Die Ajima-Verschwörung
eine Ewigkeit, und in Pitt machte sich ein leises Triumphgefühl breit.
Ruhig und völlig entspannt saß er da und überließ das Fahrzeug sich selbst. Er schaltete den Autopiloten ein, steckte auf dem Computer einen Kurs in Richtung Westen ab und wartete dann einen Moment, um sich zu vergewissern, daß
Big Ben
ordnungsgemäß funktionierte. Tatsächlich erreichte sein Gefährt bald seine Höchstgeschwindigkeit und rollte so mühe los über die leere Unterwasserebene, als pflüge er ein Kornfeld in Iowa unter.
Erst jetzt nahm Pitt Kontakt mit Sandecker und Giordino auf und berichtete, er sei auf dem Weg zu
Dennings’ Demons
.
67
Dale Nichols kam eilig auf den Präsidenten zu, als dieser aus dem Aufzug stieg. Der Präsident erkannte sofort, daß sein persönlicher Assistent etwas Dringendes auf dem Herzen hatte.
»Sie sehen aus, als hätten Sie Hummeln im Hintern, Dale. Was ist los?«
»Bitte kommen Sie in den Kommunikationsraum, Mr. President. Ichiro Tsuboi ist irgendwie in unser abgeschirmtes Kommunikationssystem eingedrungen und hat eine Videokonferenz geschaltet.«
»Ist er derzeit im Bild?«
»Noch nicht. Er verlangt, nur mit Ihnen allein zu sprechen.«
»Alarmieren Sie den Lagebesprechungsraum, damit die Anwesenden der Unterredung folgen können.«
Der Präsident betrat einen Raum, der von der Halle vor dem Oval Office aus zu erreichen war, nahm in einem Ledersessel am Ende einer kleinen Bühne gegenüber einer großen, rechteckigen Öffnung Platz.
Er drückte auf einen Knopf an der Armlehne und wartete.
Plötzlich schienen Raum und Zeit in einem Ort, einem Augenblick zusammenzufließen: Auf der anderen Seite der Bühne erschien das lebensgroße, dreidimensionale Bild von Ichiro Tsuboi.
Dank der geheimnisvollen Technologie der Sichtgeräte – Glasfaserübertragung – und der Computerzauberei konnten beide Männer sich gegenüber sitzen und sich unterhalten, als befänden sie sich im selben Zimmer. Das Bild war so unglaublich scharf, daß nicht einmal die Umrisse von Tsubois Gestalt den leisesten Anschein von Verschwommenheit hatten.
Tsuboi kniete steif auf einer Bambusmatte. Seine Hände waren locker zu Fäusten geballt und lagen in seinem Schoß. Er trug einen teuren Anzug, hatte jedoch keine Schuhe an. Er verbeugte sich leicht, als das Bild des Präsidenten in seinem Raum erschien.
»Sie wollten mit mir sprechen, Mr. Tsuboi?« eröffnete der Präsident die Unterhaltung.
»Das ist korrekt«, erwiderte Tsuboi und verzichtete einfach darauf, den Präsidenten mit seinem Titel anzureden.
Der Präsident beschloß, es mit einem Schuß aus der Hüfte zu versuchen. »Na, mit dieser Atomexplosion in Wyoming haben Sie es ja geschafft, meine Aufmerksamkeit zu erregen. Sollte das so etwas wie eine Botschaft sein?«
Die Wirkung der Worte des Präsidenten wurde durch seine offensichtliche Unbekümmertheit noch verstärkt. Der Präsident, ein Vollblutpolitiker, war ein ausgezeichneter Menschenkenner.
Er hatte die Anspannung in Tsubois Augen sofort entdeckt und daraus geschlossen, daß der Japaner nicht aus einer Position der Stärke heraus verhandelte.
Der international bekannte Finanzkünstler und Erbe von Sumas Unterwelt- und Industrieimperium gab sich nach außen hin ruhig und kontrolliert, doch die Tatsache, daß der Präsident bis dahin überhaupt nicht auf die Detonation eingegangen war, hatte ihn aus der Ruhe gebracht.
Yoshishu und er begriffen nicht, wieso der Regierungschef die Atomexplosion einfach ignorierte. »Wir können es kurz machen, Mr. President«, erklärte Tsuboi. »Sie kennen unseren technischen Fortschritt und unseren Vorsprung im Bereich der Verteidigungstechnologie. Und nun haben die Leute Ihres Geheimdienstes Sie – dank Senator Diaz und der Kongreßabgeordneten Smith – auch mit den Möglichkeiten unserer Anlage auf der Insel Soseki vertraut gemacht.«
»Ich bin über das Drachenzentrum und das Kaiten-Projekt voll im Bilde«, konterte der Präsident, dem nicht entging, daß Tsuboi Hideki Suma mit keinem Wort erwähnt hatte. »Und wenn Sie glauben, es gäbe keinen massiven Vergeltungsschlag, wenn Sie noch eine einzige Ihrer Wagenbomben zünden sollten, dann sind Sie einem verhängnisvollen Irrtum erlegen.«
»Es ist nicht unsere Absicht, Millionen Menschen zu töten«, erwiderte Tsuboi.
»Ich weiß, was Sie beabsichtigen, Mr. Tsuboi. Versuchen Sie es nur, und bei Ihnen geht das Licht aus.«
»Wenn Sie als größtes Ungeheuer seit Adolf Hitler in die Geschichte eingehen
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