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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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aber man braucht ihnen nicht nachzustellen. Sie schleichen sich auch nicht hinterrücks an einen heran. Und sie haben weder Klauen noch Zähne!«
    »Ich würde lieber auf die Jagd gehen«, murrte Selast, »aber nur, wenn ich nicht mit Kalaran zusammen sein müsste.«
    Damisa seufzte. Sie fühlte sich von widersprüchlichen Gefühlen zerrissen. Sie selbst hatte sich längst mit ihrem Schicksal abgefunden und den Verlust ihres künftigen Gatten vorwiegend mit Erleichterung aufgenommen. Aber Selast und Kalaran waren offiziell noch immer verlobt, und man ging davon aus, dass sie eines Tages auch heiraten würden, obwohl sie etwa so viel Zuneigung füreinander hegten wie zwei Felsblöcke.
    Wieso, dachte Damisa, erzählt man uns eigentlich ständig, die Regeln hätten sich geändert, nichts wäre mehr so, wie es war? Bei der Erinnerung an die Geschehnisse des Nachmittags schoss ihr das Blut in die Wangen… Gleichzeitig verlangt man aber, dass wir uns mehr oder weniger genauso verhalten, wie wir es in Atlantis getan hätten! Sie hätte ja nichts dagegen gehabt, wenn auch der Prunk und der Reichtum geblieben wären, aber offenbar hatten nur die Vorschriften den Untergang überdauert.
    »Wir sind doch nur noch so wenige«, sagte sie endlich. »Willst du wirklich behaupten, es wäre dir gleichgültig, wenn ihm etwas zustieße?«
    »Er hat das Glück der Betrunkenen!«, höhnte Selast. »Er selbst wird nie verletzt - höchstens seine Gefühle. Außerdem waren Angriffe durch wilde Tiere bisher nicht unsere größte Sorge.«
    Damisa runzelte die Stirn, sie hatte die Anspielung verstanden. Vergangenen Sommer waren zwei Seeleute verschwunden. Die Sumpfbewohner hatten Fährtensucher ausgeschickt, aber die hatten keine Spuren gefunden. In den weit verstreuten Hütten, wo außer den Seeleuten, die sich Eingeborenenfrauen genommen hatten, auch Händler und andere nicht zur Priesterschaft gehörige Atlantiden wohnten, schwirrte es von Gerüchten. Einige behaupteten, die Vermissten hätten nicht länger darauf warten wollen, dass die Purpurschlange wieder in See stäche; sie wären sicher an die Küste zurückgekehrt und dort von einem vorbeifahrenden Schiff aufgenommen worden. Aber das nahm kaum jemand ernst. Insgeheim glaubten die meisten, die Männer seien einfach in einen Sumpf gefallen und in die Tiefe gezogen worden.
    Malaeras Tod war weniger geheimnisumwittert. Die alte Blaue Priesterin war von Anfang an schwermütig gewesen, und irgendwann hatte sie sich im See ertränkt. Damisa hatte den Verdacht, dass Liala ihr die Schuld am Tod der alten Frau gab. Dabei war ich nicht einmal an der Reihe, auf sie aufzupassen, rechtfertigte sie sich mit etwas schlechtem Gewissen, denn tatsächlich war sie diejenige gewesen, der man Malaera am häufigsten anvertraut hatte.
    »Das ist grausam«, sagte sie plötzlich. »Du würdest Kalaran überhaupt nicht vermissen, nicht wahr?«
    »Hängt davon ab«, sagte Selast finster, »ob ich seine Ration bekäme.«
    »Du bist schrecklich«, sagte Damisa, ohne zu merken, dass ihr die Tränen in den Augen standen. »Wahrscheinlich würdest du auch mich nicht vermissen!«
    »Was? Nun rede keinen Unsinn!«, begann Selast, doch in diesem Augenblick traten sie aus dem Wald heraus und fanden die Siedlung in heller Aufregung.
    »Ein Schiff ist auf dem Weg hierher!« Iriel kam ihnen entgegengelaufen. »Reidel und seine Männer sind hinausgefahren, um es den Fluss heraufzulotsen!«
    Elis war ihr etwas langsamer gefolgt. »Sie sind schon seit Stunden fort«, sagte sie. »Es dürfte nicht mehr lange dauern.«
    Alle drehten sich um, als Tiriki aus ihrer Hütte trat. Die kleine Domara lag in den Armen der Saji Metia und beachtete ihre zärtlich winkende Mutter gar nicht. Die Hohe Priesterin war viel fröhlicher geworden, seit das Kind geboren war und sich so prächtig entwickelte, doch als sie sich nun den Priesterschülerinnen zuwandte und sie mit einem Lächeln begrüßte, sah Damisa wieder den alten gequälten Ausdruck in ihren Augen.
    »Sie hofft, dass das Schiff Nachricht von Micail bringt«, sagte Elis leise.
    »Nach so langer Zeit? Nicht anzunehmen«, spottete Selast.
    »Mach du dich nur lustig!«, fauchte Elis. »Dein Verlobter ist am Leben und wohlauf. Und ich weiß immerhin, was Aldel widerfahren ist - und kann um ihn trauern. Aber die Ungewissheit…« Sie schüttelte den Kopf und bekam feuchte Augen. »Es muss schrecklich sein.«
    Damisa verzog spöttisch das Gesicht, aber sie und ihr Verlobter hatten sich

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