtig , ohne dass sie ihre Meinung hätte begründen können. Nun wurde ihr bewusst, dass sie einfach vorausgesetzt hatte, am Ende ihrer Reise in das neue Land eine fertige Zivilisation und einen Tempel vorzufinden. Die Priesterschüler hatten sich ausgiebig den Kopf darüber zerbrochen, wie die Ureinwohner wohl aussähen und - weniger ausgiebig - wie und wo sie lebten; nun aber sah es ganz so aus, als gäbe es hier gar keine Ureinwohner.
    Vielleicht, dachte sie, wäre das sogar das Beste. Im Augenblick waren sie nichts anderes als Schiffbrüchige. Reidel hatte sich auf See bemerkenswert gut gehalten, aber wie würde er sich gegen aufgebrachte Eingeborene behaupten?
    Damisa war so in Gedanken versunken, dass sie erschrocken zusammenfuhr, als sich die Sträucher bewegten und sie zwei heftig schwitzende Männer bis zu den Knien durch den Schlamm waten sah. Erst als sie grinsend die Zähne fletschten, erkannte sie Teiron und Cadis. Sie waren auf Kundschaft gewesen. Arcor warf ihnen ein Tau zu, und die beiden kletterten an Bord. Ihre Kameraden begrüßten sie mit Scherzen und Gelächter.
    Tiriki und Chedan kamen an Deck, Selast und Kalaran waren bei ihnen. Damisa fiel auf, dass sie Elis den ganzen Vormittag noch nicht gesehen hatte. Wahrscheinlich saß sie immer noch unten und versuchte, die Priesterin Malaera aufzuheitern, die nicht aufhören wollte, um das verlorene Atlantis zu weinen. Oder ist sie etwa… Damisa überlief ein Schauer. Richtig, heute hat sie das Los getroffen. Sie muss den Stein bewachen. Igitt. Er liegt zwar sicher in seinem Schrein, aber ich bekomme schon eine Gänsehaut, wenn ich nur vor der Kabinentür sitze. Lieber noch die Sumpfratten. Oder sogar Malaeras ewige Tränen…
    »Gute Nachrichten, Leute«, meldete Teiron, der alkonische Matrose mit dem Kahlkopf. »Es leben doch Menschen in diesem Land! Ich kann euch nicht genau sagen, wo, aber jemand hat einen Steg durch den Sumpf gebaut.«
    »Einen Steg?«, wiederholte Chedan. »Was soll das heißen?«
    Teiron versuchte, es mit Gesten zu erklären. »Es ist… so etwas wie ein Damm, der sich über den Schlamm erhebt. Ein Wagen könnte wahrscheinlich nicht darauf fahren, aber sonst ist es ein solider Weg. Bretter, auf Baumstämme gelegt und ordentlich mit Holznägeln befestigt. Einige von den Stämmen sind alt und andere neu, das heißt, es gibt jemanden, der den Weg instand hält.«
    »Aber wo führt er hin?«, fragte Iriel laut. »Wieso habt Ihr denn nicht nachgesehen? Gibt es dort Löwen?«
    »Nein, kleine Herrin, keine Löwen«, antwortete der Alkonier sanft. »Wenigstens habe ich keine gesehen. Aber wir hatten die strikte Anweisung, schnell zurückzukehren.«
    » Ich würde sagen, der Steg führt dorthin«, sagte Cadis und deutete ans Flussufer. Hinter den Bäumen ragte im Schein der wässrigen Frühlingssonne vielleicht tausend Ellen weiter landeinwärts die Kuppe eines grünen Hügels auf.

    Sie betraten den schlammigen Steg. Tiriki fasste Halt suchend nach Chedans Arm. Die ordentlich zurechtgeschnittenen Bretter schienen bei jedem Schritt bedenklich ins Schwanken zu geraten. Allerdings wäre ihr nach der langen Seereise wohl nicht einmal der Prozessionsweg in Ahtarra mit seinem glatten Granitpflaster fest genug gewesen. Auch die Übelkeit quälte sie schon wieder. Zwar fühlte sie sich nicht mehr so elend wie auf dem Meer, aber von Wohlbefinden war ihr Zustand noch weit entfernt. Ihr Körper wirkte aufgedunsen, obwohl sie an ihren Handgelenken sah, dass sie Gewicht verloren hatte.
    Vor ihnen lag eine Anhöhe, und dort standen etliche Sumpfbewohner in kurzen Lederröcken in einer Gruppe zusammen und sahen den Fremden ausdruckslos, aber - hoffentlich - nicht feindselig entgegen. Sie waren von kleiner Statur, drahtig und muskulös. Ihre Haut war hell, wo sie nicht von der Sonne gebräunt war. Die Sonne zauberte rostrote Lichter in ihr schwarzes Haar.
    Tiriki musste auf ihre Füße achten. Es wäre der Würde einer Prinzessin des Lichtes nicht zuträglich, mit schlammverkrusteter Sitzfläche vor diese Wilden zu treten. Wenn ich jetzt ausrutsche, reiße ich wahrscheinlich Chedan mit, und womöglich auch noch Damisa und die alte Liala. Sie holte tief Luft und schritt so gemessen und feierlich dahin, als wäre sie nicht von einer Horde zerlumpter Seeleute und

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