Die Ajima-Verschwörung
Mittel einzusetzen, die für die Befreiung von Smith und Diaz notwendig sind.«
»Dann also zurück zu dieser mysteriösen Insel Ajima«, stellte Pitt knapp fest. »Sie sagen, es sei das einzige Gemälde einer Serie, das Suma nicht besitzt?«
»Ja«, erwiderte Jordan. »Nach Hanamuras Worten benahm er sich so, als gäbe er alles darum, es in die Hand zu bekommen.«
»Irgendein Hinweis, wo es sich befinden könnte?«
»Das Bild von Ajima wurde zum letztenmal in der japanischen Botschaft in Berlin, kurz vor der Kapitulation Deutschlands, gesehen. Angeblich wurde es zusammen mit Kunstschätzen, die die Nazis in Italien geplündert hatten, in den letzten Wochen des Krieges vor der vorrückenden russischen Armee mit einem Zug nach Nordwestdeutschland transportiert. Danach ist es spurlos verschwunden.«
»Es gibt also keinen Hinweis darauf, daß es gerettet wurde?«
»Überhaupt keinen.«
»Das ist schade«, meinte Pitt. »Man braucht nur das Gemälde zu finden und den Umriß der Küste, wie sie vom Künstler gemalt wurde, mit einer der Inseln zur Deckung zu bringen, und schon hat man den genauen Ort von Hideki Sumas geheimem Versteck – so geht doch die Gutenachtgeschichte, oder?«
Jordan kniff die Augen zusammen. »Das ist nun mal im Augenblick die aussichtsreichste Spur.«
Pitt war nicht überzeugt. »Spionageflugzeuge und -satelliten müßten die Stelle mit Leichtigkeit entdecken können.«
»Die vier Hauptinseln Japans – Honshu, Kyushu, Hokkaido und Shikoku – sind von fast tausend kleineren Inseln umgeben.
Das Finden der Richtigen kann da wohl kaum als
leicht
bezeichnet werden.«
»Warum konzentrieren wir uns dann nicht einfach auf jene Inseln, die durch einen Tunnel mit einer der Hauptinseln verbunden werden können?«
»Jetzt halten Sie uns mal nicht für dämlich«, sagte Jordan unwirsch. »Wir haben bereits jede Insel, die mehr als zehn Meilen vor der Küste liegt, gestrichen und uns auf die restlichen konzentriert. Zunächst einmal sind auf den Inseloberflächen keinerlei verdächtige Aktivitäten oder Gebäude zu sehen. Das ist auch nicht ungewöhnlich, wenn wir davon ausgehen, daß sich die gesamte Einrichtung tief unter der Erde verbirgt. Und schließlich bestehen beinahe alle Inseln aus Vulkanfelsen, die unsere Sensoren nicht durchdringen können. Habe ich Ihnen damit Ihre Fragen beantwortet?«
Pitt ließ nicht locker: »Niemand kann einen Tunnel ausheben, ohne Erde und Gestein abtransportieren zu müssen.«
»Genau das ist den Japanern aber offensichtlich gelungen.
Eine Analyse unserer Satelliten-Aufnahmen zeigt, daß keinerlei Hinweise auf Tunnelgrabungen an der Küste oder an Straßen, die zu einem Eingang führen, wahrnehmbar sind.«
Pitt zuckte die Schultern und gab auf. »Also sind wir auf ein Gemälde angewiesen, das auf irgendeine Weise den großen Zusammenhang herstellen könnte.«
Jordan beugte sich plötzlich vor und starrte Pitt an. »Und genau in diesem Punkt werden Sie sich Ihr Geld verdienen.«
Pitt glaubte zu wissen, was da auf ihn zukam. »Sie wollen mich nach Japan schicken, damit ich in der Nähe der Inseln tauche, stimmt’s?«
»Falsch«, entgegnete Jordan mit einem überlegenen Lächeln, das Pitt überhaupt nicht gefiel. »Sie fahren nach Deutschland und tauchen in einen Bunker der Luftwaffe.«
35
»Die sind dort untergetaucht, und weg waren sie.« Pitt kauerte auf einem Knie und sah an dem halb versunkenen Traktor vorbei ins schwarze, geheimnisvolle Wasser. Er war müde wegen des Zeitunterschieds und hatte auf dem Flug von Washington hierher nur ein paar Stunden geschlafen. Es ärgerte ihn, daß er nicht einmal die Zeit gefunden hatte, im Gasthof des Ortes ein gutes Frühstück zu sich zu nehmen und bis nachmittags zu schlafen, und er erging sich in Selbstmitleid.
»Die Sicherheitsleinen wurden durchtrennt.« Der junge Offizier, der das deutsche Tauchteam leitete, hielt zwei Enden einer Nylonleine hoch.
»Wodurch? Wir haben überhaupt keine Ahnung.«
»Die Kommunikationsleitungen auch?« Pitt schlürfte gemächlich eine Tasse Kaffee. Lässig griff er mit einer Hand nach einem kleinen Stein, warf ihn ins Wasser und beobachtete die Ringe, die sich bildeten.
»Die Telefonleitung zu den Tauchern wurde ebenfalls durchtrennt«, gab der Deutsche zu. Er war groß und muskulös.
Sein Englisch hatte nur einen leichten Akzent. »Kurz nachdem die beiden Männer in dem kleinen See abgetaucht waren, haben sie einen Unterwassertunnel gefunden, der in Richtung Westen
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